Suro
Januar 2019 unser Hund „Osiris“ (ehemaliger Grieche, 16 Jahre alt) beschließt an einem Donnerstagnachmittag, dass es jetzt Zeit für ihn ist, zu gehen.
Die Trauer über seinen doch so plötzlichen Verlust, die Leere und das Loch, dass er hinterlässt, trifft uns hart. Der große schwarzweiße Rüde, der sanftmütig und mit großer Geduld und Ruhe das hektische Leben in unserer Familie mitgetragen hat, ist nicht mehr da. Sein Platz ist leer, der Schmerz sitzt tief.
„Ich will keinen zweiten Hund mehr…..“, teile ich meiner Familie mit. Immer und immer wieder, denn den Verlust von Osiris empfinde ich als zu groß. „Wir haben doch unsere Dicha und sie ist fit und genießt jetzt vielleicht das Einzelhundedasein mit uns gemeinsam.“
Einige Wochen nach dem Tod von Osiris wird mir jedoch immer mehr bewusst, dass der Verlust nicht nur meine Familie und mich schmerzt, sondern auch unsere Hündin. Der, der vieles geordnet, erledigt und geregelt hat, ist nicht mehr für sie da. Ich sehe und spüre, dass keiner aus unserer Familie diesen Platz bei ihr ausfüllen kann. Sie fängt an sich zu verändern. Ist es ihre Unsicherheit nun alles alleine regeln zu müssen, die Gewohnheit, nie Einzelhund gewesen zu sein oder doch eher ihre Krankheit (Epilepsie)?
Ich kann es leider nicht beantworten.
Der Gedanke an einen zweiten Hund blitzt immer wieder auf, wird eine immer größer werdende Überlegung. Auf einmal wird es zum Gesprächsthema. Fast täglich. Unsere Tochter ist die erste, die ihren Wunsch nach einem zweiten Hund konkretisiert. Sie wünscht sich einen „normalen“ Hund ohne Epilepsie, mit dem man schmusen, spielen, zum Hundetraining gehen und viel Spaß haben kann. (Bei Dicha enden zu große Reizüberflutungen oder Stress immer wieder in starken epileptischen Anfällen, trotz Medikamenten und tierärztlicher Betreuung).
Bedenken bestehen aber auch. Möchte ich wieder über viele Jahre die Verantwortung für einen Hund übernehmen? Schaffen meine Familie und ich zwei Hunde verantwortungsvoll zu betreuen und artgerecht auszulasten? Neben Beruf, Schule und Alltag? Dazu kommt noch, dass unsere Lebensplanung eigentlich in den nächsten Jahren anders aussehen soll. Wir wollen reisen, durch Europa.
Dalai Lama hat gesagt: „Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.“
Wir haben Wege gefunden!
Für meine Familie und mich war klar, wenn ein zweiter Hund einzieht, dann nur einer aus dem Tierschutz. Also ran an den Computer und zwei mir gut bekannte Tierschutzorganisationen aufgerufen. Eine davon ist in Rumänien, die andere war der Förderverein Arche Noah Kreta e.V.. Am Anfang lag der Fokus unserer Tochter stark auf einem Welpen aus Rumänien, aber mein Fokus war von Anfang an auf einen bestimmten Hund gerichtet. Ich sah ihn in der Rubrik „Zuhause gesucht“ und sofort war ich Feuer und Flamme von diesem süßen Kerl. Genau mein Beuteschema. Ideale Größe, kurzes Fell, richtiges Alter, kein Welpe. Aber was mich am meisten beindruckt hatte, waren seine wunderschönen tiefbraunen Augen und sein Blick. Da saß er nun auf seinem Stein im NLR auf Kreta. Sein Blick frech, aufgeweckt und zugleich mit so einer Tiefe gefüllt.
„Herzlich Willkommen in meinem Herzen kleiner Suro“, dachte ich.
Es war Mitte Juli, als ich Kontakt zum Förderverein Arche Noah Kreta e.V. aufnahm und mich für Suro bewarb. Es folgten ein paar sehr nette, wichtige und informative Gespräche. Vielen herzlichen Dank an dieser Stelle an Sara Kohl und Sabrina Klüßendorf für eure Unterstützung.
Nun war es also so weit. Die Vorfreude auf Suro riesengroß und dann stand er da, am 22. August vor unserer Haustür. Neugierig und freundlich schaute er in unsere erwartungsvollen Augen, am Ende der Leine hielt ihn seine bisherige liebevolle Bezugsperson Miriam Klann fest, die beim Förderverein ein Praktikum absolvierte und Suro in- und auswendig kannte.
Wir waren begeistert, aber war unsere Hündin das auch? Schließlich hat sie bei uns das Sagen.
