Rumänien - Praktikumsbericht Mia
Ein Bericht von Mia Dittus
Mia Dittus hat ihr Schulpraktikum bei uns in Rumänien absolviert. Wir waren sehr positiv überrascht davon, welch große Hilfe so ein junger Mensch doch sein kann! Dass sie noch dazu einen Bericht über ihre Zeit bei uns geschrieben hat, freut uns um so mehr:
Sighisoara, 02.05.22
Nach einer aufregenden und schönen Fahrt in einem rumänischen Kleinbus komme ich in Sighisoara an.
Ich bin sehr aufgeregt und voller Vorfreude auf die kommenden zwei Wochen und darauf, Nina kennenzulernen.
Bis vor drei Stunden bin ich noch im Tierheim Brunopet in Miercurea Ciuc (MC) gewesen und habe dort viele Menschen und vor allem viele Hunde und Welpen kennenlernen dürfen.
Einige vermisse ich jetzt schon.
Es ist merkwürdig, nicht zu wissen, was mit ihnen passieren wird; werden sie vermittelt, und wenn ja, wohin? Werden sie vielleicht den Rest ihres Lebens im Tierheim verbringen?
Das werde ich mich in der kommenden Zeit noch häufig fragen müssen.
Ich bin auch sehr gespannt, welchen Tieren ich in den nächsten Tagen mit Nina begegnen werde.
Im Vergleich zu MC ist die Landschaft hier noch grüner.
Neben der Straße, welche uns zu dem Haus, in dem wir die 5 Tage in Sighisoara verbringen werden, führt, erstrecken sich wunderschön bewachsene Hügel.
Von Weitem sind kaum erkennbare Schafherden zu sehen, die, wie ich von Nina erfahre, nicht ganz so Bilderbuchhaftes mit sich bringen wie es scheint. Ein häufiges Problem ist, dass die Schäfer oft viel mehr Hütehunde haben als sie für ihre Herde benötigen. Diese werden dann meist als Kettenhunde vernachlässigt oder vergessen. Das wird mir später in Slatina noch bestätigt werden.
Am nächsten Tag, nachdem ich Nina' kleine Hundebande, unseren Chef Muugi (Ninas selbstbewussten Chihuahua), Gabriel und seine Mutter kennengelernt habe, bei der wir wohnen dürfen, fahren wir zum Tierheim.
Dieses ist das Zweite, welches ich nun in Rumänien besuche.
Im Vergleich zum Tierheim Brunopet ist es kleiner. Auf der rechten und linken Passage des langen Gebäudes sind kleine Außenzwinger. Innen sind kahle, feuchte Räume mit jeweils einem winzigen Fenster.
Die Mitarbeiter des Heims sind freundlich und wir verständigen uns mit „Händen und Füßen“.
Nicht nur hier, auch schon in MC (und später in Slatina), fällt mir die große Hilfsbereitschaft der Tierheimarbeiter auf.
Dobrin, (er spricht als einziger Deutsch), zeigt mir das Tierheim.
Viele Hunde sind scheu; manche stehen bellend, Zähne fletschend, am Zaun, andere fiepend und voller Hoffnung darauf, dass man sich ihnen zuwendet.
Im Laufe der kommenden Tage bekommen wir viel zu sehen:
Eine alte Hündin mit kokosnussgroßem Tumor, ein Hund aus dem Tierheim, der nicht mehr stehen kann, weil er entzündete und geschwollene Pfoten hat…und einiges mehr.
Nina kastriert, mit Gabriel an ihrer Seite. Währenddessen halte ich mich großteils im Tierheim bei den anderen Hunden auf. Beim Abholen von Hunden und Katzen aus Roma Dörfern, die die Arbeiter zum Kastrieren bringen, darf ich dabei sein.
06.05.22
Heute fahren Nina und ich nach Reghin in ein Tierheim. Wir wollen Fotos von einigen Hunden zur Vermittlung machen. Ein großes Problem ist, (nicht nur hier in Reghin), dass viele der Hunde nicht ab dem Welpenalter an Menschen gewöhnt werden und deshalb so scheu sind, dass sie im schlimmsten Fall für immer in einem kleinen Zwinger in ihrer Hütte kauern müssen und nicht mehr vermittelt werden können.
Am meisten Mitgefühl hatte ich schon immer für die Tiere, die eingesperrt sind und womöglich niemals etwas anderes sehen werden als die Baustahlgitter rings um sich herum.
Dies war mir schon einmal als Kind in einem Nationalpark sehr ans Herz gegangen.
Ich konnte dort kaum mehr die Augen von einem Marder abwenden.
Er drehte seine, wahrscheinlich abertausendste immer gleiche Runde in seinem Gehege.
Allein.
