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Kapverden Herbst 2016

Ein Bericht von Dr. Marga Keyl, Tierärztin

Praia, 24.10. - 15.11.

Am 23.10. war es endlich wieder soweit, zum vierten Mal bestieg ich das Flugzeug, das mich auf die Kapverden bringen sollte. Die Wiedersehensfreude war groß, und auch Dr. Herwig Zach, der Leiter der Organisation "Bons Amigos" war für ein paar Tage in Praia, denn es gab viel zu besprechen. Schon seit einiger Zeit besteht der Plan, eine neue Klinik für die Bons Amigos zu bauen. Die Grundmauer steht bereits, doch es fehlte an Geld und Materialien für den Klinikbau.

Ich möchte morgens aufstehen, auf den Balkon hinaustreten und sagen: "Dieser Hund ist kastriert, und dieser dort auch." Verglichen mit der gesamten Stadt ist das zwar nur ein kleiner Teil, aber es hilft. Psychologisch. Auch in Ponta d'Agua gehen die Jungs auf die Straße und sammeln unkastrierte Hunde ein. Nach der Kastration werden ihnen bunte Halsbänder umgebunden. Auch das hilft. Ich möchte durch die Straßen gehen und von Weitem sehen, dass wir etwas bewirken.

Nun endlich wurden die Baumaßnahmen wieder aufgenommen und wir hoffen, dass die neue Klinik innerhalb weniger Monate bezugsbereit ist. Sie wird aus mehreren Räumen für die Untersuchungen der Tiere bestehen, einem OP und auch einen Röntgenraum sowie ein Ultraschallgerät sollen kommen. Das Wichtigste ist, dass wir dort viel Platz haben werden, um auch Hunde mit ansteckenden Krankheiten zu separieren. Da kaum ein Hund in Praia geimpft ist, findet sich dort die gesamte Palette an ansteckenden Krankheiten, die man in Deutschland kaum mehr sieht. Staupe, Parvovirose, Leptospirose, ansteckende Lebererkrankungen - um nur ein paar zu nennen. Doch bis der neue Bau bezugsbereit ist, wird weiter in der alten Klinik in Ponta d'Agua operiert und behandelt.

Schon die ersten Tage bringen mich schnell in die brutale Realität der Straßentiere in Praia zurück. Eine Katze liegt vor uns auf der Straße, frisch angefahren, blutüberströmt und röchelnd. Alle Autos fahren drum herum, keiner macht sich die Mühe, sie zumindest an den Straßenrand zu legen. Wir nehmen sie mit und schläfern sie in ihren letzten Atemzügen ein. Täglich bekommen wir Notfälle zur Behandlung. 6 Beinamputationen in 2 Monaten, unzählige Wunden, meist durch Autounfälle verursacht. Täglich finden wir neue Welpen in der Klinik, die Menschen setzen sie einfach vor der Tür aus. Selbst Hunde von Besitzern werden zur Klinik gebracht und dann nie wieder abgeholt. Teilt man einem Menschen mit, dass sein Hund leider gestorben ist, ist die Reaktion meist ein neutrales "ah, ok". Desinteresse. Das geht an die Nieren, es macht mich traurig und wütend.

Es ist die Mentalität vieler Menschen, mit der ich mehr Probleme habe als täglich das Elend der Tiere zu sehen. Den Tieren kann ich helfen. Ich kann etwas tun, damit es ihnen besser geht. Den Menschen der älteren Generation ist oft nicht zu helfen, sie werden ihre Einstellung nicht ändern. Doch bei den Kindern können wir ansetzen. Daher sind wir immer froh, wenn Kinder ihre Tiere zur Klinik bringen. Sie lassen sich noch etwas beibringen, sie müssen wir lehren, sich um ihre Tiere zu kümmern. Sie kastrieren zu lassen, sie entwurmen zu lassen. Darauf zu achten, dass es dem Tier gut geht.

