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Praktikumsbericht Februar 2020

von Lisa Jacobmeyer, Tierärztin

Drei Jahre nach der Beendigung meines Studiums der Tiermedizin und einer anschließenden Dissertation hatte ich mich dazu entschlossen wieder Praxisluft zu schnuppern. Nach kurzer Überlegung stand für mich fest, dass ich gerne ein Kastrationsprojekt im Ausland unterstützen möchte und es dauerte nicht lange, bis ich auf die Arbeit des Tierärztepools aufmerksam wurde.

Einfach und unkompliziert ermöglichte mir Thomas Busch, der Vorsitzende des Vereins, die Unterstützung des tierärztlichen Teams vom Förderverein Arche Noah Kreta e.V. vor Ort in Griechenland. Und dann ging es auch ganz schnell: Knapp vier Wochen später ging der Flieger Richtung Kreta, auf in ein neues Abenteuer.

Auf Kreta angekommen, wurde ich direkt sehr herzlich von Antonia und Christina in Empfang genommen. Nachdem sie mich am Flughafen eingesammelt hatten, ging es weiter nach Ierapetra, wo die nächsten vier Tage eine Aktion geplant war. Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen zu einem alten, etwas heruntergekommenen Schlachthofgelände auf dem sich einige Hunde tummelten.

Überwältigt von der Freundlichkeit und Zutraulichkeit der Tiere ging es direkt mit dem Aufbau des OPs und anschließenden mit den Kastrationen los. Vormittags wurden in dem kleinen, eher zweckmäßigen Raum Rüden und Hündinnen kastriert, während nachmittags vor allem Katzen und Kater an der Reihe waren. Oft blieb es jedoch nicht nur bei dem operativen Einsatz der Kastration, denn häufig blickten wir in zwei verängstigte Augen, die unter Schmerzen bedingt von Abszessen oder ulzerierenden Tumoren litten.

Man fragte sich, was den Tieren wohl alles passiert ist, was sie erlebt hatten, welche womöglich negativen Erfahrungen sie mit Menschen hinter sich hatten. So tasteten wir uns vorsichtig an die Tiere heran, versuchten Vertrauen zu ihnen aufzubauen, um den mit der OP verbundenen Stress so gering wie möglich zu halten und ihnen so die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen.

Nachdem wir den ersten Tag gemeistert hatten, sind wir nach einer kleinen Stärkung direkt ins Bett gefallen. Schlafen konnte ich jedoch nicht gleich, ich musste erst mal den Tag und die ganzen Eindrücke Revue passieren lassen. Ich musste an all die Hunde und Katzen zurückdenken, die vielleicht niemals die Chance haben werden, ein geliebtes Familienmitglied zu werden. Viele der Schicksale verfolgen einen länger, aber das Mitgefühl und der Gedanke weiteres Leid verhindern zu können, treibt einen weiter an.

So ging es die nächsten Tage auch voller Tatendrang weiter. Es ist bewundernswert, wie konzentriert und liebevoll Antonia und Christina bei der Arbeit sind und wie sehr sie sich bemühen, ihr Bestes zu tun, um den Vierbeinern zu helfen. Nach vier erfolgreichen Tagen in Ierapetra und einer großen Anzahl an Kastrationen ging es für uns Freitagabend zurück zum „NLR – New Life Resort“ in der Nähe von Rethymno.

Am Samstag stand die Versorgung der Stationstiere am Programm. Nachdem ich alle Vierbeiner, die sich im NLR erholten bzw. auf ihre Vermittlung warteten, kennengelernt hatte, stärkten wir uns mit einem gemeinsamen Frühstück und begannen mit den Operationen der Stationstiere. Auf dem Programm stand neben den Kastrationen auch eine Schwanzamputation, eine Bulbusextraktion und eine Darmoperation. Nachdem alle Tiere versorgt waren, haben wir den Abend mit einem leckeren, gemeinsam gekochten Abendessen ausklingen lassen.

Nach einem freien Tag ging es am Montag weiter und wir kastrierten in einer Tierarztpraxis in Chania zwei Hündinnen. Zurück im NLR wurde auch schon alles für die nächste große Aktion in Agios Nikolaos vorbereitet: Besteck sterilisiert, OP Utensilien sortiert, Medikamente aufgefüllt und schließlich alles in Kisten im Auto verstaut. Dienstag ging es dann um 07:00 Uhr los Richtung Agios Nikolaos. Zwei Stunden später erreichten wir den Standort des Tierschutzvereins „VOCAL – Voice of the Cats Alliance“.

Nach einem freundlichen Empfang und dem Aufbau des Equipments ging es auch direkt los. Wieder wurden neben den geplanten Kastrationen auch die Versorgung vieler Straßenkatzen mit schmerzhaften Erkrankungen wie Abszessen, Plattenepithelkarzinomen, Verletzungen der Augen, der Zähne oder des Schwanzes geleistet. Leider konnte bei dem Einsatz nicht jedem Tier erfolgreich geholfen werden, weil sie an einer nicht mehr therapierbaren Erkrankungen litten, oder bereits so geschwächt waren, dass sie sich trotz tierärztlicher Hilfe nicht mehr erholten.

Vier Tage und 199 Kastrationen später machten wir uns Freitagabend wieder zurück zum NLR. Angekommen entluden wir das Auto und bereiteten alles für meine Abreise am nächsten Morgen vor. So neigte sich meine Zeit auf Kreta leider viel zu schnell dem Ende zu und ich konnte neben meinen Sachen auch jede Menge neue Erfahrungen und Erinnerungen einpacken.

Es hat mich sehr gefreut, dass ich einen Einblick in die so unglaublich wichtige Arbeit des Teams vom Tierärztepool erhalten habe und die Arbeit vor Ort unterstützen durfte. Dafür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Danke, dass Ihr mich so herzlich aufgenommen habt, und vielen Dank, dass Ihr Euch so liebevoll und unentwegt um das Schicksal dieser armen Vierbeiner kümmert.

Lisa Jacobmeyer

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de