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Meine Reise mit Tierärztepool nach Kreta im August 2021

Im August 2021, also vor genau einem Jahr, hat Kathrin Hartmann (Autorin und Filmemacherin) unseren ersten Vorsitzenden Thomas Busch und unser Team nach Kreta und Rumänien begleitet.

Wir haben die Erlaubnis diesen Auszug mit euch zu Teilen. Die ganze Reportage über die Reise findet sich in ihrem Buch „Mein grüner Hund. Plädoyer für ein faires Leben mit unseren Vierbeinern“, das im Blessing-Verlag erschienen ist.

Link zum Buch bei Blessing


Das Häufchen Elend hat noch keinen Namen. Es liegt zusammengerollt hinter Gittern und atmet flach. Obwohl sein Fell beige ist, wirkt das Tier grau. Es ist übersät mit kleinen schwarzen Punkten: Flöhe und Flohkot. In seinem Vorderbeinchen steckt ein Katheter, aus einem Tropf fließt Infusionslösung in seinen winzigen Körper. Der Kleine leidet an Parvovirose, einer gefährlichen Infektionskrankheit, die bei Welpen, wenn sie nicht rasch behandelt wird, oft tödlich endet. Es ist ein qualvoller Tod. Die meisten Geschwister dieses Hundes sind ihn bereits gestorben. Tierschützerinnen fanden den wenige Wochen alten Rüden bei einem alten, mittel- und gehörlosen Mann, der mit seinen acht Hunden völlig überfordert war. Die Transportbox, in der er liegt, steht auf einem Anhänger im Schatten eines Olivenbaums: Eine provisorische Isolierstation – Parvovirose ist hoch ansteckend. In der Ferne glitzert das Meer, und der Horizont flimmert unter der Augusthitze. Kaum bin ich auf Kreta angekommen, schon zeigt mir dieses winzige Wesen, das um sein Leben kämpft, das ganze Ausmaß des Hundeelends. „Verlieb' dich bloß nicht“, sagt Thomas Busch, „wir wissen nicht, ob er überleben wird.“ Zu spät. Ich habe dem Parvo-Welpen schon einen Namen gegeben: Parvorotti. „Du schaffst das, kleiner Mann“, flüstere ich durch die Gitterstäbe und hoffe so sehr, dass ich recht behalte.

Ich stieß auf den Tierärztepool und sein Konzept des medizinischen Tierschutzes, als ich für ein Kapitel zum Auslandstierschutz für mein Buch "Mein grüner Hund" recherchierte. Rund 30 000 Hunde werden jedes Jahr durch den Auslandtierschutz nach Deutschland vermittelt. Dennoch gibt es in vielen Ländern noch unzählige Straßenhunde. Denn: für jeden vermittelten Hund aus dem Zwinger kommt mindestens ein neuer nach und es ist beim besten Willen nicht möglich, alle nach Deutschland oder ein anderes Land zu vermitteln. Deshalb wollte ich wissen: wie sieht guter Auslandstierschutz aus? Und was hilft vor Ort wirklich, um das Streunerproblem zu lösen? Also schrieb ich Thomas eine Mail. Er rief mich sofort an – und lud mich ein, ihn und sein Team bei einer Kastrationsaktion zu begleiten. Und so saß ich kurz darauf im Flugzeug nach Kreta.

