Manchmal gibts nur eine einzige Chance. Leben oder Tod. Nichts dazwischen, nichts zum Verhandeln. Und manchmal ist es in unserem Alltag nur eine spontane Entscheidung.
Bei unserer zweitägigen Aktion in Agios Nikolaos in der Klinik von "VOCAL" kam sie. "Sie muss wahrscheinlich euthanasiert werden", stand auf ihre Zettel.
Eine süße, schon kastrierte dreifarbige Katze, die am Auge eine schreckliche Veränderung hatte. Sonnenstrahlung und weiße Katzen- diese Kombination ist auf Kreta und ähnlich sonnigen Insel eine tödliche Bedrohung.
Ihre Haut rund ums Auge und auf der Nase war bereits komplett weg. Man konnte die Knochen in der Augenhöhle schon sehen. "Ich entscheide am Ende", sagte ich, und wir machten weiter mit den restlichen Kastrationen. Meine Assistentin, Christina hatte die Box mit der Krebs Katze ganz hinten in die Reihe gestellt und ihr paar Worte und Streicheleinheiten geschenkt.
Oh je... - Wer Christina schon kennt, weiß ab jetzt, dass sie verliebt war.
Der ganze Arbeitstag ging so weiter: Katze zur Kastration sedieren, Krebskatze streicheln, Katze zur Kastration vorbereiten, Krebskatze ein Luftküsschen geschickt.
Ich wusste schon, dass ich "gezwungen" war, der Krebskatze eine Chance zu geben. Die OP würde nicht unbedingt erfolgreich sein. Die Haut war vom Krebs so weggefressen, dass es eventuell unmöglich sein würde, das Loch zu verschließen. Dazu kam, dass sich die Veränderung bis auf die Nase erstreckte, wo es kaum Haut gibt. Das alles habe ich dem Überbringer des Tieres erklärt und weiter gemacht. Ihre Operation dauerte ungefähr 40 Minuten. Die Wunde war zu. Eine Chance hat sie bekommen. Die nächsten 2 Wochen werden sehr kritisch sein, um zu zeigen, ob die Naht sich hält. Ich hatte aber Vertrauen in das Team von "VOCAL". Ich wusste, dass sie sehr gut aufgehoben sein wird.
"Denkst du nicht, dass sie intensive Betreuung braucht?", fragte mich Christina während wir das Equipment packten.
"Doch, die Leute hier sind doch erfahren und sollte die Naht nicht halten, dann muss sie leider eingeschläfert werden, der Tierarzt ist um die Ecke "
"Ja, aber wir haben sie 24 Stunden unter Kontrolle und können jederzeit einspringen".
Christinas Augen waren schon feucht, und da wir uns inzwischen so gut kennen ohne zu reden, wusste ich, dass die Katze mitkommen wird.
"Pack sie ins Auto".
Lene, die Krebskatze erholt sich im NLR. Es ist jetzt fünf Tage seit ihrer OP und im Moment bleibt noch alles zu. Ob es so bleibt oder ob der Krebs nochmal kommt, können wir noch nicht sagen. Aber eine Chance geben können wir, und das haben wir getan.
Eure Antonia