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Milla

Zurücklassen ist keine Option

Ein Bericht von Thomas Busch, Tierarzt

Küchenatmosphäre. 

Der Kaffeegeruch zieht durch den Raum. Herbstliche Sonnenstrahlen kommen durch unsere alten Holzfenster herein und nehmen neben uns Platz. Ansonsten herrscht Schweigen. Unser Müsli wird nebenbei gegessen und der Löffel ist der Einzige, der Geräusche macht, wenn er in die Schale zurückgelegt wird. So ist es immer in dieser Zeit, wenn der Weihnachtsreport entsteht. Melanie und ich lesen und schreiben extrem viel, suchen Bilder heraus, telefonieren. Der Alltagswahnsinn muss warten. So sitzen wir auch heute an unserem Küchentisch und konzentrieren uns auf das, was unsere Kollegen und Assistenten an Texten für Sie geschrieben haben. 

Plötzlich höre ich ein leises Schluchzen. Ich schaue auf und sehe eine Träne an Melanies Wange herunterlaufen. Manche Berichte gehen selbst uns unter die Haut. 

„Was ist los?“ frage ich leicht erschrocken. 

Melanie reicht mir ihren Laptop rüber. Reden kann sie gerade nicht. 

Der Text von Lisa… ich kenne ihn. Er reißt einen Schmerz bei Melanie auf und trifft sie ganz unerwartet. 

Das Gefühl, irgendwo wegfahren zu müssen und irgendwen zurücklassen zu müssen, ist die Hölle. Ich musste diese Hölle zigfach durchleben, als ich vor vielen Jahren auf Kreta anfing zu arbeiten. Bei damals 600 Hunden in einem Tierheim wusste ich, dass ich, mir ans Herz gewachsene Tiere, nie wiedersah, wenn ich nach Deutschland zurückkehrte, weil es niemanden gab, der die Therapie fortsetzen konnte. Es war wirklich die Hölle!

Heute weiß ich eine Vielzahl von Tierschützern auf Kreta und behaupte, dass es so etwas auf dieser Insel nicht mehr gibt.

Aber es gibt andere Orte. Und es gibt Milla. Melanie traf während einer Kastrationsaktion in Veria auf sie. In Veria herrscht stets Verzweiflung mit Notfalltieren. Milla wurde ihr mit einer hochgradigen Flüssigkeitsansammlung in der Bauchhöhle vorgestellt.  Der Verdacht auf Herzwürmer bestätigte sich.  Notfallpatienten aus den Händen in eine ungewisse Zukunft zu geben, das war nicht die Lösung.  Melanie war total verzweifelt. Eine Reise nach Deutschland kam nicht in Frage, aber wozu haben wir eine Station auf Kreta? Irrwitzig, Tiere von ganz Griechenland dort aufnehmen zu wollen, aber Milla berührte Melanie in zweifacher Weise. Einmal aufgrund ihrer lebensbedrohlichen Krankheit und wegen einer Ähnlichkeit zu einer gewissen Elsa. Elsa, unsere Hündin, die  versucht, unsere angespannte Küchenatmosphäre durch ein lautes Schnarchen zu durchbrechen. Elsa wäre tot, wenn Melanie sie damals nicht mitgenommen hätte. Als sie mir das Foto von Milla zeigte, dachte ich im ersten Moment, es sei wirklich Elsa, so sehr gleichen sich die beiden. 

Unsere Kollegin Sarah Stumpp war unterwegs mit dem Auto von Deutschland nach Kreta, musste aber über Thessaloniki fahren, weil sie Equipment für einen Einsatz in Epanomi im Auto hatte und sie war dort auch als zweite Tierärztin bei dem Kastrationseinsatz mit eingeplant. Alles andere muss ich hier jetzt nicht weiter ausführen. Milla ist inzwischen im NLR, ihre Therapie wurde fortgeführt und wir hoffen, dass wir den Therapiekampf gegen die Herzwürmer gewinnen. 

Mit diesem Hintergrund werden Sie verstehen, warum das Anfertigen unseres Reportes nicht immer einfach ist und Lisa mit ihren Zeilen auch bei alten Hasen mitten ins Herz treffen kann. Wir werden alle vorhandenen Kräfte aufwenden, damit sich die Zustände überall da, wo wir uns die Möglichkeiten erarbeiten, ändern. 

Gestern, heute und morgen. 

Ihr Thomas Busch mit Müsli und Sonnenstrahlen in einer eigentlich romantischen Küchenatmosphäre. 

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an info@tieraerztepool.com .


Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de