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Umbau im New Life Resort - Teil 1

Ein Bericht von Thomas Busch | Tierarzt

Es ist inzwischen 22:15 Uhr. Von Oliver keine Spur. Gott sei Dank soll es nicht regnen. Wir können also die Sachen, die nach Kreta müssen, draußen liegen lassen.
Endlich! Oliver meldet sich. Er ist gerade losgefahren. In dreieinhalb Stunden ist er in München.

„Wann wollen wir packen und weiterfahren?“, fragt er und ich wiederum frage mich, wann er denn schlafen will? "Spätestens um 4:00 müssen wir starten, die Fähre in Ancona legt um 14:00 Uhr ab. Das wird eh alles super eng werden“, antworte ich und sehe uns noch lange nicht an Bord.

Die Hitze macht uns zu schaffen. Schon ab 9:00 Uhr ist es kaum auszuhalten. Wir trinken pausenlos, müssen aber fast nie auf die Toilette.Thomas Busch

„Wird schon, ich gebe Gas“ sind vorerst die letzten Worte die den Start in ein neues Abenteuer einläuten.

Oliver kenne ich nicht. Er mich auch nicht, nur von Erzählungen. Wir beide haben also keine Ahnung, auf wen und was wir uns da einlassen. Olivers Lebensgefährtin hat Nina Schöllhorn bereits öfter auf Einsätzen begleitet und ihn überreden können, mir beim Bau unserer neuen Hundehäuser im neuen NLR zu helfen. Der dritte Akt im Drama um unseren Umzug auf Kreta. Ich weiß nicht viel, nur, dass es diesmal alles schön werden soll. Alles. Ich bin das Improvisieren so leid!

Und ich weiß, dass Oliver zig Dinge gekauft hat, die wir dringend beim Umbau brauchen. Noch habe ich keine Ahnung, dass er handwerklich ein absoluter Profi ist. Ich hätte es mir aber denken können, denn im „normalen“ Leben baut er Flugzeuge.

Um drei Uhr klingelt er mich raus. Geschlafen habe auch ich kaum. Noch 15 km, dann ist er da.

Wir laden die Dinge ein, die Melanie und ich bereits vor die Tür gestellt haben. Es ist finstere Nacht und ich hoffe, dass unsere Nachbarn nicht gestört werden. Schon beim Einpacken wird mir klar, dass unsere Reise erfolgreich werden wird. Oliver arbeitet schnell und ist flink wie ein Wiesel. Um 3:45 Uhr verlassen wir München. 15 Minuten gewonnen.
Ankunft Ancona laut Navi: 12:30 Uhr. Verdammt, da gibt es so gut wie keine Reserven. Außerdem müssen wir zuvor noch die Tickets abholen und einchecken.

Der VW ächzt. Der Anhänger ist proppenvoll, aber erst auf Kreta werde ich staunen, was da alles drin ist. Oliver hält noch bis zur deutschen Grenze durch, dann übernehme ich. Er schläft sofort ein.

Um 12:45 Uhr erreichen wir Ancona.
"Alles gut", simse ich zu Melanie, die bereits in Griechenland gelandet ist. Sie führt dort zeitgleich eine Kastrationsaktion durch, allerdings im Norden des Landes.

Zwei Tage später erreichen wir Kreta.
Oliver und ich haben uns auf der Tour kennengelernt, aber die wahren Fähigkeiten dieses Mannes werden erst erkennbar, als er seine Arbeitshandschuhe anzieht. Der Sanierungsmarathon ist eingeläutet.

Wir befreien das Gelände von Unkraut. Überall liegt Müll herum.
Was wir später eventuell noch brauchen können bleibt, der Rest fliegt weg.

Oliver hat ein wahres Werkzeugparadies mitgebracht. Und endlos Baumaterialien. Jetzt weiß ich, warum der VW stöhnte...
Am ersten Abend hören wir frühzeitig auf. Um 18:00 Uhr landet Malte in Heraklion. Wir holen ihn ab und wollen uns auf dem Hinweg ein Bild des ortsansässigen „Baumarktes“ und dessen Sortiment machen. Man weiß ja nie...
Malte ist inzwischen zu meinem Freund geworden, und ein Freund der Arche ist er sowieso. Er ist Elektriker, trotz seines jungen Alters in Kürze Meister und es gab und gibt nichts, was er nicht wieder zum Laufen, Leuchten oder Erwärmen kriegt. "Natürlich nehme ich mir Urlaub und komme mit“, waren seine Worte, als er hörte, dass ich ein Bauprojekt auf Kreta starte. Zuverlässig, motiviert und fachlich topp. Drei Männer gegen einen alten Pferde- und Ziegenstall, aus dem in 14 Tagen ein Hundehaus werden soll.

