Kreta - April 2024
Ein Bericht von Isabel Schwarzenberger, Tierärztin
Schon ein zweites Mal durfte ich mich dieses Jahr dem Kastrationsteam, bestehend aus Marga und Miri, anschließen. Wieder ging es für zwei Wochen nach Kreta auf die Osttour. Als ich von Marga am Flughafen abgeholt wurde, kamen wieder alle Erinnerungen vom letzten Mal hoch und ich fühlte mich gleich ganz beflügelt, endlich wieder hier zu sein und etwas für die Tiere tun zu können.
Am nächsten Tag machten wir uns dann auch schon mit Sack und Pack auf den Weg, wir holten noch Miri am Flughafen ab und dann ging es nach Ierapetra, unsere erste Station. Als wir auf dem Gelände ankamen, erkannte ich so viele der Hunde wieder und es machte mich traurig zu wissen, dass sie womöglich ihr ganzes Leben noch hier verbringen werden. Aber dafür waren wir ja hier, um solche Schicksale zu verhindern! Miri zeigte mir nochmal alle Aufgaben und nach kurzer Zeit hatte ich wieder meine Routine gefunden. Katzen umsetzen, in Narkose legen, für die OP vorbereiten. Hunde sedieren, Venenkatheter schieben und in Narkose legen. So ging es den ganzen Tag. Und Marga kastrierte wie am Fließband und in einer Geschwindigkeit, wie man es selten sieht.
Nach drei Kastrationstagen ging es weiter nach Sitia, unser zweiter Kastrationsort. Dort angekommen zeigte uns die Leiterin des Tierheims einen Schuhkarton, der am morgen vor ihrer Tür gestanden war. Darin enthalten waren 4 Katzenwelpen, sie mussten in der Nacht geboren worden sein und irgendein grausamer Mensch hatte sie mitsamt der Plazenta der Mutter weggenommen, in diesen Karton gelegt und dann vor die Tür einer Tierschützerin gestellt… Was für eine absurde und schlimme Geschichte. Sie waren ganz kalt und schwach, aber sie atmeten noch! Nach kurzem Überlegen trafen wir die Entscheidung, dass wir alles für die Welpen tun würden, auch wenn die Chancen auf ein Überleben so gering waren. Neben den etlichen Tieren, die wir kastrierten, kümmerten wir uns also tags und nachts um die 4 neugeborenen Kätzchen, fütterten sie, wärmten sie, massierten ihren Bauch. Das Kleinste starb leider ziemlich schnell, die anderen kämpften aber weiter. Leider starben zwei weitere in der nächsten Zeit, aber eines der Kätzchen, das von Anfang an größte, überlebte bis heute uns ist jetzt eine schöne junge Katze! Zumindest ein Leben konnten wir somit retten!
Nach zwei Tagen in Sitia ging es schon wieder zurück in das New Life Resort und die nächsten drei Tage fuhren wir von dort aus zu unserem letzten Kastrationsort. Wieder lief alles wie am Fließband und ich war mal wieder auf’s Neue erstaunt, wie schnell und routiniert alles ablief und was an einem Tag erreicht werden konnte. Neben normalen Kastrations-OPs operierte Marga mal schnell auch noch eine Zwerchfellhernie. Dies ist ein Riss im Zwerchfell, durch den Organe aus der Bauchhöhle wie Darmschlingen und Leberlappen in den Brustkorb gelangen und das Atmen erschweren. Häufig ist dies die Folge eines Autounfalls. Die sehr komplizierte OP fertigte Marga mit Leichtigkeit ab und wieder wurde einem Tier geholfen.
Als mein Aufenthalt dem Ende zuging, war ich vor allem traurig, denn ich wollte so gern noch weiter Leid verhindern und gleichzeitig mein tiermedizinisches Wissen erweitern. Aber für mich ist klar, das war nicht der letzte Besuch auf Kreta und ich hoffe, bald wieder mit den Tierärzt*innen und Helfer*innen des Tierärztepools unterwegs sein zu dürfen. Danke, dass ihr so einen tollen Job macht!
P.S. Ich konnte einfach nicht widerstehen und habe ein paar Wochen später eine sehr liebe Hündin aus dem Tierheim in Ierapetra in Pflege genommen, ich hatte sie schon bei meiner letzten Kastrationsaktion kennen gelernt. Sie hat mittlerweile ein sehr schönes Zuhause gefunden!