Skip to main content Skip to page footer

Larisa - September 2023

Von Blut, Schweiß und so manchen Tränen

Ein Bericht von Tabea Kaes

01.30 Uhr, der Wecker klingelt - heute geht es los, nach Ewigkeiten mal wieder fliegen, neue Menschen treffen und ein neues Land kennenlernen. Ein Land mit vielen tausenden Straßentieren.
Ich kannte niemanden vom Team. Zwar hatte ich mit Doris Dorschner-Walleitner zuvor schon telefoniert, doch was in der nächsten Woche auf mich zukommen würde, konnte ich mir nur ausmalen. Umso gespannter wurde ich, als ich am Flughafen Sabrina Klüßendorf kennenlernte, nicht zu übersehen, mit ihrem knallpinken Pullover in der Menschenmasse, welche sich schon um 3.30 Uhr am Hamburger Flughafen tummelte.

Einige Gespräche und Kaffees später landeten wir um 13.10 Uhr endlich in Athen. Als wir aus dem Flugzeug ausstiegen, begrüßte uns Griechenland mit einem Schwall aus heißer Luft und prallender Mittagshitze - bei nunmehr 38 Grad Celsius ging es vom Flughafen Athen, wo wir herzlichst von Christina Schomann, sowie den beiden Tierärztinnen Antonia Xatzidiakou und Melanie Stehle - allesamt vom Tierärztepool - begrüßt wurden, in Richtung Larissa. Die Autofahrt konnte gut genutzt werden, um die vorbeifliegende bergige Landschaft Griechenlands zu genießen, die anderen - für mich neuen - Menschen kennenzulernen oder sich durch das monotone Autofahren in den Mittagsschlaf schaukeln zu lassen.
Am Abend kamen wir dann zum ersten Mal im Tierheim von Larissa an, die Wärme des Tages war noch deutlich zu spüren, als wir die ersten mitgebrachten Sachen aus den Sprintern luden und herzlich von einer Griechin empfangen wurden, die in dem Tierheim arbeitet. Hier werden wir die nächste Woche jeden Tag dutzende Stunden verbringen, um den Tieren in Larissa ein besseres Leben bieten zu können.

Der Anreisetag war geschafft und die Müdigkeit machte sich bei uns allen bemerkbar. Wir fuhren ins Hotel in Larissa, welches uns ein wunderschönes Ambiente bot und den Aufenthalt mehr als angenehm machte.
Der nächste Tag startete mit Frühstück und warmen Sonnenstrahlen, bis wir ins Tierheim nach Larissa fuhren. Dort wurde alles für die Kastrationen vorbereitet und das OP-Team machte sich fertig für die ersten Kastrationen.
Ich selbst konnte erstmal in Ruhe in die Materie einsteigen, Doris erklärte mir, worauf ich besonders zu achten hatte und was wichtig bei der Nachsorge der kastrierten Tiere sei. Zwischenzeitlich konnte ich draußen in der Sonne bereits die ersten Katzenkörbe mithilfe von Max saubermachen, sodass sie für die jeweilige Katze wieder gereinigt zur Verfügung standen, wenn die Katzen aus dem OP kamen. Jede Katze erhielt bei ihrer Ankunft eine eigene Box, welche registriert und nummeriert wurde, sodass die Katzen nach den Operationen wieder dort ausgesetzt werden konnten, wo sie herkamen. Auch Besonderheiten, welche den Tierschützern beim Einfangen der Katzen auffielen, wurden dokumentiert.
Mit der Kastration erhielt jede Katze und jeder Kater einen Mikrochip, eine Parasitenbehandlung sowie eine Ohr- und Zahnreinigung.

Im Nachsorgebereich war es wichtig, die sich übergebenden Katzen gut zu kontrollieren, da sie nach der Narkose leicht daran hätten ersticken können. Auch wurden regelmäßig die Tuchunterlagen der Katzenboxen gewechselt, sodass die Katzen weiterhin in einer sauberen Box aufwachen konnten. Am Abend bekamen die Katzen, welche schon recht fit waren, noch eine kleine Mahlzeit. Am nächsten Morgen gab es noch einmal Futter, eine Kontrolle ihres Zustandes und zurück ging es zu dem Ort, an dem sie eingefangen wurden.
 

 

Der erste Tag verflog wie in einer Zeitmaschine. Die Uhr zeigte knapp 22 Uhr an, als wir uns auf den Rückweg zum Hotel machten, um dort noch die Straßenkatzen zu füttern.
Die kommenden Tage bestanden daraus, morgens ein kurzes Frühstück hinunterzuschlingen, um dann schleunigst ins Tierheim zu fahren, um die wartenden, kastrierten Katzen vom Vortag zu versorgen, bis es für sie nach und nach wieder auf die Straße ging. Einige Notfalltiere - vor allem junge Katzenbabys - wurden uns besonders am Wochenende gebracht und forderten viel Aufmerksamkeit, bis sie am nächsten Werktag zu den lokalen Tierärzten zur weiteren Versorgung und Fürsorge gebracht werden konnten.

