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Jony - ein Leben für die Katzen

Ein Bericht von Nina Schöllhorn, Tierärztin

Jony und die Katzen
 
Wir befanden uns in Rumänien im Lockdown mitten in der Anfangszeit der Coronakrise als uns ein Hilferuf ereilte. Mandy, eine langjährige Tierschutzfreundin, wandte sich an uns, es ging um einen alten Mann mit vielen Katzen, die Situation sei völlig außer Kontrolle geraten und die Katzen in schlechter Verfassung. Die Bilder und Videos, die sie uns übermittelte, bestätigten dies. Nun war der besagte Mann jedoch drei Stunden von uns entfernt und wir durften aufgrund des Lockdown die Stadt nicht verlassen. Mandy ließ sich so schnell nicht unterkriegen und versuchte ihr Glück in alle Richtungen. Schließlich fand sie glücklicherweise eine Tierärztin im Nachbarort, die sich bereit erklärte die Katzen zu kastrieren. Dies war ganz offensichtlich auch die wirklich dringendste Maßnahme, denn es wimmelte nur so von Katzenbabys dort. Als besagte Tierärztin dabei war, die 25 erwachsenen Katzen zu kastrieren, wandte sie sich schließlich alarmiert an uns und berichtete vom schlechten Gesundheitszustand der Katzenkinder. Fast alle litten unter schlimmen Augeninfektionen und einige drohten ihre Augen zu verlieren. Es stand fest, dass die Kleinen anderweitig untergebracht werden mussten. Rumänien ist ein Brachland was die Unterbringungsmöglichkeiten für Katzen angeht. Mandy versuchte wirklich alles, doch niemand konnte weiterhelfen.
Es kam der Tag, an dem die Beschränkungen gelockert wurden und wir die Stadt wieder verlassen durften. Ich machte mich noch am selben Tag auf nach Huedin, um nach den Kätzchen zu sehen.
 
Es ist das eine, sich auf den Weg zu solchen Schauplätzen zu machen und Lösungen für die dort lebenden Tiere zu machen. Dies ist schon schwer genug. Doch die Situation der Tiere ist stets verbunden mit der ihrer Menschen. Und so traf ich auf Jony.
Jony ist alt, es ist gebrechlich und er ist dabei zu erblinden. Er lebt in extrem ärmlichen Zuständen und alles was er hat gehört den Katzen. Er teilt den einzigen bewohnbaren Raum und das Bett mit ihnen. Seine kleine Rente gibt er fast vollständig für die Katzen aus, er kocht ihnen Reis mit Hühnchen. Jony liebt seine Katzen. Er kennt jede einzelne von ihnen.
Vor mir steht ein ehemals stolzer und immer noch sehr intelligenter Mann. Er ist Physiker und hat sein Leben lang anspruchsvolle Versuche in Labors durchgeführt. Irgendetwas ist schiefgelaufen dort und einige der ehemaligen Arbeiter dort haben jetzt Probleme mit ihrem Augenlicht. Jony ist allein, die Nachbarn ächten ihn wegen der vielen Katzen. Er hat nichts mehr im Leben außer seinen Katzen. Doch er sieht ein, dass er ihnen nicht gerecht werden kann, es sind bereits viel zu viele und es werden immer mehr. Er sieht, dass sie krank sind und er sich nicht ausreichend um sie kümmern kann. Er sieht, dass sie Hilfe brauchen.
 
Mit gesenktem Kopf steht Jony vor mir und bittet mich darum die Kleinen mitzunehmen, um ihnen zu helfen. Es versagt ihm die Stimme und dann laufen die Tränen.
 
Ich war auf vieles vorbereitet, doch nicht darauf. Rational ging ich im Vorfeld geistig durch, mit welchen Krankheiten ich konfrontiert werden würde und welche Lösungsansätze es geben könnte. In meinem Kopf ging es um Katzen, nicht um den zugehörigen Menschen.
 