Natürlich kamen da Menschen (wie ich), die ihn anstarrten, und Kinder, die sich wahrscheinlich darüber freuten, solch ein Tier von so Nahem zu sehen.
Doch trotzdem, allein und eingesperrt.
Und so auch hier: Ein großer Schäferhund in einem viel zu kleinen Zwinger, rennt seine Runden.
Am Boden ist schon eine Spur, ein Kreis im Kies; dieser Anblick trifft mich sehr.
Körperlich geht es ihm, im Vergleich zu anderen Hunden, wahrscheinlich gut, doch sein Kopf muss sich leer anfühlen. Solche Anblicke brennen sich bei mir ein.
Ich kann nur hoffen, dass ihn vielleicht doch ein Tierheimmitarbeiter hin und wieder rauslässt.
Auch die Entscheidung, in welche Zwinger können wir rein, welche Hunde bekommen die Chance auf eine Zukunft, ein Zuhause, ist folgenschwer. In manche Zwinger kann man aufgrund bissiger Hunde nicht hinein, was natürlich für die zutraulichen, hoffnungsvollen, vielleicht sogar aufgeschlossenen Hunde im selben Zwinger, unfair ist.
Während wir von Zwinger zu Zwinger gehen, entdeckt Nina auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen kleinen Welpen: Er steht verloren an einem Baum neben der Straße. Wie es scheint, war er in einem zugeschnürten Karton und wurde hier einfach abgesetzt.
Das ist leider keine Seltenheit, dass Hunde vor den Tierheimen „entsorgt“ werden.
Nach ruhigem Annähern mit etwas Futter ließ sich die kleine Welpin sogar streicheln.
Wir beschlossen, sie mitzunehmen und nicht im Tierheim zu lassen.
Die Gefahr, dass sie dort ihr ganzes Leben verbringen müsste oder Parvovirose bekommen würde, wäre zu hoch.
Wir geben ihr den Namen Kirana (Indisch für Sonnenstrahl).
Im Auto grübeln wir darüber, wieso man sie dort ausgesetzt haben könnte.
Zu Hause in Sighisoara schließt sie sofort Freundschaft mit Curly (einer kleinen Welpin, die Nina vor wenigen Tagen bei sich aufgenommen hat).
Fröhlich und erwartungsvoll läuft der Neuankömmling (ohne Leine) bei unserem Abendspaziergang mit Kali, Muugi und Oma (eine alte Hündin, auch neu bei Nina) mit.
Am nächsten Tag geht es nach Slatina.
Im Laufe der nächsten Woche darf ich mich auch um Notfallhunde, die uns von Tierfreunden gebracht werden, kümmern. Eine kleine Hündin, eigentlich noch ein Welpe, wächst mir dabei besonders ans Herz, „Motte“.
Sie wurde im Müll gefunden und mit einem riesigen, prallen Wasserbauch, (Flüssigkeit im Bauchraum), zu uns gebracht. Schwer atmend probiert sie angestrengt ihre Kulleraugen offenzuhalten. Nachdem Nina mithilfe einer Spritze ihren Bauch etwas erleichtert und sie mit Medikamenten versorgt hat, frisst sie sogar hungrig.
Jeden Tag entnimmt ihr Nina etwas Bauchwasser und wir hoffen, dass sich ihr Zustand verbessert.
Futter bekommt sie natürlich auch. Trotz des vielen Wassers kann man am Rücken sehen, wie dünn und unterernährt sie ist. Sie ist eine sehr kecke und willensstarke Motte. Das hat man von Beginn an in ihren Augen gesehen. Sie muss lange so gelebt haben. Die Flüssigkeit hat sich nicht nur im Bauchraum, sondern schon in den Beinen und am Hals eingelagert.
Sie liegt in einem Moment erschöpft schlafend im kühlen Sand, und schaut man kurz nicht hin, macht sie sich, schneller als man es für möglich hält, auf den Weg auf der Suche nach „Action“.
Jeden Tag nimmt ihr Bauch etwas ab.
Tag für Tag (es ist leider nicht mal mehr eine Woche, die ich noch hier bin), merke ich, wie sie mir ans Herz wächst.
Der Abschied ist schwer und ich mache ihn deshalb kurz.
Nina hält mich glücklicherweise auf dem Laufenden über Motte und die anderen Hunde.
Trotzdem vermisse ich die Zeit in Rumänien, die lieben Menschen und natürlich die Tiere.
Als ich auf dem Heimweg im Flieger sitze, kann ich erst alles so richtig begreifen.
Ich bin froh und vor allem dankbar zu wissen, wenn ich jetzt wieder in den Schulalltag zurückgehen muss, dass Nina und der ganze Tierärztepool da sind, und sich dieser großen Aufgabe jeden Tag mit Hingabe annehmen.
Danke!
Helfen
Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!
In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.
In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:
Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer
TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de