Projekte Nordgriechenland
Es ist noch kein Jahr her, als wir von der nordgriechischen Gemeinde „Kozani“, ca 150 km westlich von Thessaloniki, gefragt wurden, ob der Tierärztepool nicht auch hier die Straßentiere kastrieren könnte. Seitdem fanden sieben Einsätze statt und 357 Tiere wurden unfruchtbar gemacht.
Neun Monate später, am 12.10.2023 arbeiten wir zum ersten Mal in Doxato. Diese Gemeinde liegt 150 Kilometer östlich von Thessaloniki. Die Vorbereitungen begannen, wie fast immer mit einem Telefonat, genau zu der Zeit, als ich vor wenigen Monaten die OP-Räumlichkeiten in Kozani in Augenschein nahm.
„Wenn das so weitergeht, brauchen wir mal wieder neue Tierärzte,“ denke ich mir während ich die neusten Neuigkeiten aus Veria lese. Eine Helferin schreibt mir „man, ist die Anna schnell geworden“.
Aber der Reihe nach, denn mit dieser Frequenz, mit der wir um Hilfe gebeten werden, muss selbst ich aufpassen, nicht das eine mit dem anderen zu verwechseln.
Für einen besseren Überblick hier eine Zusammenstellung unserer Arbeit in Nordgriechenland.
Die Geografie
Im Norden Griechenlands ist es bergig. Sehr bergig und wunderschön. Thessaloniki ist die Hauptstadt der Verwaltungsregion Zentralmakedonien mit fast 1 Million Menschen. Fährt man von dort in Richtung Osten, kommt man nach 350 km an die türkische Grenze. 350 km entgegengesetzt, also Richtung Westen, erreicht man die Küstenstadt Igoumenitsa, von wo die Fähren in Richtung Italien ablegen. Auf einer West-Ost-Linie arbeiten wir inzwischen in fünf Städten: Kozani - Veria - Epanomi (im Tierheim von A.C.E.-Tiere in Not e.V.) - Larissa (etwas südlich gelegen) - Doxato.
Kozani
Die Gemeinde stellt die Räumlichkeiten und das Material, das Essen und das Hotel. Alle weiteren Kosten trägt der Förderverein Arche Noah Kreta e.V.. Ein sehr erfahrener Hundefänger bringt die Tiere. Wenn der Tierärztepool es personell schafft, arbeiten wir dort zwei Mal zwei bis drei Tage pro Monat.
Veria
Seit September hat Ilias (ein Tierschützer aus der Region) die Betreuung der Tiere im städtischen Tierheim übernommen. Zuvor fanden seit 2016 Kastrationseinsätze, gesponsert von der "TierInsel Umut Evi e.V.", statt. Seither wurden 2600 Hunde und Katzen in Veria kastriert. Die Gemeinde hielt sich bis dahin aus fast allem heraus. Lediglich die Übernachtungen und Verpflegung bot Veria den Teams an. Das Tierheim war bis dahin eine Katastrophe. Seit September 2022 führte die griechische Kollegin Anna 804 Kastrationen durch. Die Kosten trägt der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. sowie kleinere in der Vergangenheit angefallene Kosten: Wassertränken für den Sommer, Stroh und Hundehütten für den Winter, Restaurationsarbeiten, OP-Kosten für schwer verletzte Tiere. Seit der Übernahme von Ilias hat der Förderverein auch das Gehalt einer weiteren Tierschützerin, Jessica Amberg, übernommen, die seitdem an Ilias Seite arbeitet. Ebenso Zusagen für Hilfen, in welcher Form auch immer.
Larissa
In der Region Larissa kastriert der Tierärztepool in Zusammenarbeit mit der "TierInsel Umut Evi e.V." seit 2016. Damals fanden die Aktionen in den kleineren angrenzenden Gemeinden Tyrnavos und Agia statt. Seit 2021 finden auch Kastrationsaktionen im städtischen Tierheim von Larissa statt. Da die Stadt selbst ein Projekt mit Straßenhunden seit vielen Jahren mit den Tierärztinnen des Tierheims finanziert, wird unsere Hilfe schwerpunktmäßig für die Straßenkatzen in Anspruch genommen. Hier haben wir bisher 904 Tiere kastriert.