Thomas holt mich am Flughafen Heraklion ab, wir fahren nach Rethymnon im Norden der Insel. Dort steht sein Team schon seit den frühen Morgenstunden am OP-Tisch, um Hunde und Katzen zu kastrieren. „Als ich vor zwanzig Jahren hier am Strand herumlief, da streunten hunderte Hunde herum“, erzählt Thomas. „Eine läufige Hündin hatte immer zwanzig Rüden um sich herum, die zogen dann wild durch die Stadt.“ Sowas gibt es hier auf der Insel schon lange nicht mehr. Allein in Griechenland hat der Tierärztepool seit 2015 rund 60 000 Hunde und Katzen kastriert, die meisten davon, fast 40 000, auf Kreta. Das bedeutet, das unzählige Welpen wie Parvorotti gar nicht erst geboren werden. Dass sie nicht an elenden Krankheiten sterben, nicht im Karton ausgesetzt oder im Müllcontainer entsorgt werden, nicht verhungern oder verdursten oder erschlagen, vergiftet, ersäuft, misshandelt oder angefahren werden. Auf der gut einstündigen Fahrt sehen wir keinen einzigen Straßenhund. Das heißt allerdings nicht, dass es sie gar nicht mehr gibt: Gerade in den Dörfern lassen viele Besitzer ihre Hunde frei herumlaufen. Sind die nicht kastriert, sorgen sie weiterhin für unerwünschte Welpen, die dann oft ausgesetzt werden. „Es gibt viele Dörfer auf Kreta, da sind alle Tiere kastriert. Das ist ein riesiger Erfolg.“ Aber der reicht Thomas noch lange nicht. „Ich bin hier erst fertig, wenn ich keine Welpen mehr neben oder in einer Mülltonne finde.“
Am Ende der engen Straße zum Hang hin öffnet sich ein Metalltor. Wir sind im New Life Ressort angekommen. So heißt das schöne, von Olivenbäumen und Oleander umstandene Steinhaus, das der Tierärztepool gemietet hat. Hier wohnt das Team, wenn es auf Kreta Kastrationsaktionen durchführt. Ein zotteliger rotbrauner Hund wackelt auf uns zu und beäugt uns misstrauisch. „Bei dem musst du aufpassen“, sagt Thomas, „der lässt sich ungern anfassen.“ Tassos, so heißt der  Mischling, wurde von Tierschützerinnen angebunden und völlig vereinsamt vor dem Eingang einer Höhle gefunden. Es mag zwar kaum mehr Streuner geben, aber Hundeelend gibt es genug hier. Der Tierärztepool kümmert sich nicht nur um Kastrationen, sondern hilft auch verletzten und kranken Tieren. Hier im New Life Ressort werden sie wieder gesundgepflegt und über Pflegestellen in Deutschland vermittelt. Thomas hat diesen Ort mit Helferinnen und Helfern zu einem Paradies für Tiere umgebaut. Es gibt viel Platz für das Team, ein Lager für Gerätschaften, Futter und Decken, eine Quarantänestation, ein Katzenspielhaus und einen großen Hundezwinger. Als ich da bin, tummeln sich darin Rex, Buddy und Ylva, eine hübsche Husky-Mischlingsdame. Sie wurde völlig abgemagert gefunden und war an Leishmaniose erkrankt, Buddy und Rex waren ausgesetzt worden. Es sind drei fröhlich Hunde, ich darf sie füttern und streicheln und freue mich, dass der nette Rex schon ein Zuhause gefunden hat. Niemand soll wissen, wo das New Life Ressort steht. „Sonst haben wir hier die Kartons mit Welpen vor der Türe stehen“, sagt Thomas, „und ich will kein Tierheim haben, nie mehr.“ Er hat gute Gründe dafür. Zu lange hatte Thomas in Tierheimen gearbeitet, die mit großem Herzen gegründet aber mit wenig Ahnung geführt worden waren. Was er darüber erzählt, lässt mir die Haare zu Berge stehen. Über ein Tierheim etwa, in dem 600 Hunde hausten. Ohne medizinische Grundversorgung, gefüttert mit Hotelabfällen oder gespendetem Trockenfutter voller Ungeziefer. Die Tiere lebten auf der nackten Erde, wo sich Viren wie Parvovirose und Staupe lange halten, und bei Regen im Matsch. „In schlechten Monaten starben dort fünfzig bis siebzig Hunde an Krankheiten oder an Hunger“, erzählt Thomas. Schwer verletzte Tiere, etwa durch einen Autounfall oder mit gebrochenem Bein, wurden nicht professionell versorgt. Beißereien zwischen den gestressten, frustrierten und übermüdeten Hunden forderten weitere Tote, „es war absolut grausam“.
Es klingt verrückt, aber genau solche Höllen können aus Tierliebe entstehen. Oft gehen sie auf Initiativen von Menschen zurück, die im Urlaub überwältigt werden vom Elend der Hunde. „Was machst du, wenn du einen Karton mit Welpen neben einem Mülleimer siehst? Du nimmst ihn mit“, sagt Thomas. „Dann lässt du sie im Garten laufen und denkst, das wird schon klappen. Dann findest du den nächsten leidenden Hund und du denkst, den schaff ich jetzt auch noch. Dann baust du einen Zaun um dein Grundstück, und ruckzuck hast du ein Tierheim zusammengesammelt, mit dem du untergehst. Wenn die Hunde drinnen nicht kastriert werden, geht die Vermehrung weiter und jenseits des Zauns steht eine Hündin, da kannst du zuschauen, wie der Bauch jeden Tag dicker wird und der nächste Nachschub für dein Heim heranwächst.“
Thomas hat 15 000 Fotos von solchen Sheltern gesammelt, sie zeigen furchtbare Zustände. Denn guter Wille und ein Herz für Tiere reichen nicht aus, um zu helfen. Hunde einfach nur von der Straße zu holen, mag ihnen kurzfristig das Leben retten, kann es aber langfristig gefährden, wenn kein Geld da ist, um sie gut zu versorgen und medizinisch zu betreuen. Schließlich würden die Hunde auf Teufel komm raus nach Deutschland vermittelt. „Aber du kannst so viele Hunde verschicken, wie du willst, das ändert nichts vor Ort, das ist wie mit einem Boot, in dem ein Loch ist. Da kannst du Wasser rausschöpfen, bis dir der Arm abfällt. Oder du drückst einen Stöpsel rein.“