So stehe ich also da und auch mir schnürt es die Kehle zu. Wie kam es dazu, dass sein Leben in solch einer Situation endet? Wie soll seine Zukunft aussehen, wie soll es mit ihm weiter gehen? Kein Mensch sollte in solchen Verhältnissen leben und einsam sein. Doch wie viele Menschen leben genau so in Rumänien? Und wie viele auf der ganzen Welt?
 
Es ist einfach für Katzen und Hunde eine Lösung zu finden. Sie können recht einfach verpflanzt und in ein besseres Umfeld vermittelt werden. Doch was mit den Menschen?
 
Ich kann ihm etwas von seiner Last abnehmen und mich um die Kätzchen kümmern. Wir sammeln die Kleinen ein und er küsst jedes zum Abschied auf den Kopf. Es ist eine herzzerreißende Szene. Er bittet darum ein Kätzchen zu behalten, da es sein Liebling ist.
 
Mit 15 Katzenkindern und einem Kloß im Hals mache ich mich auf den Heimweg. Viele Gedanken schwirren in meinem Kopf.
Am nächsten Tag organisieren Mandy und deren rumänische Bekannte eine große Putzaktion. Das völlig verwahrloste Haus wird komplett entmüllt, ausgeräumt und geputzt. Der Kühlschrank wird bis an den Rand mit Lebensmitteln für Jony gefüllt und ausreichend Katzenfutter beschafft. Ich bin sehr gerührt, als ich die Bilder sehe.
 
Mandy möchte eine längerfristige Hilfe für Jony organisieren, doch dies ist nicht einfach. Wenige Wochen später, nach tagelangem Regen, stellt sich heraus, dass das Dach undicht ist und die gesamte Substanz des Hauses derart schlecht, dass Renovierungsarbeiten wenig erfolgversprechend sind. Kurz darauf erkranken einige der Katzen schwer. Jony versucht alles, um sie zu retten und fährt jeden Tag in die Stadt zur Tierärztin. Wenn er niemanden findet, der in fährt, dann versucht er es per Anhalter.
 
Es ist eine typisch rumänische Geschichte, die das Land recht gut widerspiegelt. Es ist nur eine Geschichte von unendlich vielen und sie ist noch nicht zu Ende. Noch konnten die letzten Katzen nicht kastriert werden, da sie zu schwierig einzufangen sind. Und noch laufen die Überlegungen wie Jony weiterhin geholfen werden kann.
 
Die Kätzchen, die ich mitgenommen hatte, waren in sehr schlechtem Zustand. Sie litten unter schweren Augeninfektionen und waren sehr verwurmt. Zudem litten sie unter Giardien und Kokzidien und zogen sich später auch noch einen Hautpilz zu. Eines von ihnen war zu schwach und ist verstorben. Es war eine sehr anstrengende Zeit mit ihnen für alle Beteiligten. Doch natürlich war es der Aufwand wert am Ende. Noch haben nicht alle ein Zuhause gefunden, ein paar warten noch auf ihre Menschen.
 
Unsere Arbeit in Rumänien geht inzwischen weit über die reine Arbeit hinter dem OP Tisch hinaus. Wir werden immer öfter zu Notsituationen gerufen, um Rat gebeten und es ist über die Jahre ein sehr schönes Netzwerk entstanden. Wir sind vernetzt mit verschiedenen Vereinen, können uns so gegenseitig besser unterstützen und gemeinsam an einem Strang ziehen. Es macht mir viel Freude so zu arbeiten und ich bin überzeugt, dass darin die Zukunft liegt.
 
Viele Menschen haben auch in diesem Fall ihren Teil dazu beigetragen, dass die Situation deutlich verbessert werden konnte. Wir können vor Ort nur Hilfe anbieten, da wir Sie alle hinter uns wissen. Es braucht uns an der Front, genauso wie all die Aktiven in Deutschland und alle anderen, die uns finanziell unterstützen.
 
Ein großes DANKE an Eli, Mandy, Melanie, Sara, Dorle, Heidi und all die anderen!

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Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

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  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

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