Adventskalender des Tierärztepool: 01.12.2019
Schreie!
Nicht irgendwelche Schreie, sondern die, die einem durch Mark und Bein gehen.
Normalerweise folgt diesem Szenario eine Stille, die daraufhin weist, dass es vorbei ist. Endgültig vorbei. Das Leben ist ausgehaucht.
Nicht aber in einem Tierheim. Hier mischen sich unter das vermeintlich Panische hunderte von Kehlen, die einfallen in den Todesgesang.
Normalität kehrte in dieser Stunde erst langsam wieder ein.
Eine Hündin kastrieren in 7 Minuten – Aufschneiden und Zunähen eingerechnet! Immer wieder schaue ich mir das Video auf tieraerztepool.de an und muss an diversen Stellen auf „Pause“ drücken, weil die Bilder an einigen Stellen wie vorgespult wirken… Seit meinem Studienabschluss 2005 bin ich immer mal wieder auf Arche Noah Kreta e.V. gestoßen, seit einigen Jahren legen wir die Tierärztepool-Einsatzberichte und -Reports in unserer Praxis aus, die ich jedes Mal mit Fernweh im Herzen verschlinge – und
Lange Berichte sind nicht so mein Ding. Ich packe lieber mit an und sehe mich eher an der Front als hinterm Computer.
Aber wenn man schon zulangt und aus den Zwingern eines völlig überfüllten Tierheimes auf Rhodos etwas herauszieht, und das auch noch krumme Beine hat, ja dann bleibt einem ja fast nichts anderes übrig - will man die Kosten zusammensammeln.
Ich sitze in einem typischen Dacia und rolle über Rumäniens inzwischen gar nicht mehr so holprigen Straßen. Drei Stunden wird die Fahrt vom Flughafen nach Balş dauern. Meine Augen haften am Straßenrand, denn dort sind sie wieder: Rumäniens zahllose Straßenhunde.
Rumänien. So heißt also das Ziel meines ersten Einsatzes, auf den ich den Tierärztepool von Anfang bis Ende begleiten soll. Bis jetzt habe ich Ines Leeuw und Thomas Busch schon zweimal auf einem Einsatz unterstützt, allerdings jeweils nur für einige Tage.
Spät in der Nacht erreichen wir unsere Pension. Der Leihdacia hat uns sicher, wenn auch rutschig, durch die Karpaten geführt. Im dichten Schneetreiben ist uns ein kurzer Blick in dieser tiefschwarzen Nacht hinüber zum Tierheim verwehrt geblieben.
Rumänien ist für mich das Land der Gegensätze. Sie begegnen einem auf Schritt und Tritt, auch auf unserer langen Fahrt, die jedem unserer Einsätze zwangsläufig voraus geht.