In meiner journalistischen Arbeit konzentriere ich mich vor allem darauf, das „falsche Gute“ zu entlarven, weil ich überzeugt davon bin, dass genau das echte Verbesserung blockiert. Seit Jahren beschäftige ich mich zum Beispiel mit Greenwashing, also dem Versuch von Großkonzernen, ihr schädliches Kerngeschäft unter einem grünen Mäntelchen zu verstecken. Ich habe mich in Indonesien auf die Suche nach nachhaltigem Palmöl gemacht, das in vielen Produkten angeblich steckt. Ich habe es nirgends gefunden – stattdessen abgeholzten und abgebrannten Urwald, Menschrechtsverletzungen bis hin zu Mord, Landraub, Sklaverei und Kinderarbeit bei exakt jenen Firmen und ihren Zulieferern, die zertifiziertes Palmöl verkaufen. Bei solchen Recherchen habe ich zwar himmelschreiendes Elend und furchtbare Zerstörung gesehen. Aber immer auch Menschen kennengelernt, die gegen diese Missstände kämpfen. Tiere können das nicht. Sie können ihren Rettern ja nicht widersprechen oder eine Gewerkschaft gründen. Sie sind ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Deswegen war es mir so wichtig, herauszufinden, was guter Tierschutz ist. „Sagen wir, ich bekäme als Tierschützer eine Million Euro gespendet. Was mache ich damit?“ fragt Thomas. „Baue ich ein Tierheim?Versuche ich, lieber wenige Hunde zu retten, die versorge ich dann aber richtig gut? Oder versuche ich, jeden zu retten? Dann ist die Million schnell weg. Oder mache ich davon richtig viele Kastrationen, um das Elend von morgen zu verhindern?“ Das ist das Dilemma der Hilfe: Wenn das Elend nur gelindert oder verwaltet wird, wird sich nichts ändern. Alleine auf die Beseitigung der Ursache zu pochen lässt aber diejenigen zurück, die akut Hilfe brauchen. Auf Kreta sehe ich, wie es dem Tierärztepool gelingt, diesen Spagat zu überwinden.