Epanomi
Hier betreibt der Verein A.C.E. - Tiere in Not e.V. ein Tierheim, welches Vorbildcharakter für ganz Griechenland hat. Alles läuft dort auf sehr hohem Niveau. Seit 2017 kastrierte der Tierärztepool dort 2003 Tiere, zeitgleich werden Kastrationen das ganze Jahr mit Tierärzten von vor Ort durchgeführt. Finanziert und organisiert wurde alles von A.C.E. - Tiere in Not e.V..
Doxato
Erster Einsatz am 12.10.2023 mit der Tierärztin Valentina Schuster und ihrer Assistentin Lisa Holl. Die Gemeinde hat, ebenso wie Kozani, alles bestens vorbereitet. Vom OP-Raum über das Equipment bis zur Unterbringung unserer Kolleginnen ist alles vorzüglich. Operiert wird in einem Tierheim, in welchem die Zustände akzeptabel sind. Weitere anfallende Kosten trägt ein Privatsponsor und der Förderverein Arche Noah Kreta e.V..
Die Tierärzte
Der Tierärztepool hat inzwischen zehn Tierärzte fest an den Verein gebunden. Es sind acht deutsche Kolleginnen und zwei aus Griechenland. Dr. Melanie Stehle ist für die Einsatzplanung verantwortlich. Sie stellt die Teams zusammen und koordiniert mit den Gemeinden die Kastrationstage. Sie bestellt das Equipment und organisiert den Transport zu den Einsatzorten. Die beiden griechischen Kolleginnen, Antonia und Anna, wohnen in Nordgriechenland, von daher ist ihre Anreise recht unkompliziert. Sie übernehmen die kürzeren Einsätze, die dafür regelmäßiger stattfinden. Unterstützung bekommen sie von ihren deutschen Kolleginnen für längere Einsätze. Anna, wohnhaft in Thessaloniki ist recht neu beim Tierärztepool, aber inzwischen sehr schnell und sicher bei jeder Art von Operation. Es ist wunderbar, mit einheimischen Kolleginnen zusammenzuarbeiten, ihnen eine Perspektive und finanzielle Absicherung bieten zu können und sie im eigenen Land einzusetzen.
Die Zukunft
Wir werden versuchen, die Einsätze in diesen Gemeinden, mit denen wir bisher erfolgreich zusammengearbeitet haben, fortzuführen und, je nach finanzieller und personeller Möglichkeit, auszubauen. Kreta ist davon unberührt, hier versuchen wir eine ganzjährige Präsenz unserer Tierärzte zu ermöglichen. Außerdem finden in Rethymno tagtäglich Kastrationen von ortsansässigen Tierärzten statt, die wir mit finanzieren.
Da wir mit Anfragen aus ganz Griechenland bombardiert werden, müssen im Vorfeld bei jeder Anfrage, ob wir dort kastrieren können, folgende Dinge vor Ort erledigt werden:
Wir benötigen einen unterschriebenen Vertrag des Bürgermeisters, in dem er uns einlädt, seine Straßentiere zu kastrieren
Die Gemeinde ist verantwortlich für die Räumlichkeiten, in denen wir operieren.
Die Medikamente müssen von der Gemeinde zur Verfügung gestellt werden.
Die Unterbringung unseres Teams müssen vor Ort organisiert werden, ebenso die Verpflegung
Das Bereitstellen der Tiere muss vor Ort organisiert werden. Hierbei kann auf örtliche Tierschutzvereine oder die Hundefänger der Gemeinde (falls vorhanden) zurückgegriffen werden.
Wir stehen bei allen Fragen und Problemen helfend zur Seite, aber die Gemeinden können das Problem der Straßentiere nicht mehr nur auf andere abwälzen oder gar ignorieren.