Die Hitze macht uns zu schaffen. Schon ab 9:00 Uhr ist es kaum auszuhalten. Wir trinken pausenlos, müssen aber fast nie auf die Toilette. Diskussionen gibt es selten. Alles scheint klar, obwohl eigentlich nichts klar ist. Lassen wir das alte Dach drauf? NEIN! Alles runter und neu. Undichte und rattenverseuchte Dächer haben wir seit dem Wegzug aus dem alten NLR hinter mir gelassen. Ok, also runter damit und schon stehen wir oben und rupfen die alten Dachpfannen ab. Bei der darunter liegenden Verlattung stellt sich die Richtigkeit dieser Entscheidung heraus. Viele Dachlatten sind vergammelt, einige Dachziegel kaputt und die letzte Maus verschwindet, als wir ihr Nest eröffnen.

Andi kommt mit seinem Nachbarn. Er lebt seit vielen Jahren auf Kreta, ist Schreiner und hat uns - gegen Bezahlung natürlich - bei vielen Renovierungsarbeiten in unserer Quarantäne und im ganzen Wohnhaus geholfen. Mit einem akzeptablen Stundenlohn wird auch er uns helfen. Speziell bei der Beschaffung der Dinge, die nicht in Olivers Anhänger sind. Deshalb ist auch sein Nachbar mitgekommen, denn mit ihm besprechen wir die Baggerarbeiten für die Betonplatte. In zwei Tagen wird er kommen und die Fläche ebnen, dann legen wir die Abwasserrinnen und einen Tag später bringt er den Beton. Hoffentlich.

Laut Internet könnte es heute regnen. Wir haben unseren Rhythmus der Hitze angepasst. Aufstehen um 4:30Uhr. Dann ist es fast hell und kühl. Man kann arbeiten. Gegen 13:00 Uhr verziehen wir uns ins Haus, arbeiten hier weiter und machen gegen 15:00 Uhr einen kurzen Mittagsschlaf. Leider fällt der in Zukunft fast regelmäßig aus, aber wir tun so, als merken wir es nicht. Gegen 18:00 Uhr kann man sich wieder aufs Dach wagen, ohne zu verbrennen, aber ab jetzt kommen die Mücken. Die Regenwolken hindern die Sonne an ihrer brutalen Kraft. Wir arbeiten durch. Auch deshalb, weil die Isolierung zwischen den Sparren liegt und beim besten Willen nicht nass werden sollte. Gegen Mittag fallen die ersten Tropfen. Wir treiben uns gegenseitig an. Es sind nur wenige Tropfen und gegen Abend liegt die Folie da, wo sie hingehört. Die Verlattung nageln wir noch drauf, aber die Dachpfannen kommen erst morgen an die Reihe.

Heute rücken die Baumaschinen an. Die Vorbereitungen für die Betonplatte laufen auf Hochtouren. Parallel dazu gibt es Planänderungen. Das Gefälle des Daches vom rechten Haus ist nicht steil genug. Wir haben Angst, dass bei starkem Wind und Regen, die Tropfen unter die Pfannen gedrückt werden. Das gefällt uns nicht. Also entscheiden wir uns für eine Blechbedeckung. Mehrkosten, die nicht eingeplant sind, entstehen. Wie noch so manches Mal in den kommenden Wochen!

Ebenso müssen wir, was den Strom angeht, an den Sicherungskasten im Haus. Alles andere wäre eine Notlösung und würde bedeuten, dass beispielsweise Waschmaschine und Rotlichtstrahler nicht gleichzeitig das Stromnetz belasten könnten, ohne das die Sicherung rausfliegt. Das bedeutet einen Graben von ca. 70 Metern. Leider auch das Auffräsen von ca. 6 Metern hartem Beton. Oliver und Malte sind nicht zu stoppen. Sie arbeiten inzwischen ohne Mittagspause durch. Die Bagger erledigen einen fantastischen Job. Lassen Sie mich bitte an dieser Stelle einmal mit dem dummen Gerücht aufräumen, die Griechen wären faul und unpünktlich. Was ich hier an präziser Arbeit vorfinde, kann seinesgleichen suchen. Einer der Bagger nimmt uns das Buddeln des 70 Meter langen Grabens ab. Per Hand hätten wir das nie geschafft. Die Rahmen der Eisentüren werden eingepasst, denn die Türschwelle ist unser Maß für den Betonboden.

