Im August 2023 war mein Mann im NLR, um sich die Einrichtung anzuschauen und zu hospitieren. Am Telefon hat er mir erzählt, dass es dort einen Hund gibt, der den ganzen Tag nur in der Ecke sitzt, die Wand anstarrt und bei jeder Annäherung zittert. Er hat mich gefragt, was er tun kann, und ich habe ihm ein paar Tipps gegeben. Ab diesem Zeitpunkt stand fest, dass ich unbedingt nach Kreta fliegen und mir diesen Hund und das NLR anschauen muss. 

Da wir bereits drei Hunde haben, habe ich, bevor wir uns auf die Reise gemacht haben, eine Pflegestelle für Coffee gesucht. Diese habe ich sehr schnell in einer lieben Freundin und versierten Hundetrainerin mit fundierter Ausbildung, spezialisiert auf Angsthunde, gefunden.

Es hat leider eine Weile gedauert, aber Ende Oktober war es so weit und wir sind in den Flieger von Stuttgart nach Kreta gestiegen. Gleich nach der Ankunft wollte ich Coffee kennenlernen. Ich habe einen Hund vorgefunden, der, wie beschrieben, in der Ecke saß, die Wand angestarrt hat und, sobald man sich ihm genährt hat, weggesprungen ist und dabei in Panik Kot und Urin abgesetzt hat. 

Jeden Tag habe ich mich mehr und mehr an Coffee herangetastet und ab Tag drei einen großen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Er hat beim Weggehen weder Kot noch Urin abgesetzt und war auch deutlich ruhiger. So ging es jeden Tag einen kleinen Schritt voran, bis wir am 2. November von Heraklion nach Frankfurt geflogen sind. Ein Flug nach Stuttgart war nicht möglich, da die Airline keine Tiere im Frachtraum mitnimmt und Coffee für die Kabine zu groß war, außerdem durfte noch ein anderer Hund mitreisen. Die Abwicklung am Flughafen in Heraklion lief problemlos und bei der Ankunft in Frankfurt hat Coffee einen munteren Eindruck gemacht. Auf dem Weg nach Hause habe ich in unserem VW-Bus die Transportbox aufgemacht und war sehr erstaunt, dass ein ziemlich entspannter Hund einmal kurz aus der Box geschaut und sich in aller Ruhe wieder hingelegt hat. Noch am Ankunftsabend ist er zu seiner Pflegestelle gezogen und von da an ging es steil bergauf. Am nächsten Tag habe ich den ersten Spaziergang begleitet und war einfach nur glücklich. Coffee lief sehr interessiert an der Leine, die Rute nach oben, hat oft markiert, war freundlich mit den anderen beiden Hunden und hat alles in allem einen sehr, sehr guten Eindruck gemacht. So ging es stetig weiter, ich habe jeden Tag einen Statusbericht mit Bildern oder Videos bekommen, habe Coffee oft gesehen, war mit ihm spazieren und es waren innerhalb kürzester Zeit keinerlei Anzeichen mehr von dieser Angst, die er hatte, als wir ihn kennen gelernt haben. Er war nach wie vor in unbekannten Situationen oder bei fremden Menschen etwas ängstlich und unsicher, aber das war kein Vergleich zu damals. Im Februar 2024 ist Coffee zu seiner Endstelle gezogen, die nicht weit weg von der Pflegestelle und auch von unserem Zuhause ist. Ich sehe Coffee regelmäßig in der Hundeschule und bekomme nach wie vor Fotos und Videos. Coffee heißt jetzt Heinrich, er lebt ein tolles Hundeleben bei seiner Menschenfamilie, die ihn sehr ins Herz geschlossen hat, gemeinsam mit seinem Hundefreund Gustav.