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Alle Neune! Ein Nachtrag

Ein Bericht von Thomas Busch Tierarzt und 1. Vorsitzender

Meine emotionalen Tage habe ich hinter mir.  Was folgt, ist die postemotionale Phase, die fast noch schlimmer ist. Erst rettet man die Bande und dann muss man sie wieder abgeben. Nicht einfach! Aber wenn man vielen Tieren helfen möchte, ist die Weitergabe unerlässlich. Leider.  

Lassen wir das aber alles mal weg und konzentrieren uns auf das, für was wir angetreten sind. Die Kastrationen.  

Ich weiß, es ist theoretisch und nützt den bereits Geborenen reichlich wenig, aber hätten wir die Mutter rechtzeitig kastriert…  

… lägen die Kosten vielleicht bei ca. 50€ . Ein griechischer Tierarzt hätte zwischen  100 und 200€ verlangt und in Deutschland wären um die 1000€ fällig geworden. Danach wäre Ruhe gewesen.  

Wir waren aber nicht da. Oder zu spät. Oder wussten nichts von ihr. Das Ergebnis. Alle Neune!

Denken wir wirtschaftlich und ohne Emotionen. Rein finanziell. Eine Impfung in Griechenland liegt durchschnittlich bei 80 bis 100€, inklusive Pass und Mikrochip. Eine Kastration… siehe oben. Dann gibt es Futter und Pflege über mehrere Wochen, eine Parasitenbehandlung und letztendlich die Untersuchung auf Reisekrankheiten. Ganz, ganz unten kalkuliert sind auch hier 150€ pro Tier fällig. In Griechenland brauchen wir über eine Vermittlung nicht nachdenken. Also ab nach Deutschland. Das Flugunternehmen langt mit ungefähr 100€ bis 150€ pro Tier ebenfalls kräftig zu. In Deutschland werden Fahrketten gebildet, um die Zwerge von den Flughäfen zu den Vermittlungsstellen zu fahren. In unserem Fall sind 2500 km zusammengekommen.  

Sie haben mitgerechnet? Ganz unten kalkuliert sind lockere 500€ pro Tier weg. Wie manche Kritiker auf die Idee kommen, Tierschutzvereine aus Süd- und Osteuropa würden Geld mit der Vermittlung verdienen, ist mir schleierhaft.  Ja gut, es gibt überall schwarze Schafe. Aber eben auch weiße. Und das bitte ich tunlichst zu unterscheiden!

Unsere Rechnung ist aber noch nicht vollständig. Es fehlt Daria. Sie ist das kleine braune Mädchen, welches bereits sehr früh in ihrem Leben Pech hatte. Sie brach sich ihr Vorderbein. Was sie in dieser Zeit für Schmerzen aushalten musste, lassen wir weg. Emotionalität hat in diesem Bericht ja nichts zu suchen. Ihr Bein ist verkrüppelt und wird über kurz oder lang zu größeren Problemen führen. Also besuchen wir unsere Knochenspezialistin in Hamburg und bekommen einen Tag später einen OP-Termin. Und auch die Rechnung.  

Die 2500€ kommen also noch oben drauf und so haben wir für die „Rettung“ von neun Welpen gute 7000€ ausgegeben. 9x 500€ = 4500€ + 2500€ für Daria = 7000€

Und ganz zum Schluss meldet sich das deutsche Finanzamt und hätte gerne auf die Vermittlungsgebühr Steuern, da dieses Geld als Einnahme gilt. Klasse, oder?

Ahnen Sie, wie viele Tiere ein Team vom Tierärztepool von diesem Geld hätte kastrieren können?  

Die Pfiffigen unter Ihnen werden jetzt aber sagen: Moment mal, ihr bekommt ja auch eine Vermittlungsgebühr. Stimmt bedingt. Bis auf einen Welpen haben wir die restlichen an befreundete Tierheime und Pflegestellen verteilt. Da die deutschen Tierheime aber auch nicht immer im Geld baden können und wir froh sind, in der heutigen Zeit (Corona-Rückgänger, GOT-Erhöhung…) überhaupt Stellen gefunden zu haben, die uns die Zwerge abnahmen. Ob sie uns von der Vermittlungsgebühr etwas zurücküberweisen, überlasse ich ihnen.  

Und meine „Alle Neune“ waren junge, süße Hunde. Wissen Sie wie schwierig es ist, ein altes oder kompliziertes Tier zu vermitteln? Die sitzen oft monatelang bei uns und, benötigen medizinische Betreuung, manchmal teure Medikamente oder Sonderoperationen. Sie beanspruchen unser Personal, welches bei den Kastrationseinsätzen eh schon mehr als ausgelastet ist. 

Wer von Ihnen mir meine Emotionalität verziehen hat, welche mir diesen ganzen Schlamassel eingebrockt hat und der Meinung ist, dass viele Geld sollte nicht von dem bezahlt werden, was für Kastrationen vorgesehen ist, der darf gerne helfen. Auch Daria freut sich über Ihre Unterstützung.  

Und ich habe mir mit meinen „Neunen“ die Karten mal wieder selbst gelegt, um eine Erkenntnis zu untermauern, die mir vor 25 Jahren bereits klar war: Kastrationen sind der einzige Weg, um das Elend nachhaltig und für immer zu beenden.

Gott sei Dank muss ich heute nicht mehr abwägen, ob wir es uns „leisten“ können, zusätzlich zu den Kastrationen nicht auch bereits geborenes Leben zu retten. Ein großartiges Geschenk wofür ich und mein gesamtes Team Ihnen allen auf Ewig mehr als dankbar sind. Es gab mal andere Zeiten…

Ihr Thomas Busch

P.S. Und wer von Ihnen einen dieser zuckersüßen Zwerge adoptieren möchte… ich stelle den Kontakt zu den Tierheimen oder Pflegestellen gerne her.