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Larisa - November 2022

Ein Bericht von Dr. Melanie Stehle, Tierärztin

Seit Langem freute ich mich schon auf den Einsatz in Larisa, Nordgriechenland. Nicht nur, weil wir den letzten Besuch in sehr guter Erinnerung behalten hatten. Es lag schlichtweg daran, dass es ein Katzen-Kastrationseinsatz werden sollte. Auch wenn ich stolze Hundebesitzerin bin, gehört den Katzen mein Herz. Ihre Schönheit, Einzigartigkeit und Cleverness faszinieren mich. Sie sind Überlebenskünstler, selbst wenn die Bedingungen hierzu manchmal eine andere Sprache sprechen und bei genauem Beobachten deutlich wird, dass viele Katzen, vor allem die Katzenkinder, keine Chance auf ein Überleben haben. Zumindest nicht im Herbst, mit Blick auf die nahende Kälte.
Auch kam ich mehr oder weniger direkt aus Afrika, von einem Einsatz auf der Insel Brava zurück. Dort operierten wir überwiegend Hunde, bei deren Kastration die Fäden noch weit fester angezogen werden müssen als bei Katzen. Das geht verdammt schmerzhaft auf die Fingergelenke und die Haut reißt durch das Festziehen der Ligaturen immer weiter ein. So gesehen sind Katzenkastrationsaktionen Finger- und Gelenksurlaub.

Voller Motivation beginnen wir unseren Operationsmarathon. Auf Brava arbeitete ich mit Kolleginnen und Helfern, die ich zuvor nicht kannte. Somit dauerte es einige Tage, bis ich herausgefunden hatte, auf welchem Wissensstand sich die einzelnen Kolleginnen und Kollegen befanden. Ich hatte die chirurgische Leitung übernommen, was bedeutete, dass ich die komplette Verantwortung innehatte. Das ist bei einem Team aus unterschiedlichen Nationen und unterschiedlicher Erfahrung nicht gerade ein leichter Job. Somit war Larisa nicht nur ein Finger- und Gelenksurlaub, sondern generell fast eine Erholung, denn das Team hier hat schon unzählige Male zusammengearbeitet und jeder hört an den Atemgeräuschen des anderen, was derjenige gerade denkt oder wünscht. Die Positionsfindung dauerte nicht Tage, sondern wenige Sekunden.

Frei von Sorgen und ungebremst von schwierigen Situationen durchlaufen wir die ersten Tage. Selten verlassen wir „OP-Mädels“ unseren Raum. Viel zu sehr sind wir auf unser Ziel fokussiert, so vielen Tieren wie möglich zu helfen. Dennoch muss gelegentlich das Wasser, das uns Ronja zwingt zu trinken, wieder aus dem Körper heraus. Das ermöglicht mir einen Blick in die anderen Räume vor unserem OP, der mich Schmunzeln lässt und mich fröhlich stimmt.

 

Hunderte Menschen waren den Aufrufen der Tierschützer gefolgt, Katzen aus der Umgebung einzufangen und zur Kastration zu bringen. Es herrscht buntes Treiben im Büro bei der Registrierung der Katzen, Katzenkäfige werden ausgeliehen oder dankend zurückgebracht. Die Organisatoren Doris und Max von der "TierInsel Umut Evi e.V." kümmern sich liebevoll um alle operierten Katzen und sorgen dafür, dass es ihnen an nichts fehlt. Und während wir im OP und Nachsorgebereich vor uns hin arbeiten, schrubbt unser Helfer Albert sämtliche Käfige, die ihm gebracht werden. Und das sind viele. Stunde um Stunde, Tag für Tag. Nichts bringt ihn aus der Ruhe und seine fröhliche Partymusik lässt auch uns im OP die Stimmung auf hohem Kurs halten.

Es ist schwierig für mich zu schätzen, wie viele Menschen tatsächlich mit der Zuarbeitung beschäftigt sind. Allein die bürokratischen Hindernisse um eine Kastrationsaktion mit all ihren Genehmigungsverfahren und offiziellen Schreiben in geregelte Bahnen zu bringen, erfordert viel Kraft, Zeit und Durchhaltevermögen. Knapp vierhundert Katzen einzufangen, braucht viele helfende Hände. Dies logistisch zu organisieren ebenfalls. Alle Menschen mit den benötigten Informationen rund um die Operation zu beraten, einzuweisen und wichtige Informationen den betreuenden Menschen an die Hand zu geben - das erfordert viel mehr Organisation, wie man manchmal denkt.

Und mit all diesen Eindrücken in meinem Kopf kehre ich in unseren OP zurück. Beschwingt betrachte ich die wartende Katze, die Sabrina bereits für mich vorbereitet hat. Was wäre ich nur ohne meine OP-Schwester Sabrina - das kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Gemeinsam haben wir schon so Vieles erlebt und durchlebt. Gemeinsam gelacht und geweint. Gesprochen und geschwiegen, weil jeder schon wusste, was der andere denkt.
Und um unsere eigentliche OP-Tätigkeit wegen der bürokratischen Zusatzaufgaben nicht einschränken zu müssen, haben wir Ronja mit ins Team geholt. Ronja, von Klüßi auch liebevoll „das Küken“ genannt, ist ein wahrer Segen für uns. Ohne Dich liebe Ronja hätten wir nicht das leisten können.

Und so freue ich mich, ein Teil in diesem großen Rad zu sein. Das nicht mehr zu stoppen ist, denn eine Vielzahl an Menschen möchte, dass es sich weiterdreht. Dass wir alle zusammen die Welt für die Katzen in eine bessere verwandeln. Unsere liebenswerten Mitgeschöpfe irgendwann nicht mehr hinter Mülltonnen auf Futter warten müssen und für jede einzelne Katze ein verdientes Plätzchen am wärmenden Ofen möglich ist. Dafür setzen wir uns ein - ich danke Euch allen dafür!

Für unsere schwarz-weißen Katzenkinder - wir werden Euch stets in Erinnerung behalten. Ihr seid unsere Motivation, uns für eine bessere Welt einzusetzen. Gestern, heute und morgen.

Eure Melanie

Erfolge dieses Einsatzes

  • 374 Kastrationen
  • 216 Katzen
  • 148 Kater
  • 7 Hündinnen
  • 3 Rüden

Die Kastrationsaktion wurde organisiert und finanziert von der TierInsel Umut Evi e.V.

Tierinsel Umut Evi e.V.
Volksbank Mittelhessen e.G
IBAN DE 30 513 900 00 00 799 931 07

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de