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Was braucht man für eine legale Kastrationsaktion in Griechenland -(und ganz ähnlich in fast allen Ländern?

Neben dem Wohlwollen der lokalen Verwaltung (Gemeinde, Bürgermeister) muss immer das Veterinäramt mit einbezogen werden. Die Gemeinde ist Eigentümer der herrenlosen Tiere und kann innerhalb gesetzlicher Grenzen über eine tierärztliche Versorgung und auch Kastration der Straßentiere verfügen. Neben lokalen Tierärzten können hier auch ehrenamtlich tätige Tierärzte (wie die des Fördervereins) eingebunden werden.

Die Tierärzte benötigen natürlich eine Genehmigung zur Ausübung ihres Berufes. Dies ist, anders als viele Stimmen stets behaupten, keineswegs mit EU-Recht automatisch vorhanden. Für jedes EU-Land, in dem man als Tierarzt (und dies gilt übrigens für viele andere Berufe die behördlich überwacht werden wie z.B. auch Humanmediziner) arbeiten möchte, muss man die deutsche Approbation im Gastland anerkennen lassen.

Dieses Anerkennungsverfahren ist zwar durch EU-Beschlüsse harmonisiert, nichts desto trotz kann es Monate dauern, bis die notwendigen Unterlagen mit Apostille versehen, übersetzt und beglaubigt sind, der Antrag vervollständigt und zur Prüfung durch die zuständigen griechischen Behörden freigegeben wird. Die Prüfung kann dann bis zu drei weitere Monate in Anspruch nehmen.
Einreichen muss man fast alles bis zum Freischwimmerzeugnis: Apostille, Entbindung der Universität von der Schweigepflicht, Bestätigung der Universität, dass das Studium tatsächlich absolviert wurde (die Approbationsurkunde alleine reicht nicht aus), Schul- und Universitätszeugnisse, eine eidesstattliche Erklärung und alle Übersetzungen und Kopien sind durch befugte griechische Anwälte oder die griechische Botschaft zu beglaubigen, zu guter Letzt noch ein Einzahlungsbeleg über die Verwaltungsgebühr (wenn die Verwaltungsgebühr nicht entrichtet wird, passiert gar nichts. Das merkt man aber erst wenn man nachfragt, eine Aufforderung zur Zahlung gibt es nicht).

Die Antragstellung ist seit einiger Zeit nur noch Online möglich.
Eine Identifikation des Antragsstellers findet entweder durch eine, wenn vorhanden, griechische Steuernummer oder durch ein vorgegebenes Formular statt, welches in einem griechischen Konsulat oder Botschaft in Deutschland vorgelegt und unterzeichnet werden muß. Daraufhin wird ein zeitlich begrenzter Zugangscode zum Online Portal, per Mail an den Antragsteller übermittelt.
Viele hunderte Euro und Monate bis Jahre kostet dieser Spaß. Neben den Verwaltungsgebühren müssen die Übersetzungen und Beglaubigungen bezahlt werden.

Dann benötigt jeder Tierarzt noch eine griechische Steuernummer, sollte Mitglied der griechischen Tierärztekammer sein und muss sich auch in regelmäßigen Abständen um eine Erneuerung der Arbeitserlaubnis kümmern.
Die Gemeinde muss sodann einen geeigneten Raum finden und bereitstellen.
Das Veterinäramt legt fest, wie ein OP-Raum für Kastrationsaktionen beschaffen sein muss.
Muss ein gesonderter Wartebereich geschaffen werden?
Oberflächen, Bodenbeläge, OP-Tische, tierärztliche Instrumente, alles muss strikten Vorgaben entsprechen und wird auch penibel überprüft.

Ist der Raum abgenommen, die Arbeitsgenehmigung für die Tierärzte vorliegend und ein entsprechender Vertrag mit der Gemeinde unter Dach und Fach, könnten die ersten Tiere kastriert werden.
Aber selbst jetzt muss jede einzelne Aktion zuerst dem Veterinäramt mitgeteilt und gesondert freigegeben werden. Und dann kann‘s losgehen ;-).

Trotzdem: Gegenwind kann jetzt immer noch kommen, und auch wir hatten schon des Öfteren auf Anzeigen missgünstiger Zeitgenossen hin die Polizei und das Veterinäramt zu Besuch - das bedeutete Unterbrechung der Operationen, erneute Überprüfung aller Papiere und so weiter.

Die Wildwest-Zeiten im Tierschutz sind definitiv vorbei, und das ist auch gut so. Heute arbeiten wir mit allen Papieren Hand in Hand mit den Gemeinden auf Kreta, auf Rhodos, auf dem griechischen Festland und in anderen Ländern wie Rumänien und den Kapverden.
Und selbst wenn wir dieses ganze Prozedere immer und immer wieder über uns ergehen lassen, so sind wir nie davor gefeit, nicht auch mal über den Rand der Legalität zu stolpern. Menschen, die unsere Arbeit nicht verstehen und uns regelrecht hassen, sind in ihren eigenen Ländern deutlich mehr verankert als wir es jemals sein werden.

So können diese Menschen mit Lügen, Hirngespinsten oder winzigen, nicht zu erfüllenden Lücken im Gesetzestext (der sich auch sehr schnell ändern kann) unsere Arbeit unterbrechen und vielleicht sogar erst einmal verhindern. Bis Gerichte uns dann Freisprechen, kann es Jahre dauern in denen nicht kastriert werden darf.

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

Jetzt spenden!

In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de