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Die harte Realität auf Kretas Straßen - April 2021

Ein Bericht von Dr. Melanie Stehle, Tierärztin

Fassungslos, aber voll konzentriert analysierten wir den Zustand unseres eingelieferten Notfalls. „Krampfend am Straßenrand liegend, zufällig beim Vorbeifahren gesehen“ sind kurze Gesprächsfetzen, die uns zugespielt wurden. Sehr schnell wird uns klar, dass der kleine Straßenkater vergiftet wurde. Sein ganzer Körper bebte, seine Muskeln krampften unentwegt. Panik in seinen Augen, denn er verstand nicht, welch unkoordinierten Zuckungen und Schmerzen sein Körper ausgeliefert war. Von nun an zählte jede Sekunde, denn dieser Zustand war lebensbedrohlich. Aufkeimende Wut hatte in diesem Moment keinen Spielraum in unseren Gedanken, denn ab jetzt mussten wir rational funktionieren. Und schnell! Eine gut ausbalancierte Narkose, um die Krämpfe einzudämmen, Venenkatheter und Infusion um den Kreislauf stabil zu halten und vor Organversagen zu schützen, Überwachung der Herzfrequenz, denn das Gift lässt häufig die Herzfrequenz auf ein Niveau absinken, dass es zum Stillstand führt und man gegebenenfalls mit Notfallmedikamenten gegensteuern muss. Die Einleitung der Narkose hatte den positiven Nebeneffekt, dass das Katerchen erbrechen musste. Gott sei Dank, denn es half, dass ein Teil des Giftes den Körper zeitnah verlassen konnte.

Um das Nervensystem vor weiteren Schäden zu schützen, muß eine Narkose so lange aufrecht erhalten werden, bis das Gift wieder ausgeschieden wird. Das bedeutete, dass unser kleiner Patient die Nacht in seiner Krankenbox neben meinem Bett verbrachte und ich ihm stündlich Narkose nachgeben musste. Geplagt von Krämpfen und Übelkeit kämpften wir uns durch die Nacht und ich hatte große Bedenken, ob er überleben würde. Ich konnte es nicht zulassen, dass die Boshaftigkeit eines Menschen das noch junge Leben meines unschuldigen Zwerges auslöscht. Diese Genugtuung wollte ich ihm nicht geben!

Was ist schon eine Nachtschicht gegen ein Leben? Morgen früh um 8:00 Uhr sollte ich fit sein, denn dann gehen die Kastrationen wieder los, aber ich hätte auch zehn Nächte geopfert!

Eineinhalb Tage des Bangens und intensivmedizinischer Betreuung machten sich bezahlt. Das Gift entwich allmählich dem Körper und wir schöpften Mut, auf ein gutes Ende hoffen zu dürfen. Um sicher zu gehen, dass er keine bleibenden Schäden an den Organen hat, werden wir ihn mit in unsere Station nehmen. Dort bekommt er alle Zeit der Welt, um sich erholen zu können. Da er recht wild ist, werden wir ihn bei uns im hinteren Teil des Gartens an unserer Futterstelle ansiedeln. In der Hoffnung, dass er bei uns bleibt und sich in das Rudel der dort bereits Wohnenden integriert, darf er bei uns sein restliches Leben ohne Gefahr, Ängste und Schmerzen verbringen.

Eine Station für diese Zwecke zu haben, ist ein Geschenk und wenn wir durch Ihre Hilfe auch das Futter zusammenbekommen, was ja nun wirklich nicht viel ist, haben wir durch unsere Kastrationsaktion nicht nur ungewolltes Leben verhindert, sondern auch gerettet. Diesem Scheusal, der das Gift auslegte, möchten wir nie wieder die Möglichkeit geben, die Einzigartigkeit des Lebens grausam hinzurichten.

 

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

Jetzt spenden!

In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de