Für mich ist nach wie vor entscheidend, ein Team um mich herum zu haben, welches zusammensteht. Welches zusammenhält und bei jeder Aktion zusammenwächst. Und genau das tat es.

Ein Bericht von Dr. Melanie Stehle, Tierärztin

Anfang Juli 2023 führten wir zusammen mit der "TierInsel Umut Evi e.V." eine siebentägige Kastrationsaktion in Larissa (Nordgriechenland) durch. Knapp 300 Katzen konnten wir in dieser Zeit kastrieren. Zeitgleich hatte Griechenland mit sehr hohen Temperaturen zu kämpfen und Feuer brannten, wie jedes Jahr, an vielen Stellen. Wir hatten die Befürchtung, unser Projekt könnte nicht den gewohnten Erfolg bringen, denn viele Katzen verkriechen sich gerne bei diesen Temperaturen im Schatten. Doch die Bedenken waren unbegründet: perfekt organisiert brachten Bürger und Tierschützer täglich so viele Katzen, wie wir im OP Kapazitäten freihatten. Unsere freiwilligen Helfer waren pausenlos damit beschäftigt, Tiere bei Menschen ohne Auto abzuholen oder bereits kastrierte Katzen wieder an ihre Futterstellen zurückzubringen. Gelegentlich sah ich sogar ein Taxi vorfahren und jemand stieg mit einer gefüllten Katzenbox aus. Die Dankbarkeit, die uns entgegengebracht wurde, war immens und rührend.

Wir wurden buchstäblich auf Händen getragen, kein Wunsch blieb unerfüllt. So konnten wir uns maximal auf unsere Aufgaben konzentrieren: während im OP eine Katze nach der anderen kastriert wurde, kümmerte sich das Nachsorge-Team um ein sanftes Aufwachen. Eine beruhigende Stimme, eine neue, frische Einlage in die Katzenbox, eine erste kleine Mahlzeit oder auch so manches Mal eine kleine Streicheleinheit - es sollte unseren Patienten an nichts fehlen.

Und so verging Tag um Tag und keiner war wie der andere. Die erlebten Eindrücke nach einer intensiven Kastrationswoche sind enorm und so Manches prägt mich und ich nehme es mit nach Hause. Nach dieser Woche zum Glück nicht physisch :-)
So war mein Gefühl beim Abschied aus Larissa ein durchaus positives - denn das Gesamtkonzept in dieser Stadt ist gut und der Veränderungswille, etwas, noch nicht so ganz Rundes, zum Guten zu wenden, riesig. Auch wenn wir nicht verschont blieben von traurigen Schicksalen, weil Kätzchen vergiftet wurden, an Parvovirose starben oder zu klein waren, um das Fehlen der Katzenmama zu überleben - glaube ich ganz fest daran, dass wir bei dieser dritten Aktion wieder ein gutes Zeichen setzen konnten. Täglich wurde auf Socialmedia über das Voranschreiten der Kampagne berichtet. Zeitungsartikel erschienen und präsentierten den Bürgermeister inmitten unseres Teams. Die Gastfreundlichkeit bei der Unterbringung, dem Essen und der Versorgung mit gutem Kaffee war herzerwärmend.

Und als wir uns am letzten Abend noch zu einem Abschiedsgetränk mit unseren griechischen Tierschutzfreunden in einer Taverne trafen, sah ich einige Menschen, die ich, da meist hinter dem OP-Tisch stehend, bisher nicht wahrgenommen hatte. Sie lächelten uns wohlwollend zu und bestellten uns leckere Getränke, die wir auf keinen Fall selbst bezahlen durften. Ich erfuhr, dass die Anwesenden es sich nicht nehmen lassen wollten, mit uns den letzten Abend zu verbringen. Die meisten von ihnen hatten viele Katzen von ihren betreuten Futterstellen zur Kastration bringen dürfen und dafür wollten sie ihre Dankbarkeit zeigen. Welch schöne Geste! Und so reisten wir mit dem Versprechen ab, baldmöglichst wieder kommen zu wollen.

Für mich ist nach wie vor entscheidend, ein Team um mich herum zu haben, welches zusammensteht. Welches zusammenhält und bei jeder Aktion zusammenwächst. Und genau das tat es. Dafür möchte ich mich bei jedem Einzelnen von euch nochmal ganz herzlich bedanken. Ihr habt mir unendlich den Rücken gestärkt!

Danke
Eure Melanie