Wir dürfen an dieser Stelle keine Fehler machen. Alles was in oder unter den Betonboden eingebracht werden muss, kann nachträglich nicht mehr eingesetzt werden.

Morgen kommt der Beton. Bis dahin müssen die Abwasserrinnen eingepasst sein. Eine Präzisionsarbeit, denn das Gefälle muss auf 23 Meter absolut in die richtige Richtung zeigen. Den Graben ziehen wir mit der Hand. Es ist unglaublich anstrengend, zumal die Sonne uns versucht, auszutrocknen. Um 5 Uhr haben Malte und ich den 70 Meter Graben, in dem nun das Stromkabel liegt, zugeschüttet. Die Temperatur um diese Uhrzeit ist noch erträglich.

Eine alte, eingemauerte Tränke steht im Weg. Mit dem Presslufthammer steht sie nach einer Stunde nicht mehr im Weg. Wasser - liegt. Strom - liegt. Abwasserrinnen - liegen. Verschalung - bis auf kleine Stellen, fertig. Türrahmen - eingepasst. Morgen in aller Frühe legen wir noch die Eisenmatten aus und dann kann der Beton kommen.

Um 22:30 Uhr kommen Nina und Jana vom Kastrationseinsatz in Platanias wieder. Wir sind alle so fertig, dass wir im Stehen einschlafen. Essen will keiner mehr.

Ich telefoniere noch kurz mit Melanie, die in Nordgriechenland einen Kastrationseinsatz durchführt und höre, dass dort alles prima organisiert ist. Na bitte, es läuft an allen Fronten.

Der Pumpenwagen ist zu groß. Verdammt. Er passt nicht an unserem Haus vorbei um in die Nähe der Baustelle zu kommen. Es muss ein kleinerer angefordert werden. Zeitverzögerung. Die griechischen Arbeiter sind perfekt organisiert. Sie bereiten sich und die restlichen Kleinigkeiten vor, um das große Betonfinale einzuleiten. Der kleinere Pumpenwagen kommt recht schnell. Wir haben inzwischen die Einfahrt ein bisschen vergrößert, was bedeutet, dass einige neu gesetzte Pflanzen dem Reisen zum Opfer fallen. Egal, nach diversem Rangieren ist er an der Baustelle. Dann folgen die Mischer. Die Pumpe läuft und ab jetzt fliegen die Arbeiter. Es muss schnell gehen, denn in dieser Hitze bindet der Beton schnell ab. Aber sie sind Profis und uns bleibt nichts anderes übrig, als zuzugucken. Das tut auch mal ganz gut!

Aber im Haus selber wartet Arbeit genug, demnach ist das mit dem Zugucken auch schnell wieder vorbei. Am späten Nachmittag ist es vollbracht. Eine perfekte griechisch deutsche Zusammenarbeit hat ein wunderschönes Ergebnis vorzuweisen. Der Beton ist glatt wie ein Kinderpopo und absolut perfekt. Wir sind mehr als zufrieden und glücklich. Einzig der Sonnenbrand nervt und die Mückenstiche zählen wir nicht mehr.

Irgendwie scheint bei uns allen der Akku leer zu werden. Außer bei Oliver. Er hat sich vorgenommen, die Fenster noch einzubauen, denn morgen will er auf die Fähre und wieder nach Hause fahren. Alle Überredungskünste, noch ein bisschen zu bleiben, helfen nicht. Er hat eine Firma in Deutschland und die verlangt nach seiner Anwesenheit. Ich kann mit Recht sagen, dass er am Gelingen dieses Projektes den größten Anteil genommen hat, und es tat mir gut, jemanden an meiner Seite zu haben, der, egal was man umsetzen wollte, alles absolut perfekt machte und viiiieel besser, als ich es geschafft hätte.

Auch Malte wirkt ein bisschen traurig, denn obwohl er mit seinen jungen Jahren ebenfalls ein großes handwerkliches Geschick - und erst recht in seinem Elektrofach - vorzuweisen hat, ist es neben einem Altmeister ein ganz anderes arbeiten. Verdammt, wo ist die Woche geblieben? Die Fotos, die ich nachts sortiere, zeigen aber eindeutig den Erfolg. Und wir sind ja noch lange nicht fertig...

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Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
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In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an   jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.

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  Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer

  ACE - Tiere in Not (Epanomi)

TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de