Praia ist eine große Stadt und man fragt sich täglich, ob man eigentlich gegen Windmühlen kämpft oder ob man tatsächlich etwas bewirkt. Doch es lohnt sich zu kämpfen. Wenn man z.B. durch Cidadela fährt, sieht man, dass die meisten Hunde nun einen dreieckigen Schnitt im Ohr haben. Ein dauerhaftes, von Weitem erkennbares Zeichen, dass diese Hunde kastriert sind. Stadtteil für Stadtteil müssen wir uns hier vorarbeiten. Fast jeden Morgen nehmen wir ein paar Hunde mit, die in unserer Straße leben. Ich möchte morgens aufstehen, auf den Balkon hinaustreten und sagen: "Dieser Hund ist kastriert, und dieser dort auch." Verglichen mit der gesamten Stadt ist das zwar nur ein kleiner Teil, aber es hilft. Psychologisch. Auch in Ponta d'Agua gehen die Jungs auf die Straße und sammeln unkastrierte Hunde ein. Nach der Kastration werden ihnen bunte Halsbänder umgebunden. Auch das hilft. Ich möchte durch die Straßen gehen und von Weitem sehen, dass wir etwas bewirken. Wie heißt es so schön: Ein einzelnes Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier. Es sind die kleinen Lichtblicke, aus denen ich die Kraft schöpfe, hier nicht zu verzweifeln. Es ist ein Hund mit einer großen Wunde am Bein, dessen Bein wir durch viele Verbandswechsel erhalten konnten.

Es sind die Welpen, die in der Klinik überleben, denn der Großteil stirbt leider an Krankheiten wie Parvovirose oder Ehrlichiose. Es sind Menschen, die einen schwer verletzen Hund sofort in die Klinik bringen, anstatt ihn am Straßenrand liegenzulassen. Es sind Besitzer wie Ayrton, die alles für ihren nierenkranken Hund geben, Spezialfutter aus Portugal einschiffen lassen und den Hund fast täglich in der Klinik besuchen. Und es ist das gesamte Team der Bons Amigos, für die diese Organisation ihr Leben ist, und die täglich gegen das Elend der Straßentiere kämpfen und ständig neue Ideen haben, wie man die Menschen aufklären und die Bons Amigos bekannter machen kann. Es gibt sie hier, die Menschen, denen die Hunde und Katzen nicht egal sind.

Boa Vista 16.-25.11.

Mit demselben Team wie letztes Mal (Dr. Veronica Cabral - portugiesische Tierärztin, Alex, Gilson - weltbeste Hundefänger und Assistenten und ich), flogen wir nach Boa Vista zu unserer zweiten Kastrationsaktion. Die Insel hat nicht viele Ansiedlungen, der größte Ort ist Sal Rei im Nordwesten. In der Nähe gibt es drei große Hotels: Iberostar, Decameron und RIU Karamboa. Die ersten drei Tage verbrachten wir jedoch im Süden der Insel im Hotel RIU Touareg. Hier hatten wir vor einem halben Jahr bereits 50 Katzen gefangen und kastriert, und das Ergebnis erstaunte uns alle. Bei dem jetzigen Besuch kamen viele Urlauber direkt auf uns zu und erzählten, es wäre ihnen sofort aufgefallen, dass keine Katzenbabys mehr herumlaufen. Insgesamt sieht man deutlich weniger Katzen in den Restaurants. Seit der Kastration sind die Tiere ruhiger und auch schneller satt, die meiste Zeit des Tages dösen sie nun in der Sonne, ohne mit ihrem Sexualtrieb zu nerven. Großartige Hilfe leisteten wieder einmal die Touristen im Hotel, die uns zeigten, wo wir noch unkastrierte Katzen finden könnten, und die uns sogar halfen, die Tiere einzufangen oder an Orte zu locken, wo wir sie dann problemlos greifen konnten. Weitere 20 Katzen wurden gefangen und kastriert.

Anschließend ging es ins Hotel RIU Karamboa, wo wir auch übernachten durften. Auch hier sind schon sehr viele Katzen unfruchtbar, doch es gelang uns, weitere 14 zu kastrieren. Am Strand des Hotels leben außerdem drei Rüden und eine Hündin. Die Hündin hatte vor einigen Wochen sechs Welpen im Hotel zur Welt gebracht und sie dort gut in einem kleinen Palmenbeet versteckt. Touristen entdeckten die Welpen und brachten ihnen täglich frisches Trinkwasser. Es gelang uns, die sehr ausgezehrte Mutter am Strand zu fangen. Die Welpen nahmen wir auch mit, sie waren zirka fünf Wochen alt. Da es am RIU Strand für so viele Hunde nicht genug Futter gibt, blieben die Welpen bei Regina von der uns unterstützenden Associação Amigos dos Animais de Bubista. Einige haben bereits ein schönes Zuhause gefunden, und die Mutter kann, da sie die Welpen nicht mehr säugen muss, auch wieder an Gewicht zulegen. Die meisten Straßenhunde leben in den Barracas, den Slums von Sal Rei.