Aber schneller als wir gucken konnten, hatte Suro Dicha um seine Pfote gewickelt. Die Hündin, die sonst immer in der zweiten Reihe steht, wenn Hundebesuch kommt. Die, die genau schaut, wie ihr gegenüber tickt. Die, die immer einen riesigen Radau macht, wenn andere Hunde kommen, nahm Suro in Empfang, als wäre es ihr bester Kumpel. Keine Viertelstunde später sausten, purzelten und kugelten beide schon spielender Weise durch den Garten an unseren Füßen und am Kaffeetisch vorbei.
Familienzusammenführung erstmal geglückt!....puhhh…..Gott sei Dank!!
Der erste Schritt war nun also getan, der einfachere wohlgemerkt. Die Vorfreude und die Spannung der letzten Wochen hatten sich verzogen und so kehrte der Alltag ein.
Die Fragen: „wird er sich an uns genauso binden wie an Miriam? Was wird er zu unserem Kater „zu Guttenberg“ sagen? Bleibt er katzenfreundlich? Wie wird er damit umgehen, wenn wir alle nicht zu Hause sind? Wie findet er das Autofahren? Wir wollen doch Reisen und da ist das Autofahren wichtig“, lösten sich eine nach der anderen in Wohlgefallen auf.
Mittlerweile ist es Herbst geworden und Suro schon einige Wochen bei uns in der Familie.
Interessant wäre es zu wissen, was er wohl vor seinem Auffinden in Trikala alles erlebt hat. Bei manchen Reaktionen kann man sehen, dass aus ihm die pure Angst schaut. Gewalt hat er sicher erfahren. In welcher Form und Intensität können wir natürlich nur vermuten. Bei uns liebt er es auf jeden Fall, in seinem weichen Körbchen oder auf dem Sofa zu liegen und gekrault zu werden. Die Sonne genießt er hingebungsvoll mit geschlossenen Augen. Es ist berührend ihn so zu beobachten. Es schaut friedlich aus.
In solchen Momenten kann man sich gar nicht vorstellen, wie grausam das Leben für die Tiere dort vor Ort sein muss.
Umso beeindruckter und faszinierter bin ich davon, wie Suro sich an neue Situationen heranführen lässt, wie er sie annimmt und umsetzt. Wohlwissend, dass er schon einen gut gefüllten Rucksack mit verschiedensten Erfahrungen aus seinem ersten Leben trägt. Es ist für ihn seit Mai eine hundertprozentige Lebensveränderung.
Suro, der kleine Musterschüler, Streber, Schlingel, Haustürklingelverbeller, Flegel, Dicha-Versteher, Mantrailer, ängstliches Sensibelchen und Familienhund, ist ein richtiger Herzensbrecher!
Wir freuen uns sehr, dass du in unserer Familie bist! Herzlich Willkommen, Suro!
Vielen herzlichen Dank an das gesamte Team vom Förderverein Arche Noah Kreta e.V.
Ohne euch würde es diesen Bericht nicht geben. Suro wäre einer von Vielen gewesen, die auf diese Welt kommen und wieder gehen, ohne wahrgenommen zu werden.
Liebe Grüße Simone Ziegler mit Familie und allen Vierbeinern
Helfen
Der Förderverein Arche Noah Kreta e.V. ist ein tiermedizinisch orientierter Tierschutzverein, dessen Schwerpunkt die Kastration von Straßentieren ist. Das Team besteht aus mehreren Tierärztinnen und Helferinnen, die international Kastrationsaktionen durchführen.
Jeder bekommt eine Chance auf ein besseres Leben! All das wird nur möglich durch Ihre Spende!
In vielen unserer Projekte werden regelmässig Helfer benötigt. Manchmal brauchen wir tiermedizinisch vorgebildete Unterstützung. Manchmal einfach Menschen, die die Tiere vor und nach der OP betreuen, Boxen waschen und anpacken, wo Hilfe benötigt wird. Wenn Ihr der Meinung seid, dass wir Euch kennenlernen sollten, sendet uns eine Email an jobs@tieraerztepool.de.
Oft aber kann jeder einfach helfen - so zum Beispiel bei den Kastrationsprojekten auf Rhodos oder in Epanomi. Hier werden Leute benötigt, die Katzen vom und zum Fangort fahren, Fallen und Boxen reinigen usw.
In den Helfergruppen auf Facebook könnt Ihr Euch vernetzen:
Flying Cats e.V. - Kastrationsprojekt Rhodos - Helfer
TierInsel Umut Evi e.V.: Kontaktaufnahme über tierinsel-tuerkei-vorstand@t-online.de