Ein Bericht von Thomas Busch Tierarzt und 1. Vorsitzender

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Ein Neuner…. 

Es war ein Freitag, ich arbeitete bis spät mit einem Freund im Garten, als ich beschloss, für heute ist Schicht! Wir saßen noch draußen und ich checkte kurz mein Handy, als mir der Bericht von Thomas angezeigt wurde. Es dauerte eine Weile, bis ich diese Zeilen vollständig lesen konnte, denn mit Tränen in den Augen liest es sich verdammt schlecht.  Vielleicht kennen Sie seinen Bericht „alle Neune“ bereits, mich hat er auf jeden Fall sehr berührt. „ Dann helfen Sie mir und werden Teil meiner Probleme, holen Sie das alte Hundekörbchen aus dem Keller oder kennen einen Nachbarn der schon immer einen Hund wollte.“ 

Puhhh, da sitzen nun neun Welpen an der Zahl auf Kreta deren Karten auf ein Zuhause denkbar schlecht sind und das nach Corona, in Zeiten der Inflation, usw. – Jackpot. Meine beiden Hunde liegen zufrieden neben mir und dösen, hier ist es friedlich und Platz haben wir auch. Aber Zeit…? Die ist auch bei uns sehr kostbar. Und der richtige Zeitpunkt, nun der ist jetzt mit Sicherheit auch nicht da, aber mal im Ernst, wer oder was kommt denn bitte zur richtigen Zeit? Richtig - nichts….  

Balou mein Seelenhund lief mir im Juli 2019 in Griechenland vor meinem Hotel über den Weg. Aber ich wollte keinen Hund, nicht jetzt. Wir waren zur Hochzeit eingeladen, meine Tochter frisch ein Jahr alt und mein Partner, der mochte nicht einmal Hunde. 😉 Wissen Sie was? Nach zehn Tagen habe ich alles in meiner Macht Stehende getan, um dieses Tier zu retten und mit nach Deutschland zu holen. Auch Balou war der gleichen Meinung, als er am Tag unserer Abreise einfach mal auf die Rückbank des Mietwagens wollte und mich winselnd anflehte. Schlussendlich kam er erst im April 2021 nach Deutschland zu mir - krank, traumatisiert aber voller Vertrauen in mich. 

Mein Umfeld hat auf mich eingeredet. ALLE! Du kannst doch keinen Hund von der Straße holen, den du nur zehn Tage kennst und das nach eineinhalb Jahren! Zu Dir nach Hause - Du spinnst! Denk an deine Tochter, was ist, wenn da was passiert….  

Wissen Sie, meine Eltern haben immer Hunde besessen, gebrauchte Hunde, wie sie sie nannten. Hunde, die keiner mehr wollte, abgegeben weil sie zu viel Arbeit bedeuteten, neue Lebensumstände, kein süßer kleine Welpe mehr etc. Ich bin mit großartigen Hunden aufgewachsen 😊 

Elisa meine zweite im Bunde, mein kleiner Wirbelwind, kam im Juli 2023 zu uns mit knapp elf Monaten. Gerettet aus einem Canile in Italien, sehr dominant und durch die Prägungsphase in der Betonhölle, wie sie genannt wird, mit einer Sozialisierung, die ich persönlich als mittelprächtig beschreiben würde und dass, obwohl sie von einer Pflegestelle mit sechs weiteren Hunden kam, Enten, Katzen, Ziegen und wer weiß was da noch alles lebte.   

Im Laufe des Abends gingen mir Thomas seine Zeilen immer wieder durch den Kopf und beim Abendbrot sprach ich mit einem guten Freund darüber. „Was denkst Du, wenn ich dem Verein meine Hilfe in Form einer Pflegestelle anbiete?“ 

Seine Worte: „Du hast genug zu tun, überlege Dir gut, ob Du die Verantwortung als alleinerziehende Mami tragen willst. Außerdem kenne ich Dich, wenn der Hund ins Team passt, verlässt der Deinen Hof doch eh nur noch mit einem Zettel am Fuß.“ Okay er hat Recht, aber ich bin nicht allein, wir sind ein Team und sogar ein gutes Team! Und an jedem meiner Hunde bin ich gewachsen und habe immer etwas gelernt. Balou hat mir gezeigt, was es heißt, geduldig zu sein und dass der Wille alles ist, was zählt. Elisa hat mich gelehrt, was es heißt, Führung zu leben und zu geben, sie forderte diese jeden Tag und erkennt die kleinsten Schwachstellen.  

Gemeinsam sind wir ein Team, die Sozialisierung von Elisa hat im wahrsten Sinne Balou übernommen und das so erfolgreich, dass sie fast ausschließlich ohne Leine läuft. Mein Teil war lediglich die Impulskontrolle so stark auszubauen, wie es mir möglich war. 

Beide haben nie aktiv eine Hundeschule besucht und trotzdem die Vorprüfung für den Hundeführerschein mit Bravour bestanden. Auch meine Tochter hat aktiv davon profitiert. Bevor Balou kam, hatte sie Angst vor Hunden. Sie hat viel gelernt, was sie bereits erfolgreich umsetzten kann. 

Ein Welpe lernt am besten von seinen Artgenossen und wenn wir nur die Pflegestelle sind, dann können wir vielleicht die Karten von einem der neun Zwerge neu mischen und ihm ein schönes Zuhause suchen. 