Besonders aufgefallen ist mir, dass wahnsinnig viele verschiedene Hände zum Helfen benötigt werden. Die Tierschützer aus Griechenland fangen unermüdlich die Katzen von den Straßen ein, um sie später wieder dorthin zurückzubringen. Die Mitarbeiterinnen des öffentlichen Tierheims haben alle Hände voll zu tun, die vielen Boxen zu nummerieren und die jeweiligen Formalien der Katzen einzutragen. Diese werden später mit in den OP gebracht, wo sie weiter ausgefüllt werden. Jede Katze erhält einen Mikrochip, mit dem sie nicht mehr als besitzerlose Straßenkatzen gelten, sondern zu der Gemeinde Larissa gehören.

Durch die Fürsorge der lokalen Helfer, wurden wir tagtäglich mit allem versorgt, was das Herz begehrt; ob kühlende Smoothies, Kaffee oder eine Fahrt zur Apotheke – sie unterstützten uns, wo sie nur konnten.
Rückblickend bin ich erstaunt, wie schnell man in seine Tätigkeit einsteigt. Besonders war es für mich, die Realität vor Ort zu erleben. Ich habe mich schon zuvor im Tierschutz engagiert, jedoch zuvor nur in Deutschland. Ein anderes Land so intensiv kennenzulernen, die Problematik vor Ort mitzuerleben und auch zu merken, wie die eigene Hilfe ankommt, war eine unvergessliche Erfahrung. Die vielen verschiedenen Menschen, auf die man trifft, die Diskussionen, die geführt werden und die Trauer und Freude, die gemeinsam geteilt wird – all das ist eine Bereicherung für die persönliche Entwicklung und das Verständnis.
Mir wurde klar, wie viel Handlungsbedarf es vor Ort gibt, um den Tieren ein besseres Leben beschaffen zu können. Die Aufklärung über die Problemlage, das Verständnis der Menschen über den Zustand der Straßentiere ist eines der Kernpunkte der Tierschutzarbeit im Ausland. Jedoch ist eines von besonderer Bedeutung: das Problem der Überpopulation der Hunde und Katzen an der Ursache zu beheben; genau deshalb sind die Kastrationen der Straßentiere so wichtig.
Der Einsatz in Larissa brachte 309 kastrierte Katzen und Kater zum Ergebnis. Eine Leistung, welche ohne so viele helfende Hände und tierliebe Menschen nicht möglich gewesen wäre. Mit unserem Einsatz konnte nicht nur die Situation der 309 kastrierten Katzen und Kater verbessert werden, sondern auch unzähliges weiteres Tierleid verhindert werden. Diese 309 Individuen hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem Jahr etwa 2-3 mal neue Individuen von einer Zahl von etwa 2-6 Babys pro Tier und Wurf (!) gezeugt. Diese wären irgendwann ebenfalls geschlechtsreif geworden und hätten sich gleichermaßen vermehrt.

Daraus lässt sich erkennen, wie durch einen kleinen Eingriff die Problematik der Überpopulation in den Griff zu bekommen ist. Hierfür sind jedoch Menschen notwendig, die etwas verändern und erreichen wollen, um den Tieren auf der Welt ein besseres Leben bieten zu können; denn – "there is so much work to do".

Dank
Ich möchte mich bei ganz besonderen Menschen für den Einsatz bedanken:
Bei Max und Doris von der Tierinsel Umut Evi e. V., über welche ich von dem Projekt erfuhr. Ihr leistet eine wichtige und tolle Arbeit, seid mit dem gesamten Herzen dabei und seid euch für keine Arbeit zu schade. Eure unermüdliche Ruhe und Geduld, eure Herzlichkeit, eurer Engagement und eure „kleinen“ Diskussionen haben diesen Einsatz unvergesslich gemacht, vielen Dank für eure Fürsorge, die Organisation und tatkräftige Entschlossenheit, den Tieren in Larissa bessere Bedingungen zu schaffen und Aufklärung zu leisten, um ein Verständnis der Bevölkerung über die notwendigen Maßnahmen hervorzurufen.  
Christina und Sabrina vom Tierärztepool haben mir viel im Umgang mit den Katzen gezeigt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ihr riesiges Mitgefühl. Bei jeder Gelegenheit haben sie an die streunenden Tiere gedacht und ihnen Futter besorgt – sei es am Hotel oder in der Stadt beim Imbiss. Diese Umsichtigkeit und Hilfsbereitschaft hat mich jedes Mal aufs Neue fasziniert und mich überzeugt, dass es gute Menschen gibt.
Auch ein großer Dank gilt der lieben Melanie vom Tierärztepool, ohne welche die Kastrationen nicht möglich gewesen wären. Für jedes Tier hat Melanie alles in ihrer Macht Stehende gegeben, hat mit den lokalen Bewohnern gesprochen, wenn sie Fragen hatten, hat unermüdlich operiert und mir dabei auch noch meine tausenden Fragen beantwortet. Auch ein dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön, für dein tolles Engagement!
Eure Tabea

Info

Die Kastrationsaktion wurde organisiert und finanziert von der TierInsel Umut Evi e.V.

Tierinsel Umut Evi e.V.
Volksbank Mittelhessen e.G
IBAN DE 30 513 900 00 00 799 931 07

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

Jetzt spenden!

In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de