Seit der Kastration sind die Tiere ruhiger und auch schneller satt, die meiste Zeit des Tages dösen sie nun in der Sonne, ohne mit ihrem Sexualtrieb zu nerven.

Viele der Hunde waren zahm und somit einfach zu fangen, daher ließ der Nachschub nie lange auf sich warten. Einige der dort lebenden Damen waren jedoch nicht begeistert von der Idee, die Hunde kastrieren zu lassen. Sie warfen Gilson und Alex wüste Beschimpfungen an den Kopf, wir würden trächtige Hündinnen kastrieren und das wäre Mord, und gegen Gottes Gesetze.
Als wir aber am nächsten Tag die Straßenhunde mit schönen Halsbändern wieder in den Barracas absetzten, änderte sich die Stimmung sehr schnell und nun wollte jeder seinen Hund kastrieren lassen und mit einem neuen Halsband wieder zurückbekommen. Wenn es doch überall so einfach wäre! Während unserer Zeit in Sal Rei konnten wir den Großteil der Hunde in den Barracas kastrieren. Die nun noch übrigen Hunde sind sehr scheu, daher wird es beim nächsten Mal mehr Zeit beanspruchen, sie einzufangen. Vielen Dank an die RIU Hotels, an Dila und Regina von der Associação Amigos Animais de Bubista für die Unterstützung und Organisation und an all die lieben Touristen die uns geholfen haben!

In neun Tagen wurden 62 Hündinnen, 52 Rüden, 24 weibliche Katzen und 26 Kater kastriert, sowie 21 weitere Operationen durchgeführt. Bedenken Sie bei der Auflistung der Zahlen bitte, dass, für unsere Verhältnisse, recht wenige Kastrationen nichts damit zu tun haben, dass wir alt, müde oder sogar faul werden, aber bei einer Population, die zu 70 Prozent kastriert ist, ist es äußerst schwierig, die letzten 30 Prozent zu erwischen. Zudem werden, logischerweise, immer zuerst die zutraulichen Tiere zu uns gebracht, einfach deshalb, weil die Wilderen schwerer einzufangen sind. Sie glauben gar nicht, wie wir feiern, wenn wir in einer Population das letzte Tier erwischt haben.

Sal, 28.11.-06.12.

Nachdem wir in Praia unser Equipment wieder aufgestockt hatten, flogen wir nach Sal zu unserer 12. Kastrationsaktion auf dieser Insel. Vom Flughafen ging es direkt in das Tierheim von OSPA (Organisação Salense Proteção Animais), wo wir uns einige kranke Hunde anschauten und behandelten. Mit in unserem Gepäck hatten wir zwei Hunde, die ursprünglich von Boa Vista stammen.

Martina, die uns bei unserer ersten Aktion auf Boa Vista sehr unterstützt hat und auch weiterhin Spenden sammelt, hatte sie adoptiert und wir nahmen sie vor einem halben Jahr mit nach Praia, um sie reisefertig zu machen. In Praia gab es jedoch Probleme mit den Papieren, doch nach langem Hin und Her fanden wir eine Lösung. Auf Sal half uns Dr. Fatima, die Tierärztin der Insel, die Papiere für den Flug fertig zu machen, und so konnten die zwei endlich mit Flugpatin Rossi nach Deutschland reisen. Dafür ein ganz großes Dankeschön an Rossi und an Dr. Fatima, und an Dada, die die Hunde bis zur Abreise im Tierheim aufnahm! Ich erwähne diese Odyssee damit Sie erkennen, was wir "nebenbei" noch so alles anstellen und wie kompliziert das Helfen manchmal sein kann.