Schreiben kostet nichts, also schrieb ich Thomas an und fragte nach den Bedingungen, erklärte ihm meine Situation - so ehrlich es mir möglich war. Mir war bewusst, dass ich in meiner Lebenssituation nicht 2x die Woche mit dem Welpen in die Hundeschule kann. Bin ich trotzdem geeignet als Pflegestelle?! Teilt er meine Ansichten?! Was muss ich als Pflegestelle mitbringen, was kann er mir zu den Welpen erzählen, wie ist der Ablauf und und und…. ich glaub er hatte schon Löcher im Bauch. 😊 Wisst ihr was, er hatte sich Zeit genommen, mir genau erklärt was möglich ist und was nicht, er hatte mir auch Zeit gegeben, meine Gedanken zu sortieren, um allein eine Entscheidung zu treffen.  

Gesagt, getan… wir sagten JA - sowohl Thomas also auch wir. Er schickte uns Bilder und Videos. Aktuell suchten alle noch eine Bleibe, also hatten wir die Qual der Wahl. Doch die war schnell getroffen. Ein Rüde sollte es sein. Ich sichtete die Videos, um einen ersten Eindruck zu bekommen und kam schnell zu dem Entschluss, der kleine mit dem skeptischen Blick aus der Mitte wird es - SIMBA. 

Am 27.08.2024 saß ein Hund namens Simba im Flugzeug, bereit die neue Welt zu erobern.  

Aber zuvor hatte das Team auf Kreta geholfen, den Kleinen vorzubereiten auf das große, neue Abenteuer namens Leben! 

Impfen, Chippen, das erste Halsband, das erste Mal Vertrauen in Zweibeiner fassen, kuscheln... Ihr habt euch Mühe gegeben, dass möchte ich an der Stelle mal ganz deutlich sagen. Alles war perfekt organisiert. Ein Großen Dank an Dich und dein Team!

Ein Welpe zieht ein! Die Zeit der kaputten Schuhe hatten wir eigentlich gerade passiert…. Alles zurück auf Anfang. Der kleine Mann kam an, natürlich durfte Balou ihn als erstes begrüßen und er stellte, wie zu erwarten war, alle Zeichen auf Grün. Jetzt die Kür, Elisa war an der Reihe, misstrauisch wurde er beäugt, beobachtet und seine Grenzen genau getestet. Eins ist klar, Simba macht seinem Namen alle Ehre! Er ist mutig, intelligent und beherrscht die Hundesprache perfekt. Gute Voraussetzungen. Mit fünf Monaten kam er stubenrein hier an, damit haben wir nicht gerechnet und sind positiv überrascht. Wir werden schauen, was Du noch so alles mit dir trägst und dir helfen - versprochen!

Er folgte mir die ersten zwei Tage viel, denn Elisa hat ihm sehr klar zu verstehen gegeben, ich find dich sch……. Aber wissen Sie was? Er hat nicht lockergelassen. Immer wenn sich eine Gelegenheit bot, mit Charme ein bisschen an sie heranzukommen, nahm er sie wahr und nutzte sie. Wie ich schon erwähnte, er ist schlau. Bereits innerhalb der ersten zwei Tage verstand er “wenn ich pfeife, kommen alle zu mir.“ Auch das Kommando „Sitz“ konnte er sich blitzschnell abgucken. 

Am zweiten Abend dann eine eher unfreiwillige Feuerprobe, Feuerwerk im Dorf! Balou war nicht mehr gesehen. Elisa ergriff nicht die Flucht. Ein großer Fan von dem Geballer ist sie aber auch nicht und Simba, der schaute mich an und ging neugierig durch den Garten und kam gelassen wieder zurück. Bravo Kleiner !!!

Da die Bindung zwischen mir und dem Kleinen gut ist und auch Balou ihm den nötigen Rückhalt bietet, wagte ich die erste Runde durch den Wald. An dieser Stelle möchte ich ausdrücklich daraufhinweisen, dass das jetzt beschriebene nicht die Regel ist und verdammt gefährlich sein kann. Denn oft entlaufen Straßenhunde in den ersten Wochen, weshalb Vorsicht geboten ist. 

Nachdem wir ein gutes Stück gelaufen sind, und das Team eine Stelle im Wald passiert hat, wo meine beiden großen immer toben, habe ich Simba von der Leine gelassen. Dazu kommt, Elisa ist von mir aus jedem Spiel abrufbar, somit war das Risiko für mich kalkulierbarer. Beide (die zurückhaltende Elisa und Simba) waren auf dem Spaziergang gelöst und zeigten Anzeichen von Spielaufforderungen. Also jetzt oder nie! 

Siehe da, beide flitzten ausgelassen durch den Wald. Ich verrate Ihnen was, Elisa hat einen neuen Fan namens Simba 😊

Kaum zuhause angekommen war Ruhe nötig und was passierte? Na, meine kleine Prinzessin kuschelt mit Simba auf Ihrem Platz!

Ich bin schon sehr gespannt und freue mich darauf, was Simba uns lehren wird. 

Wenn Sie möchten, halte ich Sie auf dem Laufenden. Und vielleicht haben die anderen Adoptanten auch Lust, von ihren Erfahrungen zu berichten.

Liebe Grüße, Eure Natascha