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Kilometerfresser

Trotz wirtschaftlicher Ungewissheit, Corona und einer weltpolitischen Lage, die alles andere als stabil ist, gibt es sie noch: wohlhabende Menschen. 
Und einige dieser Menschen sind auch tierlieb, oft aber an Nachhaltigkeit und an einem soliden Tierschutz interessiert. Vielleicht steht die Höhe der Spende gar in Korrelation zu diesen.
Einer dieser Menschen las in unserem Report, dass wir Spender dazu aufforderten, sich die Einnahmen-Ausgabenbilanz eines Vereines zuschicken zu lassen, um zu sehen, ob dieser Verein dem Ziel des Tierschutzes im Umgang mit den Spenden gerecht wird. 


Von zehn Vereinen bekam er eine einzige Bilanz zugeschickt. Unsere. 
Warum die anderen seiner Bitte nicht nachkamen, können wir nicht beantworten, für uns bleibt aber bestehen: die Spendengelder werden von uns verwaltet, sind dem Vereinszweck unterstellt. Wir sind lediglich die, die diese Gelder so einsetzen, dass am Ende möglichst viel Tierschutz dabei herauskommt. Diesem Ziel haben die meisten von uns ihr Leben untergeordnet, da ist es eine Selbstverständlichkeit, ein maximales Ergebnis erreichen zu wollen. 
Also steht jedem von Ihnen jederzeit zu, sich ein Bild davon zu machen! 


Michael ist ein Jongleur mit Zahlen und Tabellen. Als Steuerfachmann überzeugte ihn das, was er las. 
Anschließend nahm er den Hörer in die Hand und rief mich an. 
„Bei der Summe, die Sie spenden möchten, biete ich Ihnen an, sich zuvor ein Bild von unserer Arbeit vor Ort zu machen“, antwortete ich ihm. 
„Das geht?“ Verdutzt aber aufgeregt, buchte Michael seine erste Reise zu uns nach Kreta. Das war am 13. August letzten Jahres.
Ich darf behaupten, dass er wohl ziemlich bewegt, aber begeistert, wieder nach Hause flog, denn es folgten weitere Reisen. 
Wir beide rückten zusammen und auch unser gesamtes Team stülpte unsere familiäre Aura über einen Mann, der in seinem bisherigen Leben oft über spitze Steine zu gehen hatte. Manches läuft eben nach gewünschten Vorstellungen, anderes nicht.


Obwohl Michael sich eine Existenz in der Komfortzone leisten kann, schlüpft er bei uns in die Arbeitshandschuhe. Oder in die Gummistiefel. Dann wird mit den Hunden getobt, die Hecke geschnitten, die Katzen gefüttert und mit großen Augen beobachtet, was unsere Tierärztinnen und Helferinnen im OP leisten. Ehrfürchtig und sein bisheriges Weltbild sortierend, spürt er, dass Zahlen und Tabellen nur dann etwas Sinnvolles bewirken, wenn am Ende die Prothese am Beinstumpf der kleinen Colliehündin auch wirklich passt. Oder die riesige Wunde am Rücken des stolzen, schwarzen Katers wieder zugewachsen ist. Oder auch Tiere mit verkrüppelten Beinen nicht aufgegeben werden. 
Menschen, die ihr Geld nicht aus dem Fenster werfen und für irgendeinen verschwenderischen Blödsinn ausgeben, fühlen bei uns nahezu physisch, dass eine Kombination ihrer Spenden, gepaart mit unseren chirurgischen Händen die Welt verändern kann. Eine wirklich sinnvolle und wichtige Symbiose, denn wir können nur dann arbeiten, wenn uns die Mittel dazu gegeben werden.


Michael ist zu einer Bank geworden. Zweimal mit dem Flugzeug und zweimal mit dem Auto folgte er den Spuren unserer Arbeit. Unsere letzte gemeinsame Reise führte uns nach Veria und weiter nach Kreta. 
Mehr als 3000 Kilometer (Österreich, Ungarn, Serbien, Nordmazedonien, Griechenland) hatte ich vor mir, fand aber keinen Mitfahrer. Michael verlegte spontan eine geplante Urlaubsreise und sprang hinters Steuer. Ich fühlte mich zum ersten Mal so richtig verwöhnt: mit einem eigenen Chauffeur!
Somit konnte ich auf der Fahrt entspannt damit beginnen, den Weihnachtsreport zu schreiben, während Michael tausende Kilometer abspulte, um uns ans Ziel zu bringen.
Seine Ziele haben wir auch erreicht: Die dicke fünfstellige Spende füllte die Lücke auf, die wir, wahrscheinlich durch die ungewisse wirtschaftliche Lage vieler Menschen, im letzen Jahr eingebüßt hatten. 
Und mit einer Weihnachtsspende an uns privat – was es seit Bestehen der Arche in dieser Form noch nie gab – erfüllte sich Michael seinen eigenen Traum vom Altruismus. 
Und uns verwöhnte das nicht nur, sondern zollte unserer Arbeit und unserer Lebensphilosophie Anerkennung, was in einem harten Leben an der Front auch mal verdammt gut tut.


Danke, Du Verrückter!
Thomas mit seiner ganzen Arche-Familie