Veria - packen wir's an!
Von Jessica Amberg
Im Mai 2021 bin ich das erste Mal im Rahmen einer Kastrationsaktion in Veria. Die Zustände im öffentlichen Tierheim sind grauenvoll. Verdreckte Zwinger, wenig Futter, abgestandenes Wasser und viele sichtbar kranke, verwahrloste und abgemagerte Hunde. Die Arbeiter vor Ort haben kein Interesse an den Hunden und erkennen keine kritischen Situationen. Es werden keine vernünftigen Rudel gebildet und es kommt nicht selten zu tödlichen Auseinandersetzungen der freilaufenden Hunde. Ist ein Hund erst einmal in einem der hinteren Zwinger gelandet, so wird er ihn in der Regel nie wieder verlassen.
Ich habe mein Herz an Verias Hunde verloren und verbringe seitdem jede freie Minute dort und lerne Ilias kennen. Einen engagierten Tierschützer, der ein eigenes privates Tierheim mit ca. 100 Hunden betreibt. Er kümmert sich liebevoll um seine Hunde, pflegt Notfall- und Handicaptiere, therapiert kranke Vierbeiner und schützt seine Hunde sinnvoll vor Reisekrankheiten.
Immer wieder kreisen meine Gedanken um die Zustände im öffentlichen Tierheim. Es treten einfach keine Verbesserungen ein. Immer wieder werden kranke Hunde wie Emmo, Noro oder Gigantos aus dem Tierheim geholt. Meist mehr tot als lebendig. Das muss sich ändern.
Wie gern würde ich mehr Zeit haben, um aktiv an Verbesserungen der Zustände im Tierheim mitzuwirken. Die Hoffnung liegt bei Ilias. Er könnte die Leitung des öffentlichen Tierheims übernehmen. Die Hunde lieben ihn und er hat den Blick für das Wichtige. In einem Telefonat mit Ilias sage ich ihm: „Wenn du das öffentliche Tierheim übernimmst und du Hilfe brauchst, bin ich da!“
Während dieser Zeit lerne ich Melanie Stehle vom Tierärztepool kennen. Auch sie kämpft seit der ersten Kastrationsaktion 2016 für die Tiere und eine Verbesserung der leidigen Umstände. Uns verbindet dieser Umstand.
Im August 2023 dann ein Lichtblick! Ilias berichtet mir, dass er im öffentlichen Tierheim arbeiten möchte und er dringend noch gute Mitarbeiter:innen braucht.
Wir berichten Thomas von unseren Plänen und er bietet mir an, mich beim Tierärztepool einzustellen, um in Veria mitzuwirken.
Eigentlich ist mir sofort klar, dass ich meinen langjährigen Arbeitsplatz kündigen und so schnell wie möglich nach Veria ziehen werde. Drei Wochen später sitze ich dann mit meinen fünf Hunden im Auto nach Griechenland und der Tierärztepool hat eine Angestellte mehr.
Ich bin nun seit Anfang September in Veria und in den nächsten Wochen werden Ilias, sein Team und ich den Tierheimbetrieb übernehmen. Derzeit werden die alten Zwinger abgerissen und ein Neubau des Tierheims findet in den nächsten Wochen statt. Hier bemühen wir uns aktuell, dass das so stressfrei wie möglich für die Tierheimhunde abläuft. Sichtbar kranke Tier wurden bereits auf Mittelmeerkrankheiten getestet und mit der Therapie begonnen. Hier möchte ich mich ganz herzlich bei der TierInsel-Umut Evi e.V. für die Bereitstellung der Tests bedanken!
Wir bilden Rudel und ermöglichen den Hunden einen täglichen Auslauf. Die Arbeitsprozesse müssen dringend verbessert und umstrukturiert werden. Die Kastrationen der Straßentiere sollen weiter gesteigert und die Nachsorge der kastrierten Tiere optimiert werden.
Es liegen viele Aufgaben vor uns, um aus dem öffentlichen Tierheim einen besseren Platz zu machen. Ich freue mich riesig, mich den Problemen vor Ort zu stellen. Veria ist eine absolute Herzensangelegenheit von mir und ich bin stolz, als Teil des Tierärztepools mitwirken zu dürfen!
Jessica Amberg