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Kapverden Sal März 2013

Ein Bericht von Dr. Dagmar Mayer, Tierärztin

Im Januar und Februar 2014 haben wir vom Tierärztepool in Zusammenarbeit mit TASSO und unserer treuen, privaten Spenderin Monika zwei weitere Kastrationskampagnen auf der kleinen Insel Sal, der kleinsten der neun kapverdischen Inseln, durchgeführt. In insgesamt acht Einsätzen haben dort Teams von Tierärzten und Helfern nun schon über 3.200 und damit ca. 85% der auf der Insel lebenden Hunde und Katzen kostenlos kastriert sowie unzählige weitere notwendige und lebensrettende Operationen durchgeführt.

Mir sind die Insel und ihre Bewohner mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und obwohl die Kampagnen immer sehr anstrengend sind, freue ich mich auf meine erlebnisreichen Wochen dort!

Für mich war das Projekt im Februar nun der dritte Kastrationseinsatz auf Sal. Mir sind die Insel und ihre Bewohner mittlerweile sehr ans Herz gewachsen und obwohl die Kampagnen immer sehr anstrengend sind, freue ich mich auf meine erlebnisreichen Wochen dort! Diesmal war als Helfer mein englischer Freund Carl Salter dabei, mit dem ich schon gemeinsam auf zahlreichen Projekten im Ausland gearbeitet habe. Außerdem unterstützten uns Olivia, eine Tierärztin aus England, und Francesca, eine “frischgebackene” italienische Tierärztin - jeweils für eine Woche.Einen Monat vor uns waren schon Ines und Gregor auf der Insel und haben zwei Wochen lang geschuftet. Gerade für Ines muss es ein wunderbares Gefühl sein, auf Sal zu sehen, was die Einsätze dort bewirkt haben, da sie vom ersten Mal an dabei war und die Mehrzahl der Hunde und Katzen dort von ihr operiert wurden!

Beim Anflug auf Sal sieht man schon: außer Sand, Felsen, Geröll und Meer gibt es auf der Insel so gut wie nichts, alles muss auf dem Seeweg oder mit dem Flugzeug importiert werden. Wegen seiner Strände ist Sal inzwischen bei Touristen – hauptsächlich Kitesurfern - sehr beliebt und täglich landen Hunderte von Sonnenhungrigen – vor allem Deutsche und Engländer - die sich selten von den großen Hotelanlagen entfernen. Das ‘richtige’ Sal bekommen die meisten Urlauber überhaupt nicht zu Gesicht! Die meisten der Hunde auf der Insel haben zwar einen Besitzer, leben jedoch trotzdem die meiste Zeit auf der Straße. Es gibt aber auch viele “richtige” Straßenhunde, die ihr ganzes Leben an den Stränden der Hotels von Santa Maria und auf den Straßen der drei Städte Santa Maria, Espargos und Palmeira verbringen. So gut wie alle Hunde, mit denen wir während unseres Aufenthaltes zu tun hatten, waren sehr freundlich und einfach zu handeln. ;Nicht jeder mag jedoch die Hunde, und wir hören leider immer noch, dass vereinzelte Privatmenschen Gift auslegen. Diese brutalen Aktionen haben aber nichts mehr mit den flächendeckenden Vergiftungsaktionen der Gemeinde zu tun, bei denen unzählige Tiere den grausamen Tod fanden. Im Gegenteil, die Gemeindevertreter äußerten, dass sie sehr glücklich mit der Kastrationslösung sind, von der inzwischen die gesamte Insel überzeugt ist - bis auf wenige Ausnahmen - und die müssen damit rechnen, dass ihre Tat verfolgt und geahndet wird.

Während unserer Einsätze versuchen wir deshalb nicht nur, so viele Tiere wie möglich zu operieren, sondern geben außerdem unser Bestes, die Bevölkerung über die Notwendigkeit der Kastrationen als tierfreundliche Alternative zu den Tötungen aufzuklären, was im Laufe der Jahre immer einfacher wurde.Auf Sal gibt es zwar eine Tierärztin in Santa Maria, jedoch können sich nur die wenigsten Einwohner die Kosten einer Behandlung leisten, und die medizinischen Kenntnisse der Ärztin reichen auch leider nicht dazu aus, Operationen durchzuführen. Die Kampagnen des Tierärztepools sind demnach wirklich die einzige Möglichkeit für die Tiere auf Sal, von einem Tierarzt untersucht, behandelt und kastriert zu werden! Durch die Kastrationsaktionen schaffen wir eine kleinere und gesündere Hundepopulation. Das Töten der Hunde (oder auch das Einfangen und Einsperren) stellt keine Lösung des Problems dar, sondern wirkt einer Verbesserung sogar entgegen, da unkastrierte Tiere den durch die getöteten Hunde nun freigewordenen Raum einnehmen und aufgrund des größeren Nahrungsangebotes noch mehr Nachwuchs produzieren.

