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Agios Nikolaos Februar 2015

Ein Bericht von Antonia Xatzidiakou | Tierärztin

11.2.2015, 06:30:
Der Wecker klingelt. Ich öffne meine Augen und blicke in eine weisse Landschaft. Schnee auf Kreta - ein seltenes Schauspiel. Im Autopiloten-Modus mache ich mich fertig, packe meine sieben Sachen und steige zu Ines in's Auto. Unser Einsatz beginnt. Nach zwei Stunden Fahrt, in der sich Gespräche über Tierschutz, medizinische Probleme, Ernährung und Sprachkurse abwechseln, erreichen wir schliesslich die Kastrationsklinik von VOCAL in Agios Nikolaos.

Innerhalb von Sekunden wird unsere bis dahin gute Stimmung durch die Ankunft einer Katze zwischen Leben und Tod getrübt. Konzentriertes Schweigen herrscht im Raum, während Ines in kürzester Zeit eine Kastration beendet und die Katze übernimmt. Die Temperatur ist so niedrig, dass sie nicht messbar ist mit unserem digitalen Thermometer.

Da ich zum ersten Mal hier bin, bin ich zutiefst beeindruckt von der Struktur der Klinik. Alles ist ordentlich organisiert, beschriftet, beschrieben. Kein noch so kleines Detail wurde nicht berücksichtigt. Durch die Ankunft unseres lieben Ray werde ich aus meinen Gedanken gerissen: Positive Energie erfüllt den Raum und uns. Ray bekleidet die schwierige Aufgabe, uns zu assistieren und zugleich in einer Tierschutzklinik zusammen mit 15 Frauen zu überleben. Entgegen allen Vorhersagen meistert er nicht nur seine Aufgabe, sondern unterhält uns bestens, während er ganz nebenbei die Katzen für uns zwei Tierärztinnen parallel für die Operationen vorbereitet.

Eine nach der Anderen erhalten die Katzen Ihre Behandlungen: gründliche Untersuchung, Kastration, Entwurmung, Entflohung, Tollwutimpfung, Microchip und sonstige Behandlungen nach Bedarf.
Zähne werden gezogen, Hautprobleme diagnostiziert und behandelt, Bisswunden versorgt, Ohrinfektionen therapiert, verletzte Schwänze und Gliedmassen amputiert, Augen entfernt, Hernien operiert - die gesamte Bandbreite an Katzenerkrankungen zieht in diesen vier Tagen sprichwörtlich an meinen Augen vorbei.

Da die Kastrationsklinik ausschliesslich für Katzen ist - eine Vereinbarung mit der Gemeinde - bekommen wir sämtliche Varianten der Spezies zu Gesicht: Rote, weisse, dreifarbige, gefleckte, mit langem flauschigen Fell, mit kurzem glatten Fell, blauäugig, reinrassig, Mischlinge. Ich ertappe mich dabei, die Katzen in einem gedanklichen Wettbewerb gegeneinander antreten zu lassen: Ich kann mich jedoch nicht entscheiden,welche die schönste ist. Sie sind allesamt solch wunderschöne Geschöpfe, und doch leben sie ein Leben auf den Strassen und in der Wildnis, dem kaum Aufmerksamkeit zuteil wird.

Die Zeit fliegt vorüber, Stunden vergehen wie im Flug und wir stehen immer noch auf unserem halben Quadratmeter hinter dem OP-Tisch. Ab und zu kann ich unserer Gefängnisecke entkommen und ein paar unserer Patienten knuddeln und streicheln - manche geniessen es, andere gar nicht...
Eigentlich habe ich mir selbst ein Versprechen gegeben, alle Tiere gleich zu behandeln und unter allen Umständen professionell zu bleiben - aber ich erliege der Versuchung. Ich muss zugeben, dass die Siamesen, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund in den Strassen von Agios Nikolaos wie eine geheimnisvolle Sekte das Bild beherrschen, etwas mehr Zuwendung erhalten.

Der Großteil unserer Arbeitszeit ist mit positiven Momenten erfüllt - was wir hier tun, führt zu einer enormen Verbesserung der Lebensqualität dieser Tiere. Krankheiten werdne geheilt, die Lebenserwartung steigt an.

Innerhalb von Sekunden wird unsere bis dahin gute Stimmung durch die Ankunft einer Katze zwischen Leben und Tod getrübt. Konzentriertes Schweigen herrscht im Raum, während Ines in kürzester Zeit eine Kastration beendet und die Katze übernimmt. Die Temperatur ist so niedrig, dass sie mit unserem digitalen Thermometer nicht messbar ist. Keine offensichtlichen Anzeiche einer Verletzung, jedoch im Koma, ist diese Katze ein schwieriger Fall. Wir tun alles, was in unserer Macht steht: sie bekommt Infusionen, Medikamente, wird unter einer Wärmelampe platziert. Trotz aller Bemühungen und Anzeichen von Verbesserung, starb das Tier am nächsten Morgen. Diese Fälle machen uns immer wieder klar, wieso wir unsere Projekte unermüdlich fortsetzen müssen. Jedes gerettete Leben hilft uns, den Schmerz über den Verlust zu mildern und dem Tod, der immer wieder um uns herumgeistert, herum die Stirn zu bieten.

Am letzten Tag in der Klinik ist der Teamgeist auf seinem Höhepunkt: Alles läuft perfekt und rund, keine Hindernisse stören unsere eingespielten Abläufe. Petra aus Holland, die unglaubliche Kochkünste an den Tag legt, setzt es sich zum Ziel, uns mit vielen Litern Tee und Kaffee am Leben zu halten. Lisa unterhält uns mit Geschichten aus Schweden und anderen Ländern (und bringt mir unzählige Siamesen zum knuddeln). Virginia ist unsere Projektleiterin - umsichtig, überall gleichzeitg - andere würden Tausende bezahlen, um jemanden wie sie zu haben. Lyn besitzt einen geheimen Notfallmagneten: Kaum sprechen wir über eine beliebige, oft seltene Katzenerkrankung, schon landet genau so ein Fall auf unserem OP-Tisch.
Danke, Lyn! Roger, der die riskante Entscheidung eingegangen ist, uns in seinem warmen - im Sinn des Wortes und metaphorisch - Haus zu beherbergen und ausserdem großartige Fotos macht. Und die vielen anderen, die ich aufgrund meines Goldfisch-Gedächtnis hier nicht aufzählen konnte:

Es war uns eine große Freude, mit euch zusammenzuarbeiten. Euer Einsatz und eure Hingabe, um das Wohlergehen dieser Tiere sicherzustellen, hat mich schwer beeindruckt.
Ines, eine großartige Lehrmeisterin mit unglaublichen Fähigkeiten: Danke für deine Geduld, für meien Ausbildung, für Inspiration und Freundschaft. Und vor allem danke dafür, daß du die von mir verhasste Tätigkeit des Zähneziehens übernommen hast: Ich schulde dir 5 Euro. Und ein pinkes T-Shirt.

Helfen

Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!

Jetzt spenden!

In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:

  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de