Die ersten fünf Tage kastrierten wir in Espargos. Was mich am meisten gefreut hat, war, dass wir nicht nur zum ersten Mal in dem städtischen Tierheim (Canil Municipal) kastrieren durften, sondern dass uns auch die dazugehörigen Arbeiter beim Fangen der Hunde unterstützt haben. Mit dem Pickup von OSPA und dem großen Käfig des städtischen Tierheims auf der Ladefläche, machte sich die Mannschaft auf den Weg nach Terra Boa, Sao Joao und Santa Cruz, den Randbezirken von Espargos. Hier war es nicht schwer, unkastrierte Hunde zu finden. Die Menschen leben in Baracken in großer Armut. Einige Hunde waren abgemagert und so schwer von Räude gezeichnet, dass sie zur weiteren Behandlung ins Tierheim von OSPA kamen.

Was mich am meisten gefreut hat, war, dass wir nicht nur zum ersten Mal in dem städtischen Tierheim (Canil Municipal) kastrieren durften, sondern dass uns auch die dazugehörigen Arbeiter beim Fangen der Hunde unterstützt haben.

An dieser Stelle möchte ich eine Anmerkung zum Canil Municipal machen. Es sind viele Gerüchte im Umlauf, da es aus naheliegenden Gründen nicht jedem möglich ist, einfach in den Canil hereinzuspazieren - man braucht eine Voranmeldung und Erlaubnis der Gemeinde. Gilson und Alex waren vor Ort, um die Hunde zum Kastrieren abzuholen. Der Canil war sehr sauber, die von uns kastrierten Hunde waren allesamt gut genährt, einige hatten jedoch einen starken Zeckenbefall. Zur Zeit befinden sich zirka 20 Hunde im Canil, dazu ein paar Welpen, denn leider ist es vorgekommen, dass die Rüden über die Absperrung zu den Hündinnen gesprungen sind und diese gedeckt haben. Dies hat wohl auch zu der Erkenntnis geführt, dass es notwendig ist, die Hunde kastrieren zu lassen. Die Mitarbeiter vom Canil sind sehr hundelieb, jedoch sehr unwissend, was die Behandlungen angeht.

Sie haben Gilson und Alex erklärt, dass sie versuchen, Besitzer für die Hunde zu finden, was, wie wir wissen, relativ aussichtslos auf Sal ist. Wir haben ihnen erklärt, warum es keine Lösung ist, die Hunde von der Straße einzufangen und sie im Canil unterzubringen, denn es ändert am Problem überhaupt nichts. Auch haben wir mit ihnen über die Behandlung gegen Zecken und Würmer gesprochen und wir können nur hoffen, dass sie es sich zu Herzen nehmen. Aber bei jeder Reise auf diese Ferieninsel zur Nachkontrolle der Population werden wir ein Auge auf diese Stätte werfen.

Die letzten zwei Tage zogen wir nach Santa Maria um. Kastriert haben wir im Haus von Alcindo, der 2015 unseren "Lucky Pooh" adoptiert hat, ein kleiner Welpe, der nach diversen schweren Erkrankungen endlich gesund geworden war und eigentlich nach England ausreisen sollte. Bis dahin hat sich Alcindo bereit erklärt, ihn zu sich zu nehmen, hat sich dann aber in ihn verliebt und so ist Lucky bei ihm geblieben. Für mich war es eine riesengroße Freude, den Hund, den ich das letzte Mal als kleines, räudiges, abgemagertes Häufchen Elend erlebt habe, nun als großen und gesunden Hund wiederzuerkennen.

Kastriert haben wir in erster Linie Privattiere und Katzen, die leicht zu fangen waren. Es gibt natürlich noch vereinzelt unkastrierte Straßenhunde in Santa Maria, doch leider sind diese extrem schwer zu fangen. Ein Teil gehört zu einem Rudel am Rand von Santa Maria in der Wüste und hat dementsprechend sehr viel Platz davonzulaufen. An den Stränden der großen Hotels können wir nur früh morgens fangen, wenn noch keine Touristen dort sind (was leider nicht bedeutet, dass die Hunde dann vor Ort sind), denn verständlicherweise können die Jungs mit ihren Fangnetzen nicht durch die Sonnenliegen turnen und gleichzeitig den Menschen erklären, das sie nicht vorhaben, den Hunden etwas anzutun. Wir werden hier also am Ball bleiben, und es jedes Mal aufs Neue versuchen.