Es ist der zweite Tag. Ich muss die Luft anhalten, weil es in dem kleinen Transporter so sehr stinkt. Das fällt mir schwer, denn ich muss lachen, so schräg ist die Situation. Hinter meinem Sitz stapeln sich Transportboxen mit Katzen, die in allen Oktaven miauen. Nach jeder Kurve stinkt es ein bisschen mehr nach Katzenkacke. Und es sind viele Kurven bis zu der Klinik, in der heute die Tierärztinnen Melanie Stehle und Sarah Schneider arbeiten. Ihnen werde ich den ganzen Tag zuschauen. Der Tierärztepool ist auf Kreta mit rund 100 Tierschützerinnen und Tierschützern vernetzt. Sie fangen die Katzen und Hunde ein, die kastriert werden sollen. Und sie entdecken immer wieder Tiere, die Hilfe brauchen. Gestern Parvorotti, den kleine kranken Welpen, und Lou, einen Baby-Kater, der durch einen Autounfall verletzt wurde und durch Katzenschnupfen erblindet war. Ihm musste ein Auge herausoperiert werden, das zu platzen drohte, sein winziges Hinterbein wurde in einen Gips gepackt. Jetzt wird er im New Life Ressort gesundgepflegt.
Wir laden die Katzenkisten aus und stapeln sie in der Gemeindeklinik von Rethymnon aufeinander. Die Gemeinde stellt das Gebäude dem Tierärztepool zur Verfügung. An mindestens drei Tagen im Monat wird hier operiert. Insgesamt arbeiten acht Tierärztinnen und sieben Assistentinnen und Assistenten für den Tierärztepool. Nachdem es kaum mehr Straßenhunde auf Kreta gibt, aber jede Menge Straßenkatzen, hat sich die Arbeit des Tierärztepools verlagert. Melanie steht manchmal bis zu zwölf Stunden am OP-Tisch. Hinter ihren Füßen liegt zusammengerollt Pelle Papandakis. Der kleine Mischlingsrüde war von seiner Familie, nachdem diese ein Baby bekommen hatte, im Tierheim von Ierapetra im Südosten der Insel abgegeben worden und verstand die Welt nicht mehr. Melanie und Thomas sprechen das Wort Tierheim nur mit hörbaren Anführungszeichen aus, denn es ist ein ehemaliger Schlachthof. Hier hatte der Tierärztepool Hunde evakuiert, unter anderem eben Pelle Papandakis, der Melanie nicht mehr von der Seite weicht. Melanie fixiert die Tiere auf dem OP-Tisch und setzt einen winzigen Schnitt, holt mit einem dünnen Haken Gebärmutter und Eierstöcke heraus, knipst sie ab, näht zu, schneidet ein kleines Eck ins Ohr (damit man sie als kastriert erkennen kann) und gibt noch ein Spot-On gegen Flöhe und Zecken aufs Fell. Zehn Minuten braucht Melanie pro Katze, Kater gehen schneller. Hündinnen und Rüden dauern etwas länger. Bis zu 60 Tiere operieren sie hier am Tag. Ich bin tief beeindruckt, wie reibungslos das funktioniert und wie herzlich das Team miteinander und mit den Tieren umgeht. Selbst im größtem Stress wird niemand herumkommandiert, fällt kein harsches Wort, entsteht kein Chaos, und die Tiere werden immer liebevoll angefasst. „Wir sind eine Familie“, hat Thomas schon am Telefon gesagt, und was oft wie eine Floskel klingt, stimmt hier sogar wörtlich: Melanie ist Thomas' Lebensgefährtin, ihr neunjähriger Sohn ist dabei und hilft die Katzen umzusetzen. Thomas' ehemalige Schwiegermutter ist mit an Bord, und bis vor ein paar Tagen war auch sein ältester Sohn Dante dabei, um einen Film über die Arbeit hier zu drehen. Auch Michael aus Düsseldorf, ein Sponsor, der die Arche Noah Kreta schon lange unterstützt, ist mitgekommen. Thomas hat ihn eingeladen, sich das Projekt anzuschauen, weil er findet, dass sich alle, die für den Tierschutz spenden, informieren sollen, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Die kastrierten Katzen werden wieder in die Kisten gelegt und an den Wänden gestapelt – versehen mit einem Zettel, auf dem alle Daten der Tiere stehen.  Später werden sie von den Tierschützerinnen abgeholt, eine Nacht beherbergt und schließlich dort wieder freigesetzt, wo sie eingesammelt worden waren. Erst einmal werden weitere Tiere gebracht. Immer wieder stehen draußen Tierschützerinnen, den Kofferraum voller neuer Katzenkisten. Sie bringen auch Kaffee und Eis. Auf dem Boden liegen Hunde auf Decken: ehemalige Streuner, die in Griechenland ein Zuhause gefunden haben. Sie müssen kastriert werden, das schreibt das neue Tierschutzgesetz vor. Es ist anrührend, wie sie, noch betäubt und ein bisschen verloren, dort liegen und matt mit dem Schwanz wedeln, wenn sie ihre neuen Frauchen und Herrchen sehen. Hier liegt auch der Rüde, den am Morgen eine britische Tierschützerin vorbeigebracht hat. Er hatte ein Huhn gerissen, und sein Besitzer wollte ihn dafür vom Hof jagen. Oder schlimmeres. Die Britin hatte sich den Rüden geschnappt und versprochen, den Hund zur Kastration zu bringen – in der Hoffnung, dass es sich der Besitzer des Hundes nun nochmal überlegen wird. „Man muss mit den Leuten reden, reden, reden, sonst ändert sich nichts“, sagt sie. Selbst wenn alle Tiere hier kastriert wären – zu tun gäbe es  noch genug. Am Morgen hatte ich noch Angst gehabt hatte, Grausamkeiten gegen Tiere sehen zu müssen, die mich an den Menschen zweifeln lassen. Mit solchen Fällen sind die Tierärztinnen hier fast jeden Tag konfrontiert. Hunde mit gebrochenen Beinen oder solche, die angefahren im Straßengraben liegen. Hunde, denen die Kette, an der sie gehalten wurden, in den Hals gewachsen ist. Hunde, die mit der Schrotflinte angeschossen und solche, die misshandelt wurden. Halb verdurstete, von Flöhen und Zecken übersäte Welpen. Vergiftete Tiere. Melanie hat all das nicht nur einmal gesehen und sie hat vielen, vielen das Leben gerettet. Heute das einer Katze, die an einer  eitrigen Gebärmutterentzündung litt. In Erinnerung, sagt sie, bleiben leider meist nur die traurigen Fälle, bei denen sie nicht mehr helfen konnte.