Allein ein gesundes Hundepärchen kann innerhalb von 6 Jahren weitere 60.000 weitere Hunde produzieren, wenn deren Nachkommen nicht kastriert werden! Töten wird niemals die Hundepopulation verringern können, nur Kastrationen können dies schaffen!Wenn man heute, nach acht Kastrationskampagnen des Tierärztepools, an den Stränden von Santa Maria entlang läuft, kann man auf den ersten Blick den großen Unterschied zwischen den unkastrierten, tragenden oder laktierenden Hündinnen im Vergleich zu den wohlgenährten und zufrieden wirkenden Hunden sehen, die sich entspannt im Schatten ausruhen. Diese Hunde werden nun nicht mehr tagelang von Gruppen von Rüden durch die Straßen gejagt, wenn sie mal wieder läufig sind und müssen auch nicht mehr zweimal im Jahr Welpen werfen, von denen die Mehrzahl dann an einer Infektion oder an Futtermangel stirbt. Sie sind außerdem vor Gebärmuttererkrankungen geschützt und bekommen auch keine Mammatumore oder Stickersarkome, die beim Deckakt von einem Hund auf den nächsten übertragen werden.

In den Monaten vor unserer Ankunft machte die Organisation vor Ort ‘Save cats and dogs of Cape Verde’ die Bevölkerung darauf aufmerksam, dass wieder eine Kastrationskampagne stattfinden wird. Unsere Arbeit trägt jetzt wirklich Früchte, es ist bekannt, dass es den Tieren nach der Kastration gesundheitlich viel besser geht und die Leute stehen jeden Morgen vor unserer ‘Klinik’ Schlange. Für diesen Einsatz ist dies das Amphitheater in Espargos, welches der Bürgermeister freundlicherweise für weitere zwei Wochen zur Verfügung gestellt hat. Dort warten die Leute teilweise stundenlang auf der Bühne, bis ihr Hund endlich an der Reihe ist. Viele bringen auch die Straßenhunde aus ihrer Umgebung, da sie sich auch für diese verantwortlich fühlen.

Die wichtigsten Helfer der Kampagne auf Sal waren Nicky, Ze und Tony. Nicky hat in unermüdlicher Arbeit die Weichen für die Kampagne vor Ort gestellt und ist jetzt schon seit vier Jahren jedes Mal bei der Organisation beteiligt gewesen. Dieses Mal ruhte fast alles auf ihren Schultern und sie hat Ausgezeichnetes geleistet und sicher gestellt, dass wir sowohl eine Klinik als auch genug freiwillige Helfer zur Verfügung hatten. Unterstützt wurde sie von Hanna, Nickys finnischer Freundin, die im Internet unermüdlich auf der Suche nach Unterstützung ist und durch deren Hilfe diese Kampagne mit ermöglicht wurde! Tony und Ze waren vor allem dafür zuständig, dass uns nie die Hunde ausgingen. Sobald weniger Besitzer mit ihren Hunden vor der Klinik warteten, stiegen sie wieder in ihren Pickup und fuhren in die ärmsten Siedlungen, um von dort die Hunde zu uns zu bringen, derer sich sonst wirklich niemand annimmt!

Aufklärung der nächsten Generation ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ;An einem der ersten Tage brachten Tony und Ze uns auch die beiden ärmsten Kreaturen, die man sich nur vorstellen kann: zwei bis auf das Skelett abgemagerte, ausgetrocknete und von Räude entstellte kleine Hunde. Unvorstellbar für uns war vor allem, dass einer der beiden Hunde sogar einen Besitzer hatte! Aber dann muss man sich auch vor Augen halten, dass die Menschen in den Armensiedlungen wirklich gar nichts haben. Sie suchen täglich auf der öffentlichen Müllkippe nach etwas Essbarem für ihre Schweine. Die Hunde müssen sich selbst durchschlagen und diese beiden waren wohl schon ihrem Schicksal überlassen worden. Als sie bei uns ankamen, bekamen sie erst einmal etwas zu fressen und zu trinken, wurden entwurmt und gegen Räude behandelt. Die kleine Hündin war in einem schlimmeren Zustand als ihr männlicher Freund, und wir reinigten und behandelten auch die offenen Stellen an ihrem Becken und an der Wirbelsäule, die durch die Abmagerung entstanden waren.