Ich möchte mich für die organisatorische Hilfe bedanken bei Catarina, bei Dada und Katiana von OSPA auch dafür, dass wir das Auto benutzen durften, um die Hunde zu fangen. Bei Susanna Murschenhofer von TUI und bei den Meliã Hotels und der Djadsal Residence für Unterkunft bzw. Verpflegung und an liebe Menschen (Restaurant Universe, Linda, Katianas Mutter, Emilia), die uns mittags mit Essen versorgt haben. Außerdem geht ein großer Dank an Rossi und an Marjan, an Gisela für deine großzügige Spende und an Wally und Rudi, die mittlerweile Hund Nr. 6 ("Free") von Sal mit nach Deutschland genommen haben.
Es hat mich riesig gefreut, euch alle wiederzusehen und zu wissen, dass wir eure Unterstützung bekommen! Geholfen hat uns, auch wie beim letzten Mal, Birgit Andresen, die uns jeden Tag in der Klinik zur Seite stand.
In sieben Tagen konnten wir 60 Hündinnen, 62 Rüden, 26 weibliche Katzen und 13 Kater kastrieren, sowie 26 weitere Operationen durchführen.

Brava, 07.12.-12.12.

Zum zweiten Mal nahmen wir die Fähre von Praia über die Vulkaninsel Fogo zur kleinsten der kapverdischen Inseln: Brava. Mit dabei waren diesmal Dr. Veronica Cabral und Gilson. Das erste Mal waren wir im März hier und konnten in vier Tagen 158 Tiere unfruchtbar machen.
Tag eins verbrachten wir in Furna, dem Ort wo die Fähre anlegt. Hier gibt es mehrere "richtige" Straßenhunde, obwohl der Großteil tatsächlich Besitzer hat, jedoch trotzdem hauptsächlich auf der Straße unterwegs ist. Es freute uns sehr, dass wieder viele Menschen mit ihren Tieren zu uns kamen - und noch mehr freute es uns, dass die meisten nur zur Entwurmung kamen, da ihre Tiere schon bei der letzten Aktion kastriert worden waren. Veronica und Gilson gingen am Ende des Tages noch einmal durch die Straßen des Ortes und konnten bis auf eine sehr alte Hündin nur kastrierte Tiere in den Straßen finden.

Daher fuhren wir am zweiten Tag spontan ins kleine Bergdörfchen Nossa Senora do Monte. Trotz der unangekündigten Aktion hatten wir in kürzester Zeit einen regen Zulauf und die Mitarbeiter des Agrikulturministeriums, die uns schon beim letzten Mal ihre volle Unterstützung zukommen ließen, brachten auch noch Hunde aus dem Nachbardorf. Den dritten Tag kastrierten wir in Vila Nova Sintra. Da wir hier letztes Mal schon über 70 Hunde operiert hatten, haben wir mit einer ähnlichen Situation wie in Furna gerechnet, doch weit gefehlt. Die Schlange der wartenden Hundebesitzer nahm kein Ende und wir operierten bis spät abends weitere 58 Tiere. Zu allem Überfluss ging auch noch unser Autoklav mitten in diesem Ansturm kaputt, doch auch diesmal standen uns unsere Freunde vom Agrikulturministerium helfend zur Seite. So wurden unsere Kisten mit dem zu sterilisierenden OP-Besteck von nun an zum Krankenhaus gebracht, dort steril gemacht und sobald sie fertig waren wieder zu uns zurück gefahren.

Die Dankbarkeit der Menschen auf dieser Insel macht mich sprachlos. Zum Schluss haben wir sogar ein laminiertes Zertifikat der Anerkennung unserer Arbeit vom Agrikulturministerium überreicht bekommen.

