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Kapverden - Tarrafal November 2015

Ein Bericht von Thomas Busch, Tierarzt

Das erste Mal hörte ich im August 2015 von Sabina, das nun endlich Tierärzte nach Tarrafal kommen würden, um den Hunden zu helfen. Glauben konnte ich das nicht wirklich. Denn seit ich zwischen Tarrafal und Deutschland pendle hieß es immer wieder: nächsten oder übernächsten Monat kommen Tierärzte, um eine Kastrationsaktion zu machen. Mal sollten sie aus Amerika kommen, ein anderes Mal aus Portugal. Die Hoffnung keimte immer wieder auf, doch es passierte nichts. Die Situation für die Hunde blieb schlecht. Hier leben sehr viele Strand- und Straßenhunde und es gibt ständig unglaublich viele Welpen. Viele verenden jämmerlich an Krankheiten, Unfällen und weil es schlicht nicht genug zu essen gibt für sie. Und es gab immer wieder Vergiftungsaktionen der Gemeinde. Um einen Hund kastrieren zu lassen muss man in die Hauptstadt nach Praia fahren. Das ist eine Fahrt von fast zwei Stunden. Dann gibt es noch das Phänomen, das viele Kapverdianer ganz verrückt nach Welpen ? besonders Männchen ? sind und sie viel zu früh von der Mutter wegnehmen. Doch viele verlieren das Interesse an den Hunden, wenn diese älter werden.

In diesen Tagen hat das Team vom Tierärztepool und Bons amigos fast 300 Hunde und viele Katzen kastriert, Wunden und Tumore behandelt, Injektionen gegen Parasiten gegeben und ganz zum Schluss noch einen kleinen Spatzen mit gebrochenem Bein geholfen. Ich fasse noch immer nicht, wie sie über einen so langen Zeitraum so konzentriert und perfekt arbeiten können.

Auch ich habe hier zwei Strandhunde, die mich zu ihrer donna erwählten. In den Monaten in denen ich in Deutschland bin leben sie am Strand, aber sie haben diverse Anlaufstellen für Futter und Streicheleinheiten. Es ging ihnen auch in meiner Abwesenheit immer gut, auch weil ich sie bereits 2012 in Praia bei Bons Amigos von Madueno sterilisieren ließ. Doch dann hatte die kleinere von beiden Probleme. Vermutlich wurde sie von einem Auto angefahren und konnte danach ihr linkes Hinterbein kaum noch benutzen. Dazu kam eine Wunde in der Leiste, die trotz all unserer Bemühungen nicht verheilte. Als Sabina dann sagte, sie hätte schon Zimmer für die Ärzte des Tierärztepools gebucht konnte ich es kaum glauben und war voller Freude. Meinen Flug auf die Kapverden legte ich extra so, dass ich zum Zeitpunkt der Aktion hier vor Ort sein konnte. Eine gute Woche vor meiner Abreise kam dann die Nachricht, Florentina gehe es sehr schlecht. Die Wunde wäre tumorartig gewuchert und sie sei völlig abgemagert. Und so fand ich sie dann auch am Strand. Sie so zu sehen hat mich unendlich traurig gemacht. Eine Freundin, bei der sie immer zum "Abendessen" vorbeikam, sagte, sie hätte nichts mehr gefressen. Sie hatte sicherlich starke Schmerzen. Sabina hatte Thomas und seinen KollegInnen schon von Florentina erzählt und auch von einer Touristin hörten sie, dass es in Tarrafal einen kleinen weißen Hund gäbe, um den sie sich unbedingt kümmern müssten.

Statt - wie sonst - in Ruhe anzukommen bin ich sofort mit Florentina zum alten Kino gegangen, dass den Tierärzten zur Verfügung gestellt wurde. Ich war mehr als positiv überrascht, als ich sah wie viele Kapverdianer mit ihren Hunden dort warteten. Denn ich habe in den Jahren zuvor viele Diskussionen über Kastrationen geführt. Immer wieder hieß es, dass sei gegen die Natur. Bei Hündinnen wurde es noch eher akzeptiert als bei Rüden.