Es ist der letzte Tag auf Kreta. Mehr als 40 Tiere sind allein heute kastriert worden. Zahllos die Hunde und Katzen, die nun nicht mehr in elende Situationen hineingeboren werden müssen. Jede Kastrationsaktion bleibt ein Wettlauf gegen die Zeit, um so viel Leid zu verhindern wie nur möglich. Das Team ist erschöpft. Morgen ist Abflug für die meisten. Ich bin froh, dass auch ich wenigstens ein kleines bisschen etwas tun kann: mich um das Abendessen kümmern. Als ich das Gemüse in den Ofen schiebe, höre ich Melanies Sohn aus dem Untergeschoss aufschreien: „Lou ist tot!“ Das blinde Katerchen hat es nicht geschafft. Wahrscheinlich wurde bei dem Unfall auch seine Milz verletzt. Bittere Tränen fließen. Wo wir doch heute noch alle unsere Holzstiele vom Eis gesammelt hatten, um sein Beinchen besser zu schienen, damit er sich nicht mit dem großen Gips abmühen muss. Jetzt bleibt für ihn nur noch ein kleines Grab auf dem Tierfriedhof hinter dem New Life Ressort. Das ist es, was Melanie meinte, als sie die Situation in Griechenland als „unmögliche Treppe“ beschrieb. Diese optische Täuschung, die man von der berühmten Lithographie von M.C. Escher kennt: ein ewiger Anstieg, doch immer wenn man meint, man sei oben angekommen, stellt man fest, dass man wieder auf der untersten Stufe steht.
 
Zurück in Deutschland erreichen mich großartige Nachrichten: Parvorotti lebt! Er ist wieder ganz gesund geworden und hat ein Zuhause in Deutschland gefunden. Wie viele andere Hunde und Katzen, denen der Tierärztepool das Leben gerettet hat. Auch das habe ich auf dieser Reise wieder gelernt: es gibt zwar unfassbar viel Tierleid auf dieser Welt – aber eben auch wunderbare  Menschen, da alles tun, damit dieses Elend für immer aufhört.