Rovinari - Frühjahr 2021
Es ist Ende Herbst und viele anstrengende Wochen im OP liegen hinter mir. Es geht dem Ende der Kastrationsaktion in Bals entgegen und ich freue mich sehr auf etwas Erholung. In Gedanken lege ich schon die Beine hoch, lasse mir einen Tee reichen und atme einfach tief durch. Da kommt eine Nachricht von Constanze Haag: „Du, Nina, wenn Du zurück nach Sighisoara fährst, liegt da nicht zufällig Rovinari auf der Strecke?“. Rovinari? Nie gehört. Ich schaue auf die Karte und nein, es liegt überhaupt nicht auf der Strecke.
Ok, betrifft mich also nicht.
Wenig später greife ich zum Handy und frage nach: „Warum? Was ist in Rovinari?“
Ich kenne Constanze schon seit meinen ersten Schritten in Rumänien. Seit zwölf Jahren arbeiten wir mit dem „Freundeskreis BrunoPet e.V.“ zusammen und haben von Anbeginn an die selben Vorstellungen in Sachen nachhaltigem Tierschutz. Constanze würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.
Wenige Tage später bin ich auf dem Weg nach Rovinari. Im Vorfeld hatte ich versucht etwas über diese Stadt im Internet zu finden. Es gibt dort ein riesiges Elektrizitätswerk, das die gesamte Region mit Strom versorgt. Mehr anscheinend nicht. Nicht einmal ein Hotel lässt sich dort finden. Die gesamte Gegend steht wirtschaftlich sehr schlecht da und die Armut ist groß. Und es gibt Hunde. Es wimmelt nur so von Straßenhunden!
Ich lerne Mona Lisa kennen, die das städtische Tierheim betreut. Sie führt mich durch die Zwingerreihen und klagt ihr Leid über massive Überbelegung, kaum Adoptionen, knappes Futter, hohes Welpensterben, etc. Im Grunde die üblichen Probleme der städtischen Tierheime. Anschließend zeigt sie mir die Stadt und die Gegend. Wir besuchen das Elektrizitätswerk. Ein faszinierender Anblick. Ein gigantischer Bau in desolatem Zustand. Ruß, Dreck und Hunde überall. Tatsächlich befinden sich 400 Hunde auf diesem Gelände. Alle unkastriert. Was dies bedeutet kann sich jeder vorstellen. Teilweise mögen die Arbeiter die Hunde und füttern sie. Andere fühlen sich aber bedroht, was ich auch verstehen kann. Definitiv keine Situation, die ignoriert werden kann. Wir besuchen im Anschluss ein Firmengelände, auch hier 80 unkastrierte Hunde. Es geht weiter zur Mülldeponie- 200 Hunde. Nun bin ich ja einiges gewöhnt, doch auch ich fühle mich erstmal erschlagen, von dieser Masse an Hunden.
Da klingelt das Telefon. Es ist der Bürgermeister, der mich sprechen möchte. Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Hecktisch wühle ich in unserem Transporter und finde glücklicherweise noch ein paar saubere Kleidungsstücke, die mich halbwegs seriös wirken lassen. Der Bürgermeister ist jung, dynamisch und voller Tatendrang. Er ist erstaunlich informiert über das Thema Straßenhunde und hat genaue Vorstellungen von dem was er möchte. Er sieht Kastrationsaktionen als einzigen Lösungsweg und er möchte die bestehende Kastrationspflicht umsetzen. Er wünscht sich eine Zusammenarbeit und möchte seinen Teil zu einem guten Gelingen beitragen. Ich bin sehr überrascht, so etwas ist nun alles andere als selbstverständlich. Kaum habe ich das Gebäude verlassen, sende ich eine recht euphorische Nachricht an Constanze. Wenig später die Antwort: „Gut. Dann lass uns das machen!“
Umgehend beschäftigen wir uns mit der Planung der ersten Kastrationsaktion im April. Viel Organisatorisches steht an, bevor ein solches Projekt an den Start gehen kann. Zeitgleich beginnt auch die Hilfe für das Tierheim. Vor allem der „Freundeskreis Bruno Pet e.V.“ macht sich hier stark, gemeinsam mit anderen Tierschützern, die auch zur Stelle sind um die Lebensbedingungen der Hunde zu verbessern. Es werden Hütten bestellt, zwei große Impfaktionen durchgeführt und für diverse Hunde ein Zuhause gefunden.
Im April geht dann die erste zweiwöchige Kastrationsaktion an den Start. Die Abläufe sind zwar holprig, da keiner so recht weiß, was auf ihn zukommt, doch es läuft überraschend gut. Bereits vom ersten Tag an kommen Privatleute mit ihren Hunden und Katzen zur Kastration. Zusätzlich haben wir großartige Hilfe, um die meist recht misstrauischen Hunde vom Elektrizitätswerk und den anderen Geländen einzufangen. Sabine und Jeannine vom „Freundeskreis Bruno Pet e.V.“ rücken mit ihren Fallen und ihrem Know-How an und demonstrieren auf beindruckende Weise, wie man am besten und für die Hunde am schonendsten Hunde einfängt. Wir alle sind beeindruckt, es läuft wie am Schnürchen.
Der Bürgermeister stattet uns einen Besuch ab, ist sichtlich begeistert und fragt, wann wir die zweite Aktion ins Auge fassen können. Ok, es soll also weitergehen, dessen sind wir uns alle einig. Kaum ist der Bürgermeister vom Hof, steht das Telefon von Mona Lisa nicht mehr still. Anscheinend hat er die Aktion entsprechend gepostet. Einen Termin nach dem anderen trägt sie in den Kalender ein. Ich beobachte dies aus dem Augenwinkel. Wenn ich ehrlich bin, sinkt mir bei jedem Anruf ein wenig mein Herz in die Hose, ich bin erschöpft, es liegen bereits einige Wochen harter Arbeit ohne Pause hinter mir. Doch im gleichen Moment lacht mein Herz auch bei jedem Anruf. Natürlich möchte ich, dass die Leute kommen! Bald sind also die beiden Wochen voll, doch noch immer steht das Telefon nicht still. Wir beschließen, dass es im Juni weitergehen wird.
Ich freue mich sehr über dieses neue Projekt.
Hilfe ist hier sehr dringend nötig und wir wollen natürlich helfen. Besonders schön ist es, nach langen Jahren wieder gemeinsam mit dem „Freundeskreis Bruno Pet e.V.“ ein gemeinsames Projekt zu haben.
Wir werden mit vereinten Kräften alles geben für die Hunde in Rovinari.
Eure Nina
Helfen
Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!
In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.
In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:
Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer
TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de
Partner
Dieses Projekt führen wir in ZUsammenarbeit mit dem Freundeskreis Bruno Pet e.V. durch:
freundeskreis-bp.de
tiere-in-not-austria.at