Doch nun saßen Hunde und ihre Besitzer/innen einträchtig vor dem Kino und warteten auf ihren Aufruf. Und dazu kamen natürlich noch die Straßenhunde, die das Team eingesammelt hatte. Auch Leute, die eigentlich nichts von einer Kastration wissen und ihre Hunde nur gegen Parasiten behandeln lassen wollten entschieden sich dann vor Ort um. Irgendwann war meine Florentina an der Reihe. Und es wurde eine sehr lange Operation mit ungewissem Ausgang. Fast zwei Stunden Anästhesie, denn der Tumor hatte sich wohl so tief gefressen, dass sie sehr viel entfernen mussten. Niemand wusste, ob sie es überlebt. Sie hat es nicht geschafft und ist in der Nacht eingeschlafen. Es hat mir das Herz zerrissen. Doch ich weiß, ohne die Operation hätte sie überhaupt keine Chance gehabt und nun muss sie sich nicht mehr quälen. Es ist besser für meine Kleine und ich konnte sie noch einmal sehen und Abschied nehmen.

Am nächsten Tag habe ich Sabinas Job übernommen und die Hunde registriert, die kastriert werden sollten. Es hat mich eh wie ein Magnet zum alten Kino gezogen und es hat mir sehr geholfen nun anderen Hunden helfen zu können. Das ganze Team arbeitet einfach phantastisch. Ruhig und sehr professionell und den Tieren zugewandt. Ein Wahnsinns-Job, den sie da machen. Lange hat mich nichts mehr so beeindruckt, wie diese langersehnte Aktion. Nach 12 Tagen durcharbeiten in Praia sind sie nun für vier Tage hier und auch in Tarrafal arbeiten sie, bis die Lichtverhältnisse es nicht mehr zulassen. In diesen Tagen hat das Team vom Tierärztepool und Bons amigos fast 300 Hunde und viele Katzen kastriert, Wunden und Tumore behandelt, Injektionen gegen Parasiten gegeben und ganz zum Schluss noch einen kleinen Spatzen mit gebrochenem Bein geholfen. Ich fasse noch immer nicht, wie sie über einen so langen Zeitraum so konzentriert und perfekt arbeiten können. Insgesamt haben sie in diesen sechzehn Tagen über 1.000 Hunde operiert. Thomas, Marga, Madueno, Melanie, Veronica und Gillson: Euch allen tausend Dank!

Diese Aktion war ein erster und unglaublich wichtiger Schritt für ein besseres Leben der Hunde in Tarrafal. Doch um nachhaltig Erfolg zu haben müssen regelmäßig Kastrations-Aktionen durchgeführt werden. Mit Bons Amigos und dem Tierärztepool ist geplant, jedes erste Wochenende im Monat für zwei bis vier Tage hierher zu kommen. Wie leider fast immer bei guten Aktionen geht es auch hier um die Finanzierung. Aber alle Beteiligten wollen das schaffen! Und ich habe das Gefühl die Aktion hat das Denken hier schon sehr verändert. In den letzten Tagen haben mich so viele Menschen darauf angesprochen. Und alle fanden es super und freuten sich, als sie hörten, dass nun regelmäßig Tierärzte kommen wollen.

Die erste Aktion wurde besonders von der Casa Strela und dem King Fisher unterstützt, die dem Team kostenlos Zimmer zur Verfügung stellten. Zusätzlich spendete das King Fisher Verbrauchsmaterialien, wie Müllsäcke und Haushaltsrollen. Dies allein reicht zwar bei weitem nicht aus, aber die Menschen hier sind in der Regel extrem arm, so dass ein Teil der Kosten über tierliebe Touristen gedeckt werden muss.

Sabina hat sich hier in Tarrafal wahnsinnig engagiert, damit die Aktion endlich stattfinden konnte und aus dem jahrelangen Gerücht, das ganz bald eine Kastrationsaktion hier stattfinden würde, endlich Realität wurde.
Du bist die Beste! Muito obrigada!

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Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de