Neu
für alle.
Er ist zum ersten Mal dabei. Ein Neuling.
Und von einem Tag auf den anderen rein ins kalte Wasser.
Warum nicht?
Zuerst telefonierten wir. Er sagte, dass er unsere Arbeit schon seit Jahren verfolgt, dass er begeistert ist und dass er gerne mal in unsere Einnahmen/Ausgaben Bilanz gucken möchte.
Wir schickten sie ihm, andere Vereine, die er auch darum bat, taten es nicht.
Anschließend wollte er spenden. Wir sagten, dass er sich doch erst einmal ein Bild von vor Ort machen sollte.
„Das geht?“, antwortete er, leicht verunsichert.
„Warum nicht?“
Wir waren über unsere Antwort selbst überrascht. Die Zeit reichte in der Vergangenheit nie, um unsere Sponsoren ganz nah an unsere Arbeit heranzulassen. Bis auf wenige Ausnahmen. Zu spezialisiert, zu stressig, zu wenig Zeit. Wir hatten andere Sorgen.
Aber wer neugierig ist und sich ein Bild machen möchte? Wer sich in einen Haufen tierärztlicher Sorgen integrieren kann? Wer nett und umgänglich ist und gesellschaftlich seinen Beitrag leistet?
Warum nicht?
Wer sich überzeugen möchte, ob unsere Tage am OP-Tisch wirklich lang sind, ob das Tierelend tatsächlich existiert, ob wir unser Fach beherrschen, ob wir auch real die Idee einer besseren Welt verfolgen?
Warum nicht?
Eine Woche am Zipfel der Tierärzte. Von morgens bis abends mit dabei. Die Nase überall rein steckend oder sie reingesteckt bekommen. Dem Tierelend live auf der Spur.
Sein Fazit: ich möchte nochmal mit.
Er kam. Jetzt war er kein Neuling mehr. Er lernte das nächste Team kennen. Wieder täuschte er sich nicht in den Menschen, den Ärzten, der Arbeit und in dem Sinn der Kastrationen.
Er verliebte sich. Nicht in einen Hund oder in eine Katze, wie es sonst eigentlich immer passiert, sondern ins Team. Das war für uns neu! Wir gefielen ihm als Menschen, ihm gefiel was wir tun; unsere Einstellung, unser Kampfgeist. Ihm gefiel das, was wir in all den Jahren aufgebaut hatten, unsere Infrastruktur, unsere Offenheit, unsere Transparenz und unser Perfektionismus. Und, dass wir nie aufgegeben hatten. Er bewunderte unsere Ärzte und unsere Assistenten. Und er empfand es als Glück, für zwei Wochen als Teil in ein wunderbar zusammenarbeitendes Team integriert zu sein.
Am Ende schenkte er uns Anerkennung in einer Größenordnung, die uns beschämte. Die uns aber beflügelt, dass es richtig ist, was wir tun und dass es richtig ist, wie wir es tun.
Er hat uns alle sehr überrascht, wusste aber sicherlich insgeheim, dass es auch ein Ansporn ist, um auch in schlechten Zeiten an das Gute zu glauben.
Danke, Michael!