Wir behielten die beiden für die kommenden zwei Wochen bei uns und es war faszinierend mitanzusehen, wie toll sie sich entwickelten! Sie nahmen an Gewicht zu, die Räude verbesserte sich zusehends, die Wunden heilten und sie wurden auch immer zutraulicher. Der kleine Rüde schloss schon am zweiten Tag Carl in sein Herz und wäre ihm am liebsten den ganzen Tag gefolgt, aber auch die kleine Hündin taute immer mehr auf und liebte ihre Streicheleinheiten. Am vorletzten Tag waren sie kräftig genug, dass ich sie kastrieren konnte und sie erholten sich ohne Probleme von der Narkose. Der Rüde wurde von einem netten Kapverdianer adoptiert. Die kleine Hündin musste leider wieder an den Ort zurückgebracht werden, von dem sie geholt wurde. Nicky hat jedoch schon Leute gefunden, die Geld für Futter geben. Sie wird regelmäßig dort nach dem Rechten sehen und dafür sorgen, dass sie nicht nur genug zu Fressen bekommt, sondern auch die Behandlung der Räude fortgesetzt wird.

Eine weitere Hündin, die ich ganz besonders ins Herz geschlossen habe, war Preta, eine zuckersüße Hundedame, die sich leider bei einem Unfall das linke Vorderbein so schlimm verletzt hatte, dass das gesamte Bein gelähmt war. Außerdem war das Ellbogengelenk luxiert, das bedeutete, sie konnte das Bein überhaupt nicht belasten und sich nur unter Schmerzen langsam vorwärts schleppen. Sie wurde schon in einer vorherigen Kampagne kastriert und zum Glück ist der Unfall auch erst ein paar Wochen vor unserer Ankunft passiert. Es war mir klar, dass dieses Bein von nun an nur einen Ballast für Preta darstellen wird und entschied mich zur Amputation der Gliedmaße.

Da die Organisation vor Ort "‘Save cats and dogs of Cape Verde’" ganz gezielt auch dafür Spenden gesammelt hat, dass wir Hunde mit Stickersarkomen mit Vincristine behandeln können, konnte ich genug davon mitbringen. Die Stickersarkome sind in jeder Hinsicht sehr interessante Tumoren: sie werden durch direkten Kontakt beim Deckakt übertragen, wachsen dann an den Geschlechtorganen zu großen ‘blumenkohlartigen’ Geschwulsten heran, die häufig stark bluten, können aber auch sehr gut behandelt werden. Die schlimmsten Fälle operieren wir erst und geben dann 4 mal im wöchentlichen Abstand Vincristine intravenös, die leichteren Fälle werden nur mit Vincristine behandelt. Bei den meisten Hunden konnten wir schon nach zwei Injektionen eine große Verbesserung feststellen, die Mehrzahl dieser Hunde wird nach den vier Injektionen geheilt sein!Rechts im Bild ist ein besonders schlimmer Fall eines Stickersarkoms am Penis.

In den 14 Tagen wurden insgesamt 369 Tiere kastriert, zusätzlich zu den 450 Tieren, die Ines vor zwei Wochen schon operiert hatte. So erzielten wir in beiden Einsätzen insgesamt 819 Kastrationen, 266 Rüden, 331 Hündinnen, 71 Kater und 129 Katzen. Außerdem führten wir 82 andere Operationen durch, u.a. Amputationen, entfernten erkrankte Augen und Zähne, führten Tumoroperationen durch und behandelten Wunden und Verletzungen.

Die Projekte auf Sal stellen mittlerweile Vorzeigeprojekte für die Kapverden dar, da dort keine groß angelegten Tötungen von Hunden und Katzen durch offizielle Stellen mehr veranlasst werden, was auf anderen kapverdischen Inseln leider immer noch der Fall ist. Wir können davon ausgehen, dass durch die Einsätze des Tierärztepools jetzt ungefähr 85% der Hunde kastriert sind. Auch in Zukunft wollen wir präsent sein und mit ein bis zwei Aktionen im Jahr die Hundepopulation stabil und gesund halten.Die Kapverden sind durch unsere Arbeit in den Fokus größerer Tierschutzvereine geraten, da sie als beispielhaft für Kastrationsaktionen angesehen werden. Wir haben bewiesen, dass die Kastrationsaktionen DAS wirkungsvollste Mittel sind, um eine Tierpopulation gesund, stabil und im Laufe der Zeit auch reduziert zu halten. Wir hoffen, dass wir weitere Spender finden, um auch den anderen Inseln unsere Hilfe anbieten zu können.

Beide Einsätze waren ein Gemeinschaftsprojekt des Tierärztepools und TASSO. Außerdem möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Monika, unserer guten Seele aus Österreich, bedanken, die diese Kampagnen mit ins Leben gerufen hat und sich nach wie vor unermüdlich für die Tiere auf Sal einsetzt!
Ihre Dr. Dagmar Mayer

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de