Diese tolle Zusammenarbeit und Unterstützung hat mich wieder einmal sehr begeistert. Alles war durchorganisiert, uns wurde ein Pickup mit Fahrer zur Verfügung gestellt, und für jedes Problem wurde sofort eine Lösung gefunden. Improvisieren an der Front - ich liebe es. Und die Dankbarkeit der Menschen auf dieser Insel macht mich sprachlos. Zum Schluss haben wir sogar ein laminiertes Zertifikat der Anerkennung unserer Arbeit vom Agrikulturministerium überreicht bekommen. Den letzten Tag verbrachten wir im schönen Faja d'Agua. Da traurigerweise eine Bewohnerin des Dorfes in der Nacht zuvor verstorben war und die Beerdigung bereits am folgenden Tag stattfindet, war das Dorf wie ausgestorben. Trotzdem brachten uns die Kinder des Dorfes noch ein paar Hunde, und Marijke, Erik und Hilga konnten auch noch neun Katzen fangen. Somit sind hier nun alle Hunde des Ortes kastriert, ein toller Erfolg. Den Nachmittag konnten wir ruhigen Gewissens in der "Kaza di Zaza", dem Guesthouse, das Marijke und Erik betreiben, ausklingen lassen.

Insgesamt konnten wir diesmal 64 Hündinnen, 51 Rüden, 14 Katzen und 7 Kater auf Brava kastrieren. Die Unterstützung von den Behörden war einmalig, und auch bei Marijke möchte ich mich für die Organisation bedanken. Ohne die hilfsbereiten Menschen vom Krankenhaus in Vila Nova Sintra wäre unsere Aktion schon vorzeitig beendet gewesen und ein weiteres Dankeschön geht an die Fast Ferry Gesellschaft, die uns für die Überfahrt einen großen Rabatt gegeben hat. Es ist ein tolles Gefühl, vor Ort die positiven Veränderungen auf den Inseln mitzuerleben. Auf den kleineren Inseln sieht man die Erfolge bereits nach einer Kastrationsaktion: weniger Welpen und wohlgenährte Hunde. Weniger Katzen in den Restaurants der Hotels. Unsere Arbeit dreht sich in erster Linie um Kastrationen und weniger um Krankheiten oder Unfälle.

Die dankbare Anerkennung unserer Arbeit bei der Bevölkerung und die großartige Unterstützung der Behörden zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In einer großen Stadt wie Praia ist der Erfolg schwieriger erkennbar. Zu viele Einzelschicksale, zu viele kranke und verletzte Hunde bestimmen den Alltag. Die Unterstützung der Behörden fehlt hier noch, jedoch wird hart daran gearbeitet, dies zu ändern. Wir hoffen, dass nach der Eröffnung der neuen Klinik in Praia auch die Stadtverwaltung mit uns zusammenarbeiten wird. Wir hoffen, dass auch sie erkennen wird, dass durch das Einfangen der Hunde das Problem nicht gelöst wird. Insgesamt konnten wir in den zwei Monaten auf den Kapverdischen Inseln 602 Kastrationen (260 Hündinnen, 216 Rüden, 75 Katzen und 51 Kater) und 108 weitere, dringend notwendige Operationen durchführen.

Das, was die Österreicherin Henriette Wirtl - die ich leider nie kennenlernen durfte, weil sie aufgrund eines Krebsleidens viel zu früh gehen musste - initiierte und was nun von Dr. Herwig Zach und dem Tierärztepool als ihr Erbe fortgeführt wird, sollte Schule machen. Eine kleine Inselgruppe am westlichen Rand von Afrika zeigt einem arroganten Europa wie es gehen kann. Ich möchte unsere Idee des Kastrierens hinausrufen, gerade in Länder wie beispielsweise Rumänien, in dem meine Kollegin Nina Schöllhorn zeitgleich einen verzweifelten Kampf kämpft. Ich merke aber auch, dass der Tropfen, der einst von Ines und Thomas nach Kreta gespült wurde, inzwischen zu einem reißenden Fluss geworden ist. Diese Zeilen schreibe ich auf der griechischen Insel, auf der alles begann. Auf der vor Jahren meine beiden Kollegen versteckt in Kellern arbeiten mussten, aus Angst, wegen illegalem Handeln inhaftiert zu werden. Heute, im Jahr 2017 muss ich los, denn die acht Gemeindepraxen rufen nach den Tierärzten des Fördervereins Arche Noah Kreta e.V. Agios Nikolaos auf Kreta - mein heutiges Ziel...
Ihre Dr. Marga